Stefan Raudnitschka / Textilreinigermeister

Textilreiniger kommt auf der Liste der Traumberufe vermutlich weit hinter Profifußballer. Wie sind Sie zu diesem Handwerk gekommen?

Zwischen Ideal und Realität gibt es eben immer eine gewisse Abweichung. Wenn ich mit fünf Jahren ins Berufsleben gestartet wäre, würde ich jetzt auch als Feuerwehrmann Brände löschen. Oder ich wäre nach der Schule Zweiradmechaniker geworden. Dieser Bereich hat mich damals wie heute sehr interessiert. Mit einer Ausbildungsstelle wollte es damals aber nicht gleich klappen. Also habe ich mich für einen anderen technischen Beruf entschieden und eine Lehre zum Industriemechaniker gemacht. Aus dieser Zeit habe ich viel Know-how mitgenommen, im Berufsalltag jedoch langfristig kaum Entwicklungspotenzial für mich gesehen. Aber wo sich eine Tür schließt, öffnet sich bekanntlich auch eine neue. Mein Stiefvater, damals Inhaber der Textilreinigung & Wäscherei Kieb, hat mir 2012 den Vorschlag gemacht, dieses Unternehmen weiterzuführen – eine Chance, die ich 2013 gern ergriffen habe. Aber weil ich einen traditionsreichen Familienbetrieb als Quereinsteiger übernommen habe und natürlich auf das Qualitätslabel Meisterbetrieb nicht verzichten wollte, habe ich beim Meisterkurs Textilreinigungs- und Wäschereihandwerk alles gegeben und ordentlich "gebüffelt" – wie man so schön sagt.

Was hat Ihnen die Meisterschule bisher zusätzlich zur Fachqualifikation gebracht?

Mit dem zusätzlichen Fach- und Führungswissen fühle ich mich jetzt deutlich besser qualifiziert, um das seit 1962 bestehende Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu steuern. Aber auch eine gewisse Form der Anerkennung sowohl von Familie und Kunden wie auch von Geschäftsfreunden habe ich erfahren, seit ich Meister bin. So etwas gibt dem eigenen Selbstvertrauen natürlich auch einen kleinen Schub und macht stolz.

Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Beruf?

Vor allem der abwechslungsreiche Alltag als Unternehmer gefällt mir. Es gibt immer neue Herausforderungen – sei es im Kundenkontakt, in der Beratung oder im Bereich der Maschineninstandhaltung.

Hier kann ich außerdem die Kenntnisse aus der Mechanikerlehre gut gebrauchen. Als Selbstständiger steuere ich ferner die kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens und bin auch für meine Angestellten verantwortlich. Auch wenn es anstrengend sein kann, macht mich dieser Drahtseilakt ziemlich zufrieden.

Gibt es auch Dinge, die Ihnen am Unternehmerdasein nicht gefallen?

Selbstverständlich macht man nicht alles gern, aber solche Aufgaben gehören eben dazu. Nerviger ist es, wenn gesetzliche Regelungen zusätzlichen Arbeitsaufwand erzeugen. Klar müssen Vorgaben sein, aber der Gesetzgeber sollte diese auf Praxistauglichkeit prüfen und Ausnahmen für kleine und mittelständische Unternehmen ermöglichen. Wirklich unzufrieden macht es mich aber, wenn Kunden den Zeit- und Kostenfaktor über alles stellen und jegliches Qualitätsbewusstsein vermissen lassen. Das Handwerk – vor allem das Meisterhandwerk – ist nun einmal Sinnbild für Qualität. Da will ich auch keine Abstriche machen.

 
"Die Anerkennung, die man als Meister von Familie und Kunden erhält, gibt dem Selbstvertrauen einen Schub und macht stolz."
 

Wer hat Sie auf dem Weg zum Meistertitel besonders unterstützt?

Während der Ausbildungsphasen musste vieles andere hintenanstehen. Da wäre ich ohne meine Partnerin und die Familie aufgeschmissen gewesen. Besonders bedanken möchte ich mich auch bei meinem tollen Team. Sie haben sogar ihre Urlaubswünsche zurückgestellt, damit ich mich voll auf meine Prüfungen konzentrieren konnte.

Stefan Raudnitschka
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