
Archivbeitrag | Newsletter 2012Was motiviert Handwerker zur Meisterausbildung?
Wer in einem Meister- beziehungsweise Selbstständigen-Haushalt aufgewachsen ist, strebt später oft eine vergleichbare Karriere an.
Diese Erkenntnis hat das Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk an der Uni Göttingen (ifh) mit einer Umfrage unter 1.300 Meisterschülern ermittelt.
Selbstständigkeit und beruflicher Aufstieg als Motivation
Viele junge Fachkräfte, die eine Meisterausbildung absolvieren, haben die Motivation für diesem Schritt aus ihrem familiären Umfeld geschöpft. Mehr als die Hälfte der befragten Meisterkursabsolventen gab an, einen Meister in der Familie zu haben oder eine Person, die sich bereits selbstständig gemacht hat. Meist handelt es sich dabei um die Eltern, Onkel oder Tanten.
Neben der Zielsetzung der Meisterschüler, nach der Meisterprüfung die berufliche Selbstständigkeit einzugehen, steht ebenso die Erwartung, beruflich aufzusteigen oder auf lange Frist eine Arbeitslosigkeit zu verhindern.
Kleine Betriebe fördern Existenzgründungsneigung
Die Motivation für die Weiterbildung ist hoch. Wenn das Meister-BAföG für die Finanzierung der Lehrgänge nicht ausreicht, greift etwa die Hälfte auf eigene Ersparnisse zurück. Teilweise wird auch nebenbei weiter gearbeitet oder man lässt sich von der Familie oder Freunden bei der Finanzierung helfen.
Einen deutlichen Zusammenhang ermittelten die Forscher auch zwischen der Beschäftigtenzahl der letzten Arbeitsstätte und der Neigung zur Selbstständigkeit. Je größer der Betrieb ist, desto weniger planen sie eine Existenzgründung. Analog belegt die Studie, dass kleine Handwerksbetriebe bei ihren Mitarbeitenden ein höheres Interesse an der Selbstständigkeit wecken.
Männer übernehmen lieber, Frauen gründen tendenziell neu
Insgesamt lasse sich die Meisterausbildung als ein Teil einer Gründungkultur charakterisieren. Aus dieser Kultur der Selbstständigkeit entstünden unternehmerische Vorbilder, in deren Fußstapfen die Junghandwerker und Meisterschüler treten wollten, schlussfolgert die Studie.
Über das "Wie" ihrer Selbstständigen-Karriere sind sich die Umfrageteilnehmer noch nicht klar. Insgesamt überwiegt eine Tendenz zur Übernahme eines bestehenden Betriebs. Auffällig ist, dass Männer häufiger eine Übernahme im Blick haben, während Frauen eher Interesse an einer Neugründung zeigen. Ältere Befragte tendieren eher zu einer Neugründung, während die Jüngeren eher eine Übernahme anstreben.
Alle Ergebnisse der Befragung sind in die ifh-Studie "Zukunftspläne von Meistern und Betriebswirten des Handwerks" eingeflossen. Die Studie kann über die ifh-Webseite bestellt werden.