Stefan Knebel / Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister

Stefan Knebel
Robert Iwanetz

 
von Robert Iwanetz

Vom Notfallplan zur Traumlösung

Dass der Familienbetrieb nicht geschlossen wird, sondern mit ihm in die nächste Generation übergeht, macht Stefan Knebel sichtlich stolz. In rund drei Jahren soll es soweit sein: Dann plant sein Vater Andreas, sich zur Ruhe zu setzen. Dabei war lange nicht klar, ob es jemals überhaupt zu einer Betriebsübergabe kommen würde.

Noch in seiner Jugend hatte Stefan Knebel ganz andere Pläne. Nach der Realschule wollte er eigentlich Kfz-Mechatroniker werden. Doch seine Noten machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen blieb ihm nur die Lehre bei seinem Vater – damals mehr Notfallplan als Wunschlösung. "Rückblickend war das die beste Entscheidung. An der Firma hängt so viel Herzblut, deswegen bin ich total glücklich, wie alles gekommen ist", erzählt der heute 32-Jährige.

Nach seiner bestandenen Gesellenprüfung wechselt er zu einem anderen Fliesenlegerbetrieb in Leipzig und arbeitet dort mehrere Jahre auf Montage. Teilweise ist er zwei Wochen am Stück unterwegs für Bauvorhaben in ganz Europa. Erst ein schwerer Motorradunfall, den er nur durch Glück überlebt hat und durch den er fast ein Jahr lang nicht arbeiten kann, lässt ihn umdenken. "Irgendwann wollte ich nicht mehr ständig unterwegs sein und eine neue berufliche Perspektive haben", sagt Knebel.

2015 kehrt er dafür ins Familienunternehmen zurück. Von Anfang an reizen ihn die Möglichkeiten der Selbstständigkeit. Stefan Knebel will in den nächsten Jahren den körperlichen Anteil seiner Arbeit reduzieren. Mehr Zeit im Büro verbringen und weniger auf der Baustelle sein. So merkt er schon länger, wie der Trend bei Fliesen zu immer größeren Formaten geht: "Das ist handwerklich oftmals sehr anspruchsvoll und dadurch interessant, aber körperlich natürlich auch enorm anstrengend", sagt der gebürtige Leipziger, der in Markkleeberg lebt. Bis zu drei Meter große keramische Fliesen hätten sie schon verbaut, für deren Transport sechs erwachsene Männer nötig seien. "Da kostet eine einzelne Naturstein-Fliese schon einmal über 2.000 Euro", so der Handwerksprofi, der den letzten der vier Teile der Meisterprüfung kurz vor Ausbruch der Coronapandemie erfolgreich abschloss.

Um schnellstmöglich in seine Rolle als künftiger Geschäftsführer hineinzuwachsen, ist er derzeit dabei, sich von seinem Vater die wichtigsten kalkulatorischen Fähigkeiten in seinem Gewerk abschauen: das richtige Aufmaß und die dazu passende Preisgestaltung.

Auch das Erstellen von 3D-Animationen für aufwendige Badsanierungen bei Privatkunden gehört künftig zu seinen Aufgaben.

Um zu wenig Arbeit muss er sich dabei kaum sorgen. "Wir werden überschüttet von Anfragen", sagt Stefan Knebel. Bis weit in den Sommer 2021 hinein sei der Familienbetrieb, der 2001 gegründet wurde, praktisch schon ausgebucht. Die insgesamt fünf Mitarbeiter kämen kaum mit der Arbeit hinterher. Neben den Aufträgen bei Privatkunden ist das Unternehmen viel für die Stadt Leipzig beim Neubau von Schulen und Kindergärten tätig.

"Viele Kunden schätzen unsere Qualität als Meisterbetrieb, auch wenn wir manchmal teurer sind als die Konkurrenz." So war es für Stefan Knebel ein ganz persönliches Anliegen, die Meisterschule zu absolvieren – unabhängig davon, dass seit diesem Jahr auch wieder die Meisterpflicht in seinem Gewerk existiert.

 
"Viele Kunden schätzen unsere Qualität als Meisterbetrieb, auch wenn wir manchmal teurer sind als die Konkurrenz."
 

Stefan Knebel hält diese politische Kehrtwende grundsätzlich für eine positive Entwicklung – vor allem als wirksames Mittel gegen die Nachwuchsprobleme unter Fliesenlegern. Er selbst hat auch gerade einen Lehrling unter seinen Fittichen – der erste im Betrieb seit über zehn Jahren. "Wir hatten lange gar keine Anfragen von Interessenten und nun konnten wir uns sogar den besten Kandidaten aussuchen", berichtet Knebel. Er selbst hat Spaß daran, sein Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. "Ich hoffe, dass wir als Unternehmen in Zukunft unseren Bedarf an Facharbeitern so selbst decken können." Dann mit ihm als Geschäftsführer.