
Archivbeitrag | Newsletter 2021Wirtschaftliche Lage sehr differenziert
Ergebnisse der Konjunkturbefragung Frühjahr 2021
"Der lange Lockdown seit November 2020 ist verbunden mit vielen Belastungen, wie komplexe Hygienekonzepte mit verschärften Arbeitsschutzauflagen und schwieriger Materialbeschaffung. Zudem sind vielfach die Umsätze gesunken. Das drückt die Stimmung in weiten Teilen des Handwerks", beschreibt Claus Gröhn, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, die Situation.
"Immer mehr Betriebe in immer mehr Gewerken spüren die Auswirkungen. Je kleiner der Betrieb ist, desto größer scheint die Belastung. Noch bilden die Bau- und Ausbaugewerbe die Ausnahme, obwohl auch sie zunehmend unter der rasanten Preisentwicklung für Bau- und Rohstoffe leiden. Besonders betroffen macht, dass so viele die Hoffnung auf bessere Zeiten im Sommer nicht mehr haben", so Gröhns Fazit zu den Ergebnissen der Frühjahrsumfrage der Kammer bei ihren Mitgliedsbetrieben.
Aktuell bewerten 52 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage mit "gut" und 15 Prozent mit "schlecht". In Summe überwiegen zuversichtliche Meinungen (Geschäftslage "gut" oder "befriedigend") mit 85 Prozent. Dieser Anteil ist aber im Vergleich zum Vor-Corona-Frühjahr 2019 um 10 Prozentpunkte gesunken.
Mit Blick auf das Sommerhalbjahr 2021 erwarten 9 Prozent der Betriebe eine bessere Geschäftslage, 21 Prozent gehen vom Gegenteil aus, 71 Prozent hoffen auf Stabilität. Im Frühjahr 2019 gingen nur knapp 5 Prozent von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage aus. Der Geschäftsklimaindex ist gegenüber dem Frühling 2019 um 28 auf 110 Punkte gesunken.
Es fehlt eine verlässliche Perspektive
"Die Betriebe sind durch die im zurückliegenden Jahr sich ständig verändernden Rahmenbindungen und politischen Entscheidungen verunsichert. Es fehlt für Optimismus eine verlässliche Perspektive", so Gröhn. Bemerkenswert sei, dass nur jeder zehnte Betrieb einen Antrag auf Überbrückungshilfe III gestellt habe. Bis Ende März 2021 hatte die Hälfte der antragstellenden Betriebe Zahlungen erhalten.
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Konjunkturanalyse Frühjahr 2021
Vom 15. bis 31. März wurden 2.574 Handwerksbetriebe der Region Leipzig zur konjunkturellen Lage befragt. An der Befragung beteiligten sich 474 Handwerksbetriebe mit insgesamt 7.214 Beschäftigten. Die Rücklaufquote betrug 18,4 Prozent.
Konjunkturindikatoren
Der Auftragsbestand ging während des Winterhalbjahres weiter zurück. 73 Prozent meldet aktuell gestiegene oder gleich hohe Auftragspolster, bei einem Drittel sind dagegen die Auftragseingänge gesunken. Die Auftragsreichweiten liegen im Durchschnitt bei zwölf Wochen. Betrachtet man das die zurückliegenden zwölf Monate, so hatte jeder zweite Betrieb Auftragsrückgänge zu verkraften, durchschnittlich von mehr als einem Drittel (36 Prozent).
Die Auslastung der Handwerksbetriebe in den vergangenen drei Monaten war in den Handwerksbranchen unterschiedlich. Mit 73 beziehungsweise 66 Prozent waren das Kraftfahrzeuggewerbe und das personenbezogene Dienstleistungsgewerbe am wenigsten ausgelastet. Das Ausbaugewerbe erzielte dagegen – im Vergleich zum Gesamthandwerk – eine überdurchschnittliche Auslastung von 93 Prozent. Das Bauhauptgewerbe sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf waren durchschnittlich mit jeweils 86 Prozent ausgelastet.
Der Gesamtumsatz ging bei vielen Unternehmen zurück. Nur zwei Drittel fuhren entweder bessere oder gleich hohe Umsätze ein. Drei Viertel hoffen, dass es im Sommerhalbjahr besser laufen wird.
Die Investitionsbereitschaft im Handwerk verharrt auf niedrigem Niveau. 72 Prozent der Unternehmer investierten mehr oder gleich viel in neue Maschinen, Werkzeuge, Räumlichkeiten und digitale Ausstattung.
Während nur 48 Prozent der befragten Unternehmen höhere Verkaufspreise durchsetzen konnten, mussten 86 Prozent gestiegene Beschaffungspreise zahlen. Auch für die kommenden Monate rechnen die meisten Unternehmen damit, wachsende Einkaufspreise verkraften zu müssen.
Die Beschäftigung ist seit Frühjahr 2019 leicht rückläufig. Die überwiegende Zahl der Betriebe (81 Prozent) behielt ihre Teamstärken oder stellte zusätzliches Personal ein. Für den Sommer wird bei der Mehrheit (81 Prozent) die Zahl der Beschäftigten stabil bleiben, 8 Prozent wollen Fachkräfte einstellen. Ein Problem war für viele Betriebe im Corona-Jahr die eingeschränkte Verfügbarkeit der Mitarbeiter. Aufgrund von Quarantäne, geschlossenen Schulen und Kitas sowie anderer pandemiebedingter Faktoren war durchschnittlich ein Drittel der Beschäftigten nicht voll einsetzbar. Die Unternehmen haben auf die wirtschaftliche Entwicklung vor allem mit Kurzarbeit und Abbau von Arbeitszeitkonten reagiert.
Lagebeurteilung einzelner Handwerksgruppen