Sebastian Lorenz-Tietz / Kfz-Technikermeister

Hinein ins Abenteuer Selbstständigkeit

Zeit zum Durchatmen blieb Sebastian Lorenz-Tietz in den vergangenen Monaten kaum. Im Sommer ackerte er 60, manchmal 70 Stunden pro Woche – anders ging es nicht. "In unserer Hochsaison könnte ich 24 Stunden am Tag in der Werkstatt stehen. Da bleibt wenig Zeit, das Erreichte zu reflektieren", sagt er.

Dabei hat sich im Leben des gebürtigen Sachen-Anhaltiners im vergangenen Jahr ein rasanter Wandel vollzogen: Sebastian Lorenz-Tietz kündigte seinen Job im Qualitätsmanagement des Leipziger BMW-Werkes, nutzte die freie Zeit um seinen Meistertitel als Kfz-Mechatroniker in Vollzeit zu machen und übernahm – keine vier Wochen nach der Prüfung – einen traditionsreichen Betrieb für Garten- und Kommunaltechnik in Delitzsch.

Nun ist er zum ersten Mal in seiner beruflichen Laufbahn sein eigener Chef. Seit Februar 2018 leitet er die Geschicke der Firma Gartentechnik Delitzsch & EngineTech Motobike.
 

Unternehmensnachfolge mit starken Partnern

 
Die Idee das Geschäft zu übernehmen, entstand bereits Anfang 2017. Die bisherigen Inhaber, darunter sein Schwiegervater, wollten altersbedingt kürzer treten. Mit der Handwerkskammer zu Leipzig und der Existenzgründerabteilung der Sparkasse Leipzig hatte Lorenz-Tietz Partner an seiner Seite, mit denen er den Schritt akribisch vorbereitete und letztlich auch vollzog.

"Ohne diese Hilfe wäre alles deutlich schwerer, vielleicht gar nicht machbar gewesen", erklärte der alleinige Geschäftsführer, der voller Ideen ist. Übernommen hat er alle sechs Mitarbeiter und gleich einen weiteren eingestellt, um das Portfolio der Firma zu erweitern: Neben den bisherigen Dienstleistungen, wie Wartung und Verkauf von Rasenmähern, Kettensägen und Vertikutierern, bietet das Unternehmen jetzt auch einen Reparaturservice für Motorräder an.

 
"Manch einer aus meinem Bekanntenkreis hat nicht verstanden, warum ich ohne Not meinen sicheren Job bei BMW aufgegeben habe. Aber ich wollte mich weiterentwickeln und hier lerne ich jeden Tag dazu."
 

Als nächstes will er das eigene Sortiment der Vertragspartner Stihl und Alko vermehrt um Akku-Elektrogeräte erweitern: "Der Absatz von benzinbetriebenen Rasenmähern ist rückläufig. Darauf werden wir uns im Interesse unserer Kunden einstellen", sagt der Geschäftsführer, der die Firma für eine langfristige Zukunft rüsten will. Dazu gehört auch ein kompletter Generationswechsel – denn mit seinen 38 Jahren ist er mit Abstand der Jüngste im Betrieb.

Für Sebastian Lorenz-Tietz ist das kein Beinbruch, sondern die Chance, das Unternehmen noch mehr nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Er selbst ist zufrieden, sich trotz der hohen Arbeitsbelastung ins Abenteuer Selbstständigkeit gewagt zu haben.

"Manch einer aus meinem Bekanntenkreis hat nicht verstanden, warum ich ohne Not meinen sicheren Job bei BMW aufgegeben habe. Aber ich wollte mich weiterentwickeln und hier lerne ich praktisch jeden Tag dazu. Das macht es so spannend", sagt der zweifache Familienvater, der nach seinem Meistertitel gerade noch eine Weiterbildung zum Service-Techniker für Motorgeräte in Angriff genommen hat.

Robert Iwanetz

Meister 2018
Robert Iwanetz