Raumausstatter Böhme-Voigt.
Handwerkskammer zu Leipzig

Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 07/2017Seit 38 Jahren in der Familie - Raumausstatter Böhme-Voigt

Ein Porträt von Nicole Vergin.

Dominique Hoppe war nach der Schule immer im Laden ihres Opas Herbert Böhme und ist quasi dort aufgewachsen. Seit 2013 ist sie selbst mit dabei – die Führung hat ihre Mutter Kerstin Böhme-Voigt übernommen. Seit damals hat sich viel verändert, auch im Berufsbild des Raumausstatters, aber eins ist beständig geblieben: die Familie.

Es war im Jahr 1979, als Herbert Böhme das Unternehmen in Colditz aufgebaut hat. Seine Tochter Kerstin Böhme-Voigt teilte schnell die Liebe zum Beruf und zum Handwerk mit ihrem Vater und begann so 1982 ihre Lehre im Unternehmen. Danach absolvierte sie ihren Facharbeiter für Polstertechnik und begann zwei Jahre später mit ihrer Meisterausbildung. Trotz der Geburt ihrer Tochter beendete sie erfolgreich ihre Meisterausbildung als Möbelpolsterin. Per Gesetz durfte sie nach 1990 den Titel Raumausstattermeisterin führen, zu Recht wie sie jeden Tag beweist. 2003 übernahm Kerstin Böhme-Voigt das Unternehmen von ihrem Vater aus gesundheitlichen Gründen früher als geplant. Mit der Übernahme fand ein Generationenwechsel statt. Eingefahrene Strukturen wurden aufgebrochen, aus dem Lager wurde die Werkstatt, der Kundenstamm wurde größer und differenzierter. Kerstin Böhme-Voigt steckt mit ihrer Begeisterung zum Beruf andere an. Einer ist ihr Ehemann Andreas Voigt. Um im Familienunternehmen mitzuarbeiten, schulte der gelernte Instandhaltungsmechaniker um und besitzt seit mehr als 20 Jahren einen Abschluss als Fußbogenleger und Raumausstatter. Gemeinsam mit seiner Frau leitet er nun den Betrieb und ist der Spezialist rund um den Boden. Ganz nach ihrem Motto „Einfach kann jeder“ werden die Kunden von den Colditzern individuell betreut und die Räume ganz auf die Persönlichkeit zugeschnitten gestaltet. Kein Raum gleicht einem anderen. Kerstin Böhme-Voigt hat sich zum Ziel gesetzt, für jeden Kunden das passende zu finden, egal ob für das Seniorenehepaar aus der Gemeinde nebenan oder den „hippen“ Architekten aus Leipzig. Um das Engagement ihrer Mutter und auch ihres Opas zu würdigen, kümmerte sich Dominique Hoppe darum, dass die beiden von der Handwerkskammer zu Leipzig 2016 den „Silbernen Meisterbrief“ erhielten.
 

„Mein Beruf ist mein Hobby“

In Familienunternehmen fällt es besonders schwer, Berufliches von Privatem zu trennen. Es ist ein Full-Time-Job, bei dem man immer erreichbar sein muss und nie ganz abschalten kann. Allerdings lässt sich in einem Familienunternehmen der Beruf besser in das private Leben einbinden. Das kann Dominique Hoppe nur bestätigen. Die ausgebildete Kauffrau hat sich zunächst für ihren eigenen Weg entschieden, bevor sie vor fünf Jahren in den Betrieb einstieg – sehr zur Freude ihrer Eltern. Gedrängt haben ihre Eltern sie nie dazu, umso größer war die Freude um den selbstgefassten Entschluss. Sie selbst ist bereits als Kind in den Betrieb reingewachsen und war nach der Schule immer mit im Laden. Genauso ist es jetzt auch bei ihrem Sohn. „Der Familienbetrieb geht mit der Kinderbetreuung einher“, erklärt Dominique Hoppe. Auch wenn ein Familienbetrieb für alle eine Herausforderung darstellt, weil es besonders wichtig ist, nichts persönlich zu nehmen, schätzt sie besonders den Dialog miteinander. Das familiäre Betriebsklima wissen auch die Mitarbeiter des kleinen Unternehmens zu schätzen. In Entscheidungen werden sie mit einbezogen und auch ihr Veto wird berücksichtigt. „Wir sind stolz auf unsere Mitarbeiter und können uns 100 Prozent auf sie verlassen“, sagt Kerstin Böhme-Voigt. Damit das gute Verhältnis auch so bleibt, wird sich Zeit für die Mitarbeiter genommen, beispielsweise beim gemeinsamen Frühstücken.
 

Colditz 2.0

Das kleine Unternehmen, bestehend aus fünf Mitarbeitern, bildet derzeit auch wieder einen Lehrling im dritten Lehrjahr aus. Es ist bereits der fünfte Lehrling für den Betrieb. Da der Raumausstatter Böhme-Voigt auf eine gute und fachgerechte Ausbildung bedacht ist, wird immer nur ein Lehrling zur gleichen Zeit genommen. Um aber weiter Lehrlinge anzulocken und Schülern zu zeigen, was den Beruf des Raumausstatters eigentlich wirklich ausmacht und wie wichtig die Begeisterung für den Beruf ist, nimmt die Firma jährlich an den „Schul-Skills“ der Oberschule Colditz teil. Das seit drei Jahren bestehende Projekt soll den Schülern helfen, die Augen für die bestehenden Unternehmen in der Stadt zu öffnen und die Attraktivität der Stadt als Wirtschaftsstandort zu steigern. Traurigerweise musste sie selbst feststellen, dass in der Töpfergasse, Standort des Geschäfts, immer mehr kleine Läden schließen mussten. Aus diesem Grund engagiert sich Dominique Hoppe auch in dem Projekt der Stadt: „Colditz 2.0“. Gemeinsam mit der Stadt und anderen Unternehmen setzen sie sich dafür ein die Stadt Colditz für Unternehmen, Bewohner und Touristen wieder interessanter zu gestalten. Damit vielleicht auch in Zukunft Dominiques Sohn (5 Jahre alt) die Möglichkeit hat, in den Familienbetrieb einzusteigen und die Tradition so fortzuführen.
 

Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift „Unternehmen im Fokus“ in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammmer zu Leipzig 07/2017 erschienen.


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