Archivbeitrag | Newsletter 2014Handwerk bewertet Zahlungsmoral derzeit positiv
Das deutsche Handwerk schätzt die aktuelle Zahlungsmoral seiner Kunden mit "gut" ein. Dies geht aus der creditreform-Analyse der Wirtschaftslage im Handwerk zum Frühjahr 2014 hervor. Für die Analyse wurden 3100 Handwerksbetriebe befragt.
Schlechte Zahlungsmoral der Behörden
Trotz der positiven Einschätzung des Zahlungsverhaltens attestieren die Handwerker bei Privatkunden jedoch einen leichten Trend hin zu einer späteren Zahlung. 87,2 Prozent der befragten Betriebe erhalten ihr Geld innerhalb von 30 Tagen. Das sind 2,6 Prozent weniger als im Vorjahr.
Problematisch sei das Zahlungsverhalten der öffentlichen Hand. Dieses ist zwar weitgehend stabil geblieben, aber trotzdem muss jeder vierte Betrieb (24,5 Prozent) bis zu 90 Tage auf sein Geld warten.
EU-Zahlungsverzugsrichtlinie KMU-freundlich umsetzen!
Vor diesem Hintergrund setzt sich die Handwerkskammer zu Leipzig mit Nachdruck für eine Änderung des Gesetzentwurfs zur Umsetzung der EU-Zahlungsverzugsrichtlinie eingesetzt. Das Bundesjustizministerium plant, das BGB so zu ändern, dass eine Zahlungsfrist von 60 Tagen möglich ist. Derzeit gerät ein Schuldner in Deutschland jedoch automatisch nach 30 Tagen in Zahlungsverzug.
Die Handwerkskammer befürchtet, dass die avisierte Fristverlängerung die Liquiditätssituation kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) verschlechtert. Große Auftraggeber dürften ihre Marktmacht nutzen und die Frist voll ausschöpfen. Handwerksbetriebe müssen jedoch Materialkosten, Löhne, Steuern und Sozialversicherungsbeiträge vorfinanzieren und werdn dann länger auf ihr Geld warten müssen.
Weil es Deutschland freisteht, Vorschriften zu erlassen, die für die Gläubiger günstiger sind als die Regelungen der EU-Zahlungsverzugsrichtlinie, sollte der Gesetzgeber die 30-Tage-Frist unverändert erhalten und nicht ohne Not aufweichen. Der vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz vorgelegte Referentenentwurf zur Umsetzung der EU-Zahlungsverzugsrichtlinie ist entsprechend anzupassen.