
Konjunktur im Handwerk erhält starken Dämpfer
28. Mai 2009 | Die Konjunktur im Handwerk des Direktionsbezirkes Leipzig hat im Jahresvergleich zwar einen starken Dämpfer erhalten; massive Einbrüche sind allerdings nicht zu verzeichnen. Jedoch erwarten in einzelnen Branchen die Betriebe in den nächsten Monaten eine Verschlechterung der Geschäftslage.
Auf diesen Kern brachte der Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, Joachim Dirschka, am Donnerstag (28. Mai) die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage der Kammer, an der 493 Betriebe teilnahmen.
Geschäftsklimaindex gesunken
Über alle Branchen hinweg bezeichnen 78 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend, das sind nur zwei Prozent weniger als im Frühjahr 2008. Als schlecht beurteilen 22 Prozent die Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex (das Ergebnis aus aktueller Lage der Betriebe und Prognose) ist im Jahresvergleich von 78,5 auf 72,5 Punkte gesunken, erreicht aber nicht die schlechten Werte der Jahre 2001 bis 2005.
Differenzierte Entwicklung in den Branchen
Zum Teil sehr differenziert ist die Entwicklung in einzelnen Branchen. So ist der Anteil der Betriebe mit schlechter Geschäftslage im Bauhandwerk mit 31 Prozent deutlich höher als im Frühjahr 2008 (22 Prozent). Bei den Prognosen für die nächsten sechs Monate gehen nur 14 Prozent der befragten Betriebe von einer wieder besseren Entwicklung aus.
Das Ausbauhandwerk beurteilt seine aktuelle Geschäftslage deutlich positiver, nur 17 Prozent als schlecht (Frühjahr 2008: 12 Prozent). Aber 28 Prozent erwarten in den nächsten Monaten eine Verschlechterung.
Handwerke für den gewerblichen Bedarf von Wirtschaftskrise betroffen
Besonders betroffen von der Wirtschaftskrise sind die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, die in größerem Umfang als Zulieferer für die Industrie arbeiten (zum Beispiel Metallbauer, Elektromaschinenbauer). Die Einschätzung der Geschäftslage ist dort zwar immer noch positiver als im Durchschnitt der Branchen, von einer guten Entwicklung sprechen aber nur noch 15 Prozent, vor einem Jahr waren es 44 Prozent.
Im Kraftfahrzeuggewerbe konnte bisher durch die Umweltprämie und den damit verbundenen Kauf von neuen Fahrzeugen ein Einbruch der Geschäftslage verhindert werden. Sie ist aber auch die Ursache für die schlechte Erwartungshaltung der Betriebe, fast die Hälfte (44 Prozent) beurteilt die Aussichten als schlecht, nur neun Prozent sind optimistisch.
Investitionen
Jedes zweite befragte Unternehmen investierte im Befragungszeitraum überhaupt nicht, jedes fünfte reduzierte seine Investitionstätigkeit. Ursache dafür sei auch das Verhalten der Finanzierungspartner, stellt Präsident Dirschka heraus. "Trotz der Vielzahl neuer Instrumente und Mittelstandsprogramme erleben die Unternehmen jedoch die Verteuerung der Kredite, Nachforderung von Sicherheiten, Verschlechterung des Ratings und lange Prüf- und Bearbeitungszeiten für Kreditanfragen. Banken und Sparkassen müssen ihre Aufgabe der Finanzierung des regionalen Mittelstandes gerade in Krisenzeiten ernst nehmen."
Beschäftigung
Die Beschäftigung im Handwerk ist leicht zurückgegangen. Über alle Branchen hinweg haben 17 Prozent der befragten Betriebe Mitarbeiter entlassen müssen, nur neun Prozent konnten zusätzliche Kräfte einstellen. Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl sank im Jahresvergleich von 8,7 auf nun 8,1. "Drei Viertel der Betriebe haben ihre Beschäftigten gehalten", unterstrich Joachim Dirschka, und betonte: "Fachkräfte bleiben das wichtigste Kapital im Handwerk."
Hoffnung auf Impulse aus dem Konjunkturpaket II
Große Hoffnungen verbindet das regionale Handwerk (insbesondere die Bau- und Ausbaubetriebe) mit dem Konjunkturpaket II. "Es kommt jetzt darauf an, die innerhalb der Pakete zur Verfügung gestellten Mittel - zum Beispiel für die Region Leipzig mehr als 120 Millionen Euro - für Baumaßnahmen der Städte und Gemeinden schnellstmöglich umzusetzen und zusätzliche Belastungen für die Unternehmen zu vermeiden", so Joachim Dirschka. Er fordert ebenso einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf arbeitsintensive Dienstleistungen.