Stimmung im Handwerk bleibt durch Baukrise eingetrübt
Laut der jüngsten Konjunkturumfrage im sächsischen Handwerk blicken die Unternehmen eher skeptisch auf die kommenden Monate. Fachkräftemangel, Energiekosten, Inflation und hohe Zinsen belasten Sachsens Handwerk und sorgen für Verunsicherung. Auch in der Bauwirtschaft – in der Vergangenheit Konjunktur-Lokomotive – sorgt die anhaltende Krise für gedrückte Stimmung.

Sächsischer Handwerkstag: Politik muss Impulse setzen, damit das Handwerk aus dem Konjunkturtal herauskommt.
Die anhaltende Krise der deutschen Bauwirtschaft drückt weiterhin auf die Stimmung im Handwerk. Hatte sich der Wirtschaftsbereich in der Praxis bislang dennoch als robust erwiesen, so dominieren weiterhin Verunsicherung und Skepsis zu künftigen Geschäftserwartungen. Für die nahe Zukunft rechnet ein Großteil der Betriebe mit schwindenden Aufträgen und Umsätzen.
Es fehle vor allem an Investitionsanreizen und Planungssicherheit seitens der Politik, und zwar für Betriebe und Verbraucher gleichermaßen.
Erwartungen Zurückhaltend-skeptisch
Wie der Frühjahrs-Konjunkturbericht 2024 für das sächsische Handwerk ausweist, beurteilen – über alle Gewerbegruppen hinweg – 39 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut, vor einem Jahr waren es noch zehn Prozent mehr. Jeder sechste Betrieb bewertet seine Lage als schlecht, 2023 tat dies jeder achte.
Zurückhaltend-skeptisch sind die Erwartungen für die nächsten Wochen: Mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) rechnen mit allenfalls gleichbleibenden Geschäften; mehr als ein Fünftel geht sogar von einem Abwärtstrend aus. Massive Eintrübungen zeigen sich krisenbedingt vor allem bei Unternehmen des Bauhaupt- und des Ausbaugewerbes.
Nur noch ein Drittel der Baubetriebe und die knappe Hälfte der Ausbaubetrieb schätzen ihre Lage als gut ein, mit mehr als zehn Prozentpunkten ist der Rückgang gegenüber dem Vorjahr deutlich.
Bremsspuren in punkto Geschäftslage zeigen sich zudem bei Handwerkern, die für den gewerblichen Bedarf arbeiten (Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer), aber auch bei den Gesundheitshandwerken sowie im Nahrungsmittelgewerbe. Weitgehend stabil ist die Lage bei Betrieben des Kfz-Gewerbes sowie bei Anbietern personenbezogener Dienstleistungen (Friseure, Fotografen, Goldschmiede usw.).
Beschäftigtenzahl stabil – Umsätze rückläufig
Bei der Beschäftigtenzahl setzt das Gros der Unternehmer – schon wegen der Knappheit an Fach- und Arbeitskräften – auf Stabilität, um bei einem Konjunkturauftrieb am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Allerdings verweisen mittlerweile nur noch gut zwei Drittel der befragten Betriebe darauf, den Personalbestand konstant gehalten zu haben. Zuwächse in der Belegschaft meldet vor allem das Kfz-Gewerbe. Dagegen kam offenbar ein Fünftel der befragten Betriebe nicht umhin, Personal abzubauen.
Gegenüber dem Vorjahr deutlich rückläufig sind die Umsätze für Produkte und Dienstleistungen, vor allem in strukturprägenden Handwerksbranchen. Umsatzeinbußen melden 37 Prozent (2023: 29) der Befragten, in erster Linie Betriebe aus dem Bauhaupt- und Ausbaugewerbe sowie aus dem Gesundheitshandwerk. Umsatzzuwächse gab nur noch jeder sechste Betrieb an.
Eher angespannt scheint auch die Lage bei den Verkaufspreisen: Nur noch knapp die Hälfte der befragten Betriebe haben höhere Preise am Markt durchsetzen können, darunter vor allem Firmen aus dem Kfz-Gewerbe. Dagegen geben immerhin 45 Prozent der Betriebe (2023: 30) an, Preise auf Vorjahresbasis kalkuliert zu haben.
Auftragseinbrüche im Bauhauptgewerbe
Nicht zuletzt zeigt die Baukrise auch Auswirkungen auf den Bereich von Auftragseingängen/Auftragsbestand: Nur noch neun Prozent der Firmen geben Zuwächse an, für 62 Prozent der Befragten bewegt sich die Auftragslage auf Vorjahresniveau. Immerhin 29 Prozent der Befragten – und damit ein wenig mehr als im Vorjahr – konstatieren einen Schwund an Aufträgen.
Auftragseinbrüche melden in erster Linie Betriebe des Bauhauptgewerbes sowie personenbezogene Dienstleister, aber auch Handwerke für den gewerblichen Bedarf. Über alle Gewerbegruppen hinweg beläuft sich die Auftragsreichweite im Sachsen-Handwerk auf durchschnittlich nur noch 10,0 Wochen, im Frühjahr 2023 war es noch eine Woche mehr. Bezüglich des Investitionsverhaltens (Neuanschaffungen/Ersatzinvestitionen) gibt es gegenüber dem Vorjahreszeitraum offensichtlich nur geringfügige Abweichungen.
Im Ergebnis der Konjunkturumfrage geben für Investitionen elf Prozent der Betriebe (2023: 13) mehr Geld aus. Wie schon im Frühjahr 2023 orientierte sich die Hälfte der Befragten bei derartigen Ausgaben am Vorjahresbudget. Knapp 40 Prozent (2023: 37) der Betriebe reduzierten ihre Investitionen.
Problemfelder: Fachkräftemangel, Energiepreise, Zurückhaltung des Privatsektors
Von einer Konjunkturbelebung könne vorerst keine Rede sein. »Neben der Zurückhaltung von Privathaushalten machen Handwerkern vor allem die Fach- und Arbeitskräfte-Lücke, die unkalkulierbare Zinsentwicklung an Kapitalmärkten, hohe Energiekosten sowie Null-Effekte im Unternehmensalltag beim Thema Bürokratieabbau zu schaffen«, schätzt der Geschäftsführer des Sächsischen Handwerkstages, Andreas Brzezinski, ein und fordert die Politik auf, wirksame Impulse zu setzen, damit das Handwerk aus dem Konjunkturtal herauskommt.
An der Frühjahrs-Konjunkturumfrage 2024 im sächsischen Handwerk beteiligten sich 1.293 Unternehmen.