Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 11/2025Work-Life-Balance eher schwierig

Firmenübergabe: Bei der JESPO Jentzsch & Spott Bau GmbH aus Doberschütz ist Gründer Klaus-Dieter Jentzsch gerade dabei, die Geschäfte an die nächste Generation zu übergeben.

Robert Iwanetz

Ein Porträt von Robert Iwanetz.

Firmenübergabe: Bei der JESPO Jentzsch & Spott Bau GmbH aus Doberschütz ist Gründer Klaus-Dieter Jentzsch gerade dabei, die Geschäfte an die nächste Generation zu übergeben.

Zwischen zwei Baustellenbesuchen noch schnell in die Kalkulation hineinschauen und nebenbei den nächsten Tag für die verschiedenen Teams koordinieren – so sieht der Alltag aus für Melanie und Steven Jentzsch. Was als Einstieg in das Familienunternehmen vor fünf Jahren begann, wurde für die beiden Bauingenieure schnell ein Crashkurs in Unternehmensführung – mit allem, was dazugehört: lange Tage, schwierige Entscheidungen und eine steile Lernkurve. »Unsere Aufgaben sind extrem vielfältig und man musste erst nach und nach in den Job hineinwachsen«, erzählt Melanie Jentzsch. Sie ist die Tochter von Firmengründer Klaus-Dieter Jentzsch. Steven Jentzsch, der die Geschäftsführung komplettiert, ist der Mann ihrer Schwester.
 

Innenräume auf dem RB Leipzig-Campus verputzt

Die JESPO Jentzsch & Spott Bau GmbH geht mittlerweile ins 28. Betriebsjahr. Gegründet kurz vor der Geburt von Melanie von ihrem Vater und seinem mittlerweile verstorbenen Partner Dieter Spott im Doberschützer Ortsteil Battaune, der zwischen Eilenburg und Torgau liegt. Erledigt werden praktisch alle Hochbau-Aufgaben: vom schlüsselfertigen Bau über Sanierungen bis hin zu Putz-, Dämm- und Trockenbauarbeiten. Zu Hochzeiten waren teilweise 40 Mitarbeiter beschäftigt und große Projekte verwirklicht. Das Unternehmen verputzte beispielsweise 16.000 Quadratmeter Innenräume auf dem RB Leipzig-Trainingscampus. »Heute arbeiten wir zu 90 Prozent nur noch für öffentliche Auftraggeber in der Region zwischen Leipzig, Delitzsch, Wittenberg, Bitterfeld, Wurzen, Eilenburg und Torgau«, sagt Gründer Klaus-Dieter Jentzsch. Einige Jahre bauten sie fast nur Feuerwehren, später Schulen und Kindertagesstätten. Aktuell sanieren sie einige Mehrfamilienhäuser in Leipzig. »Gute Aufträge aktuell im Bau an Land zu ziehen, ist aber schwierig«, sagt Klaus-Dieter Jentzsch.
 

Stellen können nicht nachbesetzt werden

Überall fehle es an öffentlichen Mitteln für Projekte. Wo sich früher fünf bis sechs regionale Firmen auf eine Ausschreibung beworben hätten, sind es laut Jentzsch nun teilweise 25 aus ganz Deutschland. Dazu käme, dass es gerade im ländlichen Raum schwierig sei, gute Mitarbeiter zu gewinnen. »Viele unserer Alteingesessenen stehen kurz vor der Rente oder sind schon gegangen, und wir schaffen es aktuell nicht, die Stellen nachzubesetzen«, sagt Melanie Jentzsch. Auch bei der eigenen Ausbildung ist die Situation kritisch. Von 15 Azubis, die eine Lehre zum Maurer oder Trockenbauer bei ihnen begannen, schafften nur zwei erfolgreich die Gesellenprüfung abzulegen. »Es ist sehr frustrierend, wie viel Energie man in die Azubis steckt und teilweise einfach keine Motivation da ist«, sagt die 29-jährige Geschäftsführerin. Seit Jahren beteiligen sie sich an Ausbildungstagen an den umliegenden Schulen, doch kaum jemand könne sich eine Karriere in der Baubranche vorstellen. »Das liegt in unserem Fall natürlich auch an der ländlichen Lage und den Entfernungen zu den verschiedenen Berufsschulen, was alles sehr kompliziert macht.«
 

Anderes Leben für die Tochter geplant

Für sie selbst war hingegen immer klar, dass sie einmal in das Familienunternehmen einsteigen will. »Ich bin auf unseren Baustellen groß geworden.« Nachdem sie ihr Studium beendet hatte, stieg sie 2021 zusammen mit ihrem Schwager Steven Jentzsch in die Planungsebene der Firma ein. Ein Plan, dem ihr Vater anfangs zwiegespalten entgegenstand.

»Natürlich bin ich sehr stolz, dass die Unternehmensgeschichte weitergeschrieben wird«, sagt Klaus-Dieter Jentsch. »Aber ich weiß nur zu gut, was es bedeutet, Geschäftsführer von einem Handwerksunternehmen zu sein. Ich wollte für meine Tochter nicht unbedingt ein Leben, wo man manchmal 4 Uhr nachts nochmal aufsteht, um die Zahlen durchzugehen oder Schreiben an säumige Kunden verfassen muss«, so der 57-Jährige ehrlich. Er selbst habe die Interessen der Firma öfter als ihm lieb war vor seine eigene Familie stellen müssen. »Eine ausgeglichene Work-Life-Balance ist in einem Betrieb von unserer Größe schwierig.«

Aktuell zählt die Firma – nach einigen Verkleinerungen – noch 20 Mitarbeiter. Vier verschiedene Teams aus Maurern und Trockenbauern sind auf den Baustellen unterwegs, dazu kümmern sich vier Personen am Firmenstandort in Battaune um die Planung, Absprachen, Kalkulation und Materialbeschaffung. »Ich bleibe aber nur noch so lange dabei, bis die beiden sich bereit fühlen, die Verantwortung allein zu schultern«, sagt Klaus-Dieter Jentzsch. Zum Glück habe man frühzeitig mit der Übergabe begonnen, deshalb habe man jetzt keinen Zeitdruck. Aktuell wird er aber definitiv noch gebraucht. Denn Tochter Melanie hat erst vor wenigen Wochen ihr erstes Kind bekommen. Es ist die nächste Generation, die auf den Baustellen der JESPO Jentzsch & Spott Bau GmbH aufwachsen wird.



JESPO Jentzsch & Spott Bau GmbH

 

Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift »Unternehmen im Fokus« in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammmer zu Leipzig 11/2025 erschienen.

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