
Medieninformation vom 28. September 2023Weite Wege zu den Berufsschulen und fehlende Unterkünfte für Auszubildende
Umfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern rückt Berufsschulsituation in den Fokus
28. September 2023 | Mehr als ein Viertel aller Auszubildenden im Freistaat Sachsen ist mehr als 90 Minuten zur Berufsschule unterwegs. Für ein Drittel ist der Weg vom Wohnort zur Berufsschule länger als 50 Kilometer. Deshalb ist rund ein Drittel der Auszubildenden auf eine Unterkunft an den Berufsschulstandorten angewiesen. Doch in diesem Bereich gibt es noch Nachholbedarf.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Sonderumfrage, die die sächsischen Industrie- und Handelskammern sowie die sächsischen Handwerkskammern zur Situation an den Berufsschulstandorten im Freistaat durchgeführt haben. Demnach sind lange Schulwege die Realität für die Berufsschüler.
Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass Azubis in Sachsen oftmals weite Wege zur Berufsschule auf sich nehmen müssen. Zwar wären sicherlich entsprechende Unterkünfte direkt an Berufsschulstandort oder eine gut getaktete ÖPNV-Anbindung eine Alternative. Doch das ist gerade in den ländlichen Regionen Sachsens nicht der Fall, sagt Frank Wagner, Präsident der Handwerkskammer Chemnitz. „Doch nicht nur für die Auszubildenden ist das eine schwierige Situation. Auch die Betriebe geben an, dass lange Schulwege und fehlende Unterkünfte am Berufsschulstandort Auswirkungen auf die Berufswahl haben. Jugendliche informieren sich heute vorab genau über die Rahmenbedingungen, bevor sie einen Lehrvertrag unterschreiben. Wenn diese nicht stimmen, führt das im schlimmsten Fall dazu, dass man sich einen anderen Ausbildungsplatz außerhalb des Handwerks sucht. Den Mangel an Fach- und Arbeitskräften im regionalen Handwerk wird man so nicht beheben können.“
„Umso wichtiger ist es, dass an den Berufsschulstandorten ausreichend gut ausgestatte und von Mitarbeitern betreute Unterkünfte für die Auszubildenden vorhanden sind. Die gemachten Zusagen im Zusammenhang mit der Einführung des Berufsschulnetzplanes müssen eingehalten werden“, betont Kristian Kirpal, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig. „Erste Investitionen der Schulträger in die Schulinfrastruktur an den BSZ-Standorten weisen in die richtige Richtung. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen aber auch, dass es noch erhebliche Defizite gibt und die Rahmenbedingungen für die duale Ausbildung verbessert werden müssen. Im schlimmsten Fall gefährdet die Situation der Auszubildenden und Betriebe den erfolgreichen Berufsabschluss und verschärft damit den Fachkräftemangel nachhaltig. Hier sollten die Schulträger zeitnah aktiv entgegenwirken.“
Gemeinsam appellieren die sächsischen Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern eine zügige Bestandsaufnahme der aktuellen Situation vorzunehmen, und zwar noch vor der geplanten Evaluation im Jahr 2025. Die Schaffung ausbildungsfreundlicher Rahmenbedingungen muss vor dem Hintergrund eines zunehmenden Fachkräftemangels Priorität haben. Qualität der Lehre, Lehrermangel, Unterrichtsausfall, lange Schulwege, mangelnde Unterkünfte beziehungsweise schlechte Unterkünfte, steigende Kosten der Ausbildung sind Themen, die dringend angegangen werden müssen und vor allem zeitnahe, praktikable und unbürokratische Lösungen erfordern.
Gemeinsame Pressemitteilung der sächsischen Handwerkskammern sowie der Industrie- und Handelskammern