Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 01/2025Warum sich Nachhaltigkeit auch betriebswirtschaftlich lohnt

Thommys Eismanufaktur hat den »Mehrweg« ausprobiert und dabei den Umsatz erhöht und die Kundenbindung gesteigert.

Handwerkskammer zu Leipzig

Ein Porträt von Anett Fritzsche.

Thommys Eismanufaktur hat den »Mehrweg« ausprobiert und dabei den Umsatz erhöht und die Kundenbindung gesteigert.

Seit Januar 2023 sind Cafés, Restaurants und Nahrungsmittelhandwerker verpflichtet, für Coffee to go und Außer-Haus-Essen eine alternative Verpackung anzubieten, die als Mehrwegsystem funktioniert. Der unnötige Plastikmüll aus Einwegkunststoffverpackungen soll damit vermieden werden. Dass die neue Verpflichtung nicht eine Last ist, sondern auch viele Vorteile mit sich bringt, ist eine Erfahrung, die unter anderen Thomas Schmickler, Inhaber von Thommys Eismanufaktur, gemacht hat.

Mehr Umsatz und gutes Kundenbindungsinstrument

»Für mich sind die Becher in allererster Linie ein Instrument zur Kundenbindung«, erklärt Thomas Schmickler, auf die Frage, welches Resümee er nach guten drei Jahren Arbeit mit dem Mehrwegsystem von Vytal zieht. Die nach eigenen Angaben weltweit größte digitale Mehrwegplattform für To-go-Verpackungen und Liefer-Konsum ist 2019 zunächst mit Bechern für To-go-Getränke gestartet. Heute bietet sie diverse Mehrwegverpackungen von der Burger-Box über den Kaffeebecher bis zu Schalen oder Pizza-Behältern. Der überzeugende Vorteil von Vytal sei, dass der Kunde kein Pfand zahlen müsse, so Schmickler weiter. »Das erspart mir Buchhaltungsstress, und die Kunden können mithilfe der Vytal-App einfach die nächstgelegene Annahmestation ansteuern, um ihre Behälter abzugeben«, begründet Schmickler seine Wahl des Anbieters. Vor allem bei schönem Wetter kommen an guten Sonntagen so circa 40 Becher und damit auch Kunden in seinen Laden. An schlechten Tagen seien es immer noch mindestens zehn. »60 bis 70 Prozent meiner Kunden, die die Becher zurückbringen, kaufen dann noch etwas zusätzlich bei mir«, freut sich Thomas Schmickler. Denn neben Eis vertreibt der Bäcker aus Köln auch selbst hergestellten Kuchen oder Waffeln.
 

Bis zu den Streuseln nachhaltig

Darüber hinaus beziehungsweise schon lange vor der Mehrwegpflicht hat Schmickler auf Nachhaltigkeit gesetzt. Da er selbst von einer Mehlstauballergie betroffen ist, hatte er zunächst in Bio-Bäckereien gearbeitet, um Kontakt mit künstlichen Zusatzstoffen zu vermeiden. 2018 hatte sich der Bäckermeister dann aber doch selbstständig gemacht. »Es gab für mich keine wirklichen alternativen Berufe, in die ich hätte gehen wollen und meine Allergie wurde leider nicht besser. Eis als Geschäftsidee bot sich an. Das hatte ich ja in der Bäcker-Ausbildung gelernt«, so Schmickler. Zunächst startete er mit Bio-Eis. Mittlerweile sind sämtliche Eissorten vegan.

»Zu mir sind immer wieder Kunden mit Allergien gekommen und so habe ich mein Sortiment darauf angepasst«, berichtet Schmickler weiter. Doch damit nicht genug. Auch für die Lieferanten und Vertriebswege hat sich Thomas Schmickler nachhaltige Alternativen gesucht. So kommt sein nicaraguanischer Kaffee per Segelschiff nach Deutschland. Die Schokolade für seine Produkte wird über Fairafric gehandelt, fair bezahlt und vor Ort in Ghana produziert. Mandel- oder Hafermilch zur Zubereitung seiner Eissorten stellt er aus Mus selbst her, um unnötige Tetra Paks zu sparen. Die kommen nur noch für die Kaffeemaschine zum Einsatz. Auch für die Zuckerstreusel bietet er Kindern eine Alternative an: gehackte Trockenfrüchte werden mit gepufftem Quinoa gemischt und ergeben eine bunte, crunchige Mischung. Selbst für das »Schlumpfeneis« hat er sich eine Alternative einfallen lassen: Er arbeitet dazu in die Eisgrundmasse Banane und Spirulina, eine Alge, die in Kontakt mit Sauerstoff Lebensmittel blau färbt, ein.
 

Leipziger Wettbewerb »Allerlei to go«

Darüber hinaus hat sich Thomas Schmickler in diesem Jahr um den Ideenwettbewerb der Leipziger Stadtreinigung »Allerlei to go« beworben. Durch den Besuch einer BUND-Veranstaltung ist er darauf aufmerksam geworden. Unter dessen Leitung wurden von August bis Oktober in den Kategorien »Betriebe« und »Zivilgesellschaft« Vorschläge und Bewerbungen für jeweils zehn Platzierungen gesucht. Die beiden ersten Plätze dürfen sich über 5.000 Euro freuen. Der Wettbewerb möchte in den drei Projektgebieten Innenstadt, Georg-Schumann-Straße und Mockau Anreize für Mehrweg-Alternativen schaffen. Darüber hinaus dient er natürlich auch dazu, diese nachhaltigen Ideen öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Der Preis wird bereits zum zweiten Mal verliehen und soll auch 2025 wieder vergeben werden.

Auch wenn Thomas Schmickler nicht unter den ersten Plätzen war, kamen doch zwei Gewinner in der Kategorie »Betriebe« aus dem Handwerk. Die Erstplatzierte Franziska Klee fertigt aus den Lederresten ihrer Produktion Tischsets und Untersetzer für die Gastrobranche. Nados Donuts, Hersteller der gleichnamigen Backware, vertreiben ihre Köstlichkeiten über ein Mehrweg-System.



 Thommys Eismanufaktur

 

Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift »Unternehmen im Fokus« in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammmer zu Leipzig 01/2025 erschienen.

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Anett Fritzsche

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