Meisterjahrgang 2017: Stefan Chrastek / Dachdeckermeister. Bild: lookbook.photo
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Stefan Chrastek / Dachdeckermeister

Archivbeitrag | Newsletter zur Meisterfeier 2017

Wie kamen Sie auf die Idee, den Dachdeckerberuf zu erlernen?

Bekanntermaßen sind die meisten Handwerksunternehmen Familienbetriebe, bei denen eine Generation das Lebenswerk der vorangegangenen fortsetzt. So ähnlich ist es auch bei mir gewesen. Mein Urgroßvater stand einst vor der Wahl, Dachdecker oder Friseur zu werden. Er wollte beruflich hoch hinaus und entschied sich deshalb für das Dach und gegen den Friseursalon. Mein Großvater trat dann, wie damals üblich, in diese beruflichen Fußstapfen, gründete 1979 seine eigene Firma und bildete dort meinen Vater aus.

Wenn ich auf meinen Vater gehört hätte, wäre die Dachdeckergeschichte der Chrasteks damit vielleicht schon beendet gewesen, denn mein alter Herr wollte mich bei der Berufswahl keinesfalls unter Druck setzen. Deshalb hat er mir zwar viel über den schönen Beruf beigebracht, aber nichts beschönigt und auch die körperlich fordernde Arbeit thematisiert.

Doch schon als Kindergartenkind wollte ich meinen Altvorderen nacheifern. Diesen Willen konnten auch die von väterlicher Seite erwähnten Unannehmlichkeiten nicht brechen. Jetzt ist er natürlich stolz, dass ich die Familientradition fortführe.
 

Warum haben Sie sich für die Meisterausbildung entschieden und was hat sie gebracht?

Da mir das Unternehmertum mit allen Verpflichtungen und Vorzügen vorgelebt wurde, habe ich diese Perspektive schon früh für mich in Betracht gezogen. Die Vorstellung, irgendwann mein eigener Herr zu sein, reizt mich einfach. Die Entscheidung zur Meisterausbildung habe ich dann aber sehr spontan innerhalb weniger Tage getroffen. Ganz nach dem Motto "Jetzt oder nie". Und ich habe es nicht bereut.

Klar war es eine stressige und anstrengende Zeit, aber sie hat mir beispielsweise zu mehr Durchhaltevermögen verholfen. Sich am Freitagabend bei 30 Grad vom Dach ins Klassenzimmer zu schleppen, ist hart. Aber mit einem Ziel vor Augen und tollen "Mitschülern", die sich gegenseitig motivieren und teils viel weitere Anreisewege als ich in Kauf nahmen, fällt es leichter. Darüber hinaus haben mir die Dozenten wertvolles Wissen, weit über das Dachdeckerhandwerk hinaus, beigebracht. Vor allem die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte der Meisterausbildung sind eine Bereicherung.

Wem wollen Sie für die Unterstützung während des Meisterstudiums besonders danken?

Meine Mitschüler und ich waren nach einem Tag auf der Baustelle oft ziemlich mürrisch und die individuelle Aufmerksamkeitsspanne ließ mitunter zu wünschen übrig. Das hat es für Dozenten und Meisterklasse nicht leichter gemacht. Aus diesem Grund danke ich allen Lehrern für ihre Geduld und das Einfühlungsvermögen.

Aber vor allem danke ich Karsten Chrastek, meinem Opa, der sich trotz seiner 73 Lebensjahre noch in der Meisterausbildung engagiert. Er hat die Aufgabe gemeistert, uns zu motivieren, war immer für einen Spaß zu haben und hat uns meiner Ansicht nach toll auf das "Leben" als Meister auf dem Dach und im Büro vorbereitet.

Zu guter Letzt danke ich dem Dozenten Herbert Eichler, der uns trotz Krankheit mit strengen Blicken anleitete und mit interessanten Dachdecker-Anekdoten versorgte. Leider verstarb er im Juli dieses Jahres, sodass wir die letzte Meisterklasse sind, die ihn in der Fortbildung kennenlernen durfte.
 

Was zeichnet eine gute Handwerksmeisterin oder einen guten Meister aus Ihrer Sicht aus?

Sorgfalt, Fleiß, Fachwissen und Kommunikationsstärke sind für gute Meister ein Muss. Weiterhin sollte man - speziell als Selbstständiger - immer im Hinterkopf haben, dass der eigene Betrieb nicht nur durch den Meister selbst, sondern vor allem durch das Können und das Qualitätsbewusstsein aller Mitarbeiter geprägt wird.

Deshalb sollten gute Meister sicherstellen, dass Weiterbildung auch bei vollen Auftragsbüchern nicht vernachlässigt wird und dass die gesamte Belegschaft mitgenommen wird. So kann man aus einem Team enorme Leistungspotenziale herausheben, denke ich.
 

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Am liebsten mit meinen Mitschülern in einer Bar und einem Bier in der Hand.