Archivbeitrag | Newsletter zur Meisterfeier 2019Lea Diekmann / Zimmerermeisterin

Wieso sind Sie Zimmerin geworden?

Ich mag das handwerkliche Arbeiten einfach. Es ist so schön bodenständig und ursprünglich, sinnvoll und überall zu gebrauchen.

Statt zu theoretisieren wird im Handwerk traditionell auf aktives Handeln und Schaffenskraft gesetzt. Mir gefiel der Gedanke, so einen Beruf zu erlernen, um etwas von Dauer schaffen zu können. Die Zimmerei hat mir unter den vielen Handwerken dann besonders zugesagt. Man kann an verschiedenen Bauprojekten mitwirken und die Ergebnisse teilweise noch nach Jahrhunderten sehen. Darüber hinaus schienen die Aufgaben vielseitig und anspruchsvoll zu sein.
 

Was ist für Sie das Schönste an der Zimmerei?

Es ist einfach super, dass man mit einer Lehre im Zimmererhandwerk überall auf der Welt arbeiten kann. Wenn ich mich heute entschließen würde, nach Australien auszuwandern, müsste ich mir keinerlei Gedanken machen, dort einen Job zu finden.

Und dann ist es einfach nur erfüllend, draußen zu sein und mit den Händen zu arbeiten. Das habe ich auch im Rahmen meiner Wanderschaft mehr als schätzen gelernt. Dabei habe ich mir viele Arbeitstechniken von Handwerkern aus verschiedenen Regionen angeeignet. Mit diesem Erfahrungsschatz habe ich mich dann auch fit genug gefühlt, um die Meisterqualifikation in Angriff zu nehmen.
 

Gibt es auch Dinge oder Entwicklungen, die Sie am Zimmererhandwerk stören?

Wo Licht ist, muss auch Schatten sein, deshalb gibt es selbstverständlich Aspekte und Entwicklungen, die mich an der Zimmerei stören. Der Umstand, dass handwerkliche Arbeit zunehmend von großen Maschinen erledigt wird, macht mich als traditionelle Handwerkerin nicht besonders froh.

Natürlich muss sich das Handwerk an moderne Entwicklungen anpassen, aber die Arbeit einer automatisierten Abbundanlage zu kontrollieren, verstehe ich nicht unter Handwerk im eigentlichen Sinn. Und dann nervt mich auch das Vorurteil, dass Frauen für Bauberufe eher ungeeignet sind. Das sind Ansichten von vorgestern und ich bin es müde, mich im 21. Jahrhundert noch regelmäßig damit auseinandersetzen zu müssen.
 

Haben Sie konkrete Pläne, was Sie langfristig mit dem Meistertitel erreichen wollen?

Der Abschluss öffnet viele Türen. Durch welche ich gehen werde, kann ich noch nicht genau sagen. Reizvoll wäre beispielsweise eine Spezialisierung im Bereich ökologisches Bauen oder in der Denkmalpflege. Auch ein Studium in diese Richtung ist nicht ausgeschlossen.
 

Welche Fähigkeiten und Kenntnisse sollte eine gute Meisterpersönlichkeit haben?

Hilfreich sind auf jeden Fall Berufserfahrung, die Fähigkeit, Theorie und Praxis zu verknüpfen und soziale Kompetenz, um Teams erfolgreich anleiten zu können.

dieckmann
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