Chips, Leiterplatte, Platine, Kondensatoren, Elektrinik. Bild: HandmadePictures / stock.adobe.com
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Wirtschaftliche Lage gut - Erwartungen bereits eingetrübt

Ergebnisse der Konjunkturbefragung im Handwerk der Region

19. Mai 2022 | Nach der für viele Handwerksbetriebe kräftezehrenden Corona-Pandemie hatten die Unternehmen gehofft, wieder voll durchstarten zu können. Doch mit dem Ukrainekrieg und seinen Folgen, wie steigende Energie- und Materialpreise sowie Lieferengpässe, müssen erneut enorme Herausforderungen bewältigt werden.

Unter diesen Vorzeichen befragte die Handwerkskammer zu Leipzig in diesem Frühjahr ihre Mitgliedsbetriebe zu ihrer aktuellen Geschäftslage und den Zukunftsaussichten.

Insgesamt hat sich die Geschäftslage gegenüber dem Frühjahr des Vorjahres trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten deutlich verbessert (2021: 60 Prozent bewertet die Geschäftslage mit gut, 2021: 50 Prozent), erreicht aber noch nicht das Vor-Corona-Niveau (2019: 70 Prozent gut).

Für die bevorstehende Konjunkturperiode rechnen nur fünf Prozent der Unternehmen mit einer Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage, die überwiegende Zahl der Betriebe (70 Prozent) geht von einer unveränderten Geschäftslage aus. Maßgebend für diese Einschätzung ist die Verunsicherung der Unternehmen durch die gegenwärtige politische Entwicklung.

Aus der Beurteilung der aktuellen und erwarteten Geschäftslage ergibt sich der Geschäftsklimaindex, er beträgt 112 Indexpunkte.
 

Einzelne Konjunkturindikatoren

Der Auftragsbestand ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. 86 Prozent melden aktuell gestiegene oder gleich hohe Auftragspolster, jedes siebente Unternehmen verzeichnet weniger Auftragseingänge. Im vergangenen Jahr war es noch jedes vierte. Die Auftragsreichweiten liegen im Durchschnitt bei 13 Wochen.

Die durchschnittliche Auslastung eines Handwerksbetriebes in der Region Leipzig stieg im Vergleich zum Vorjahr um 5 Punkte auf 91 Prozent.

Mit 78 beziehungsweise 81 Prozent waren das Kraftfahrzeughandwerk und das Personenbezogene Dienstleistungsgewerbe am wenigsten ausgelastet. Die Bau- und Ausbaugewerbe erzielten dagegen - im Vergleich zum Gesamthandwerk - eine überdurchschnittliche Auslastung von 95 Prozent. Die Handwerke für den gewerblichen Bedarf waren durchschnittlich mit 92 Prozent ausgelastet.

Der Gesamtumsatz ist bei einem Drittel der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Bei der Hälfte ist er gleich geblieben. Die überwiegende Mehrzahl (85 Prozent) hofft, dass dies auch im Sommerhalbjahr so bleibt.

Drei Viertel der befragten Unternehmen konnten höhere Verkaufspreise durchsetzen, gleichzeitig mussten fast alle (96 Prozent) gestiegene Beschaffungspreise zahlen. Auch für die kommenden Monate rechnen alle Unternehmen damit, wachsende Einkaufspreise verkraften zu müssen, die Mehrzahl (80 Prozent) geht davon aus, die Verkaufspreise ebenfalls zu erhöhen.

Die Investitionsbereitschaft im Handwerk verharrt auf niedrigem Niveau. 71 Prozent der Unternehmer investierten mehr oder gleich viel in neue Maschinen, Werkzeuge, Räumlichkeiten und digitale Ausstattung. Nur jedes sechste Unternehmen plant, in den kommenden Monaten mehr zu investieren.

Die aktuelle Beschäftigungslage ist leicht rückläufig. Dennoch behielt die überwiegende Zahl der Betriebe (80 Prozent) ihre Mitarbeiterstärke oder stellte zusätzliches Personal ein. Mit Blick auf die kommenden Monate deutet sich keine Veränderung an. Gewerkeübergreifend haben in den Handwerksbetrieben durchschnittlich sechs Menschen ihren Arbeitsplatz.
 

Einzelne Handwerksgruppen

Eine besonders gute Geschäftslage bestätigen die Ausbaugewerbe. Drei Viertel bezeichnen ihre Lage als gut, ein knappes Viertel als befriedigend. Ähnlich positiv schätzen die Handwerke für den gewerblichen Bedarf die Lage ein. Schwierig ist die Geschäftslage für die Personenbezogenen Dienstleistungen, in denen mehr als ein Viertel der Betriebe eine schlechte Geschäftslage konstatiert.

Im Baugewerbe und im Kfz-Gewerbe sehen die Betriebe mit den meisten Sorgen auf die kommenden Monate. Ein Drittel beziehungsweise die knappe Hälfte der Betriebe erwartet eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Dies deutet sich bereits in den Aussagen zum aktuellen Auftragsbestand an, den mehr als ein Drittel der Betriebe des Bauhandwerks und ein Viertel des Ausbauhandwerks für den Befragungszeitraum als unterdurchschnittlich bezeichnen. Gleichzeitig liegt der Auslastungsgrad in beiden Bereichen bei 95 Prozent, dies widerspiegelt bereits deutlich den Mangel an Fachkräften.

Während insgesamt in den Bau- und Ausbauhandwerken die Beschäftigungszahlen noch stabil blieben (durchschnittlich zehn Mitarbeiter), musste im Bauhauptgewerbe bereits ein gutes Drittel mit weniger Personal auskommen und nur wenige (3 Prozent) konnten ihren Mitarbeiterbestand aufbauen. Auch im Ausbaugewerbe musste jedes sechste Unternehmen mit weniger Personal auskommen, jedes zehnte konnte einstellen.

Die Mitarbeiterzahl in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf liegt mit 9,6 deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre (13,8).
 

Ausbildung

Zum 31. Dezember 2021 waren 3.462 junge Menschen als Auszubildende in einem Handwerksbetrieb registriert, im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um weniger als einem Prozent.

Für das kommende Ausbildungsjahr 2022/2023 wurden bereits 396 neue Lehrverträge abgeschlossen.

Pressemitteilung vom 19. Mai 2022

wolter-dr. andrea-web2023 Marco Kitzing

Dr. Andrea Wolter

Pressesprecherin

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