Integration im Handwerk. Bild: fotolia.com - Monkey-Business
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Archivbeitrag | Newsletter 2015Was braucht das Handwerk bei der Integration von Flüchtlingen?

Für 2015 erwartet die Bundesregierung über 800.000 Flüchtlinge und Asylbewerber in Deutschland. Diese neue Dimension des Flüchtlingszustroms stellt Politik, Gesellschaft und Wirtschaft vor enorme Herausforderungen, bietet aber auch Chancen. Das Handwerk als ein zentraler wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Akteur ist sich dabei seiner humanitären Verantwortung bewusst und handelt danach.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat zusammengefasst, was zur Stärkung der Integrationsperspektiven aus Sicht des Handwerks zu tun ist.

Was das Handwerk leistet

Bundesweit führen der ZDH, Handwerkskammern und Fachverbände Projekte insbesondere zur Ausbildung von Flüchtlingen durch oder beteiligen sich an bestehenden regionalen Initiativen. Mit diesen Maßnahmen leistet das Handwerk vor Ort einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Flüchtlingskrise. Die Erfahrungen der beteiligten Handwerksorganisationen und der Betriebe zeigen aber auch, dass die Ausbildung von Flüchtlingen im Regelfall für alle Beteiligten ein aufwendiger und langwieriger Prozess ist.

Was jetzt kommen muss

Das Handwerk begrüßt alle jüngst von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen, um den Arbeitsmarktzugang von Flüchtlingen weiter zu erleichtern. Neben der bereits erfolgten Verkürzung der Wartefrist für die Aufnahme einer Beschäftigung auf drei Monate gehören dazu Erleichterungen für Praktika und für den Zugang zu ausbildungsvorbereitenden Förderinstrumenten ab 2016. Um das Beschäftigungspotenzial am deutschen Arbeitsmarkt auszuschöpfen, ist darüber hinaus eine Aufhebung des Verbots der Beschäftigung von Flüchtlingen in der Zeitarbeit und eine Verkürzung der Vorrangprüfung von bisher 15 auf sechs Monate wünschenswert.

Was ist aus Sicht der Betriebe noch erforderlich?

  • Beschleunigte Asylverfahren
    Je schneller das Asylverfahren durchgeführt wird, desto zügiger ist der Aufenthaltsstatus geklärt, der die entscheidende Grundlage für alle integrativen Maßnahmen für Flüchtlinge ist.

  • Frühzeitige Kompetenzfeststellung und Sprachkurse
    Nach Klärung des Aufenthaltsstatus müssen unverzüglich die vorhandenen beruflichen
    Kompetenzen von Flüchtlingen mit Bleibeperspektive festgestellt werden. Zeitgleich sind Sprachkurse anzubieten. Grundkenntnisse der deutschen Sprache sind eine unerzichtbare Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme an ausbildungs- und berufsvorbereitenden Maßnahmen und der zentrale Schlüssel zur Integration.
     
  • Schaffung eines rechtssicheren Ausbildungsaufenthalts
    Es muss sichergestellt werden, dass jugendliche Asylbewerber eine in Deutschland begonnene Ausbildung abschließen und anschließend von dem Betrieb weiterbeschäftigt werden können. Diese Planungssicherheit erwarten die in der Ausbildung engagierten Betriebe zu Recht. Deshalb erwartet das Handwerk, dass die kürzlich eingeführte Regelung der jahresweise gestaffelten Duldung für in der Ausbildung befindlichen jugendlichen Flüchtlingen nun von den Ausländerbehörden ausbildungsfreundlich gehandhabt wird, besser noch wäre ein verlässlicher grundsätzlich auf drei Jahre angelegter Ausbildungsaufenthalt.
     
  • Unterstützung von Unternehmenspaten
    Gerade die kleinen Betriebe des Handwerks dürfen mit der im Regefall aufwendigen Ausbildung und Integration von Flüchtlingen nicht alleine gelassen werden. Das Handwerk steht mit seinen speziell geschulten Beratern ("Kümmerern") bei den Handwerksorganisationen bereit, um die Betriebe bei einer nachhaltigen Ausbildung und Beschäftigung von Flüchtlingen zu unterstützen. Das erfordert allerdings eine entsprechende institutionelle Förderung.
     
  • Vernetzung lokaler Akteure
    Die enge Abstimmung und das organisatorische Ineinandergreifen der jeweiligen Unterstützungsaktivitäten ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration von Flüchtlingen in Arbeit und damit in die Gesellschaft. Daher ist die Zusammenarbeit aller mit der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen befassten Behörden und Akteure vor Ort zu verbesseren. Das schließt die lokalen Handwerksorganisationen mit ein.