Archivbeitrag | Newsletter zur Meisterfeier 2019Toni Kliwer / Fleischermeister

Wie kamen Sie zum Fleischerberuf?

Dass ich grundsätzlich einen Beruf ergreife, der mit der Produktion von Lebensmitteln zu tun hat, war bei mir schnell klar. Meine Familie hat einen landwirtschaftlichen Betrieb mit einer eigenen Wasserbüffelzucht, deshalb habe ich von Kindesbeinen an hautnah miterlebt, was alles notwendig ist, damit etwas Leckeres auf den Teller kommen kann. An diesem "Spleen" für Nahrungs- und Genussthemen habe ich mich dann auch orientiert, als es an die Berufswahl ging.

Zunächst habe ich aber eine Ausbildung zum Koch begonnen. Während der Lehre gab es auch ein Praktikum beim Fleischer. Da ist dann irgendwie der Funke übergesprungen und ich habe mich entschieden, dass ich meinen Lebensunterhalt mit der Herstellung von Fleisch- und Wurstwaren bestreiten möchte. Diese Nachjustierung war im Rückblick richtig, denn nun bin ich Handwerker mit Leib und Seele in einem modernen Dienstleistungsberuf mit starker Hightech-Komponente.
 

Warum haben Sie schließlich noch "den Meister" in Angriff genommen und was hat Ihnen die Fortbildung gebracht?

Ich träume davon, in einigen Jahren einen eigenen Betrieb zu führen. Weil im Fleischerhandwerk der Weg in die Selbstständigkeit nun einmal nicht am Meister vorbeiführt, habe ich diesen Weg beschritten.

Und was soll ich sagen, die Anstrengungen und der Stress haben sich wirklich gelohnt. Im fachlichen Bereich konnte ich ganz ein neues Level erreichen. Das lag zum großen Teil – aber nicht ausschließlich – an den tollen Lehrkräften. Auch durch den Erfahrungsaustausch mit den Kolleginnen und Kollegen in der Meisterklasse habe ich mir neue Arbeitsmethoden angeeignet und Kniffe abgeschaut.

Für meinen Traum von der eigenen Fleischerei war natürlich der betriebswirtschaftliche Teil des Meisterkurses enorm aufschlussreich. Ohne dieses Wissen hätte ich vieles unterschätzt, was auf mich zukommt. 

 
"Ich kann mir kaum vorstellen, dass man diese Zufriedenheit erlebt, wenn man im Job hauptsächlich am Computer sitzt."
 

Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?

Als Nahrungsmittelprofi kann ich Tag für Tag etwas Gutes mit meinen eigenen Händen schaffen und dabei auch eigene Ideen umsetzen. Das ist super. Wenn mich meine Produkte selbst ansprechen – also wenn mir das Wasser im Mund zusammenläuft, sobald ich sie sehe und rieche –, ist das genial. Wenn sie mir dann auch noch gut schmecken und bei der Kundschaft ankommen, verschafft das enorme Erfolgserlebnisse. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man diese Zufriedenheit erlebt, wenn man im Job hauptsächlich am Computer sitzt.
 

Was macht einen guten Meister aus?

Ein guter Meister liebt seinen Beruf und räumt selbst beim größten Stress der Qualität höchste Priorität ein. Er bürgt mit seinem Titel schließlich dafür, dass Kunden mit gutem Gewissen sichere und leckere Lebensmittel bekommen.
 

Welche Themen sollte die Politik anpacken, damit das Handwerk künftig gut aufgestellt ist?

Ich bin mir nicht sicher, inwieweit die Politik hier viel ausrichten kann, aber der Umstand, dass das Interesse junger Leute für das Handwerk – insbesondere am Nahrungsmittelhandwerk – eher verhalten ist, sollte nachdenklich machen. Vielleicht könnte man die Lehrlingsausbildung fördern, damit bei der Lehrstellenwahl nicht so stark ins Gewicht fällt, dass die Industrie oft bessere Lehrlingsentgelte zahlen kann.

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