Fridjof Henke / Tischlermeister

War der Tischlerberuf schon ihr Kindheitstraum oder wollten Sie damals etwas anderes werden?

Eigentlich wollte ich als Kind Clown, ICE-Fahrer und Geschäftsmann werden. In dieser Reihenfolge.

Wie kamen Sie dann auf die Idee, Tischler zu werden?

Während der Abiturphase wurde mir klar, dass ich nicht einfach vage drauf los studieren wollte. Ich hatte genug davon, mir beim Lernen den Allerwertesten breitzusitzen. Ich wollte einen sinnvollen Job, bei dem ich geistig und körperlich gefordert bin. Also fing ich eine Zimmererausbildung in der kleinen Bau- & Möbeltischlerei V. Baesler in der verschlafenen Kleinststadt Osterwieck an. Das war für mich als gebürtigen Berliner natürlich gewöhnungsbedürftig. Durch die Abgeschiedenheit konnte ich mich aber stärker der Ausbildung widmen. So stand ich häufig nach Feierabend noch in der Werkstatt und tüftelte an eigenen Projekten. Mein Meister hat mir hierbei viele Freiheiten gelassen, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Nach einem halben Jahr bin ich noch in die Tischlerlehre gewechselt. Das hatte eigentlich versicherungstechnische Gründe, war aber eine glückliche Fügung. Durch ein gewisses Talent konnte ich diese sogar nach eineinhalb als Klassenbester abschließen. Statt an Fachwerkhäusern arbeite ich seither vorwiegend an Vollholzmöbeln. Es gefällt mir, dass sehr präzise gearbeitet werden muss. Nach dieser Ausbildung und fortlaufender Begeisterung für meine Tätigkeit, war die Meisterfortbildung dann Pflicht. Und weil ich gerade noch im Lernprozess war, habe ich die Sache nicht auf die lange Bank geschoben.

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrer Tätigkeit?

Holz, Holz und alles rund ums Holz. Ich finde es großartig, dass ich mit diesem einzigartigen und natürlichen Werkstoff so vielseitig arbeiten kann. Dem Material sinnvolle Formen zu verleihen und Unikate zu schaffen ist das Schönste. Speziell das Ölen fein geschliffener Laubholzoberflächen hat fast schon meditativen Charakter bei mir und bringt eine große Genugtuung.

Gibt es auch Dinge, die Ihnen am Beruf nicht gefallen oder auch Projekte, auf die Sie nicht stolz sind?

Es gibt kaum Dinge, die mich wirklich am Beruf stören. Doch wenn ich etwas benennen muss, ist es das Schleifen ausartend großer Projekte. Das wird sehr schnell äußerst eintönig. Und was Projekte angeht, auf die ich nicht gerade stolz bin, so ist es wohl mein Meisterstück.
 

 
"Ich wollte einen sinnvollen Job, bei dem ich geistig und körperlich gefordert bin."
 

Ich wollte unbedingt etwas Spektakuläres schaffen und habe ich dabei ziemlich verrannt. Es war komplizierter, aufwändiger und größer, als es eigentlich nötig gewesen wäre. Dadurch hat es an bestimmten Stellen an Perfektion gemangelt. Ich kann nur empfehlen, hier bodenständig zu bleiben.

Was hat Ihnen die Meisterschule bisher zusätzlich zur Fachqualifikation gebracht?

Ellenlange Rechnungen sowie bereichernde Freundschaften. Aber der Abschluss hat schon und wird sich bestimmt noch als Türöffner für viele schöne Projekte erweisen.

Was zeichnet einen guten Handwerksmeister im Tischlerhandwerk Ihrer Meinung nach aus?

Ehrliche und saubere Arbeit sowie ein Blick für nachhaltige Ästhetik. Außerdem sollte trotz oder gerade wegen der betriebswirtschaftlichen Kenntnisse nach der Devise "lieber gut, als möglichst billig" agiert werden. Nur so lässt sich das Handwerk noch als richtiges Handwerk erhalten und kann sich so von der Industrie abheben.

Fridjof Henke
Robert Iwanetz