Archivbeitrag | Newsletter 2023Sachsenhandwerk: Unsicherheit drückt die Stimmung

Zurückhaltender Privatkonsum, hohe Energie- und Materialpreise sowie der chronische Mangel an Fach- und Arbeitskräften wirken sich auf das Klima im sächsischen Handwerk aus. In den letzten Monaten hat vor allem das Bauhauptgewerbe als Konjunkturmotor für den Wirtschaftsbereich Handwerk an Zugkraft eingebüßt.

Handwerker mit Metall- und Plastikprofilen auf einer Baustelle oder in einer Werkstatt. Bild: stock.adobe.com / didesign (bearbeitet mit KI)
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Konjunkturmotor Bauhauptgewerbe verliert an Leistung

Die Stimmung im gesamtsächsischen Handwerk ist gedrückt. Vor allem das Bauhauptgewerbe als Konjunkturmotor für den gesamten Wirtschaftsbereich Handwerk hat an Zugkraft kräftig eingebüßt. Aber auch in Gewerbezweigen außerhalb von Haus- und Wohnungsbau macht Unternehmen neben gestiegenen Preisen und kostentreibenden energetischen Auflagen der Wegfall von Investitionen privater und öffentlicher Auftraggeber infolge des Zinshochs an Kapitalmärkten zu schaffen.

Obgleich Handwerker vieler Branchen noch immer gut zu tun haben und Altaufträge abarbeiten, dominieren in Betrieben nahezu aller Gewerbegruppen Skepsis und Verunsicherung über künftige Geschäftserwartungen. Dies sind zentrale Ergebnisse der Konjunkturuntersuchung des Sächsischen Handwerkstages.

"Zum einen halten sich Privatverbraucher aufgrund der Inflation mit Neuanschaffungen zurück. Zum anderen wird das gesamte Handwerk durch hohe Energie- und Materialpreise sowie durch chronischen Mangel an Fach- und Arbeitskräften im Wachstum ausgebremst", wie Handwerkstag-Vizepräsident Tobias Neubert resümiert.

Laut Herbst-Konjunkturbericht 2023 bewertet – wie schon im Vorjahreszeitrum – über alle Gewerbegruppen hinweg knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) die Geschäftslage (Umsatz, Preise, Aufträge) mit gut, 39 Prozent mit befriedigend, 14 Prozent mit schlecht – Herbst 2022: 48 (gut), 38 (befriedigend), 14 (schlecht).
 

Fast jeder dritte Betrieb erwartet Lageverschlechterung

Stark zurückhaltend äußert sich ein Großteil der Handwerker zu Geschäftsaussichten für die nächsten Wochen. Mit besseren beziehungsweise gleichbleibenden Geschäften rechnen 6 beziehungsweise 64 Prozent der Betriebe; knapp ein Drittel aller Befragten (30 Prozent) erwartet eine Verschlechterung. Gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert hat sich die Geschäftslage für Betriebe des Bauhauptgewerbes – teilweise auch für die des Ausbaugewerbes. Firmen beider Gewerbezweige geben die Geschäftslage zu 17 und 10 Prozent (Herbst 2022: 11 und 9) mit schlecht/verschlechtert, 42 und 35 Prozent mit befriedigend (2022: 39 und 33) sowie nur noch zu 41 und 55 Prozent (2022: 50 und 58 Prozent) mit gut an.
 

Solide: Handwerke für gewerblichen Bedarf, Lebensmittel-Handwerk und personenbezogene Dienstleistungen

Verhältnismäßig solide, wenn auch mit Abstrichen, fallen die Geschäfte dagegen bislang für das Gros der Betriebe aus anderen Gewerbegruppen aus, darunter bei Handwerkern, die für den gewerblichen Bedarf (Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer usw.) produzieren, Lebensmittelhandwerkern sowie bei Anbietern personenbezogener Dienstleistungen (Friseure, Fotografen, Goldschmiede usw.).
 

Entwicklung der Beschäftigtenzahl

Kritischer als 2022 ist die Situation der Beschäftigtenzahl. Vor dem Hintergrund eines anhaltenden Fachkräftemangels signalisieren jetzt nur noch gut zwei Drittel (69 Prozent, 2022: 71) der befragten Betriebe, den Personalbestand konstant gehalten zu haben. Zuwächse im Personalbereich melden zwölf Prozent der befragten Firmen (Kfz-Gewerbe, Gesundheitshandwerke). Knapp ein Fünftel (19 Prozent) der Firmen (2022: 16) signalisieren, die Belegschaft reduziert zu haben, hier insbesondere im Bau- und Ausbaugewerbe.
 

Bauhaupt- und Ausbaugewerbe meldet Umsatzrückgänge

Differenziert stellt sich die Lage bei Umsätzen und Verkaufspreisen für handwerkliche Produkte und Dienstleistungen dar. Gut die Hälfte (51 Prozent) der Befragten (2022: 49) nähern sich beim Umsatz Vorjahreswerten; 22 Prozent (2022: 28) kommen auf Zuwächse. Immerhin mehr als ein Viertel der Firmen (27 Prozent; 2022: 23) meldet deutliche Umsatzrückgänge, hier wiederum auffallend stark im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe. Das Erscheinungsbild bei Verkaufspreisen: Nur noch knapp die Hälfte (47 Prozent) der befragten Betriebe (2022: 68) haben nach eigener Auskunft höhere Preise am Markt durchsetzen können.

Mit ebenfalls 47 Prozent meldet fast die Hälfte der Betriebe (2022: 30), Preise wie im Vorjahr kalkuliert zu haben. Noch relativ entspannt – verglichen mit Herbst 2022 – ist in vielen Gewerken die Noch-Auftragslage (Auftragseingänge/Auftragsbestand) im Sachsen-Handwerk. Elf Prozent der Firmen melden Zuwächse (2022: 15); für 63 Prozent (2022: 62) der Befragten entspricht die aktuelle Auftragslage dem Vorjahresniveau. Mehr als ein Viertel der Befragten (26 Prozent) verweist auf gesunkene Auftragseingänge.
 

Auftragsreichweite leicht gesunken

Über alle Gewerbegruppen hinweg beläuft sich die Auftragsreichweite im Handwerk aktuell auf durchschnittlich 10,5 Wochen. Im Herbst 2022 waren es im Schnitt noch 11,2 Wochen. Zu erwarteten Auftragseingängen: Gedämpft optimistisch – mehr oder gleichbleibend – äußern sich 65 Prozent (Herbst 2022: 55) der befragten Handwerksbetriebe. 35 Prozent der Betriebe sehen bei Neu-Auftragseingängen eher schwarz (2022: 45). Investitionen in Ausstattung und Ausrüstungen bleiben für Handwerksunternehmer ein wichtiges Thema. Nach dem aktuellen Konjunkturbericht stellen für Ersatz- beziehungsweise Neuinvestitionen elf Prozent der Betriebe mehr Mittel bereit. 46 Prozent der Firmen orientieren sich am Budget des Vorjahres; 43 Prozent der Firmen (2022: 38) wollen derartige Ausgaben offenbar vorerst zurückstellen.

An der Herbst-Konjunkturumfrage im Sachsenhandwerk 2023 beteiligten sich 1.395 Unternehmen.

Frank Wetzel
 

 
Das sächsische Handwerk in Kürze

Zahl der Handwerksbetriebe – Im Freistaat sind (Stand: 30. Juni 2023) 54.869 Betriebe registriert, davon 38.562 in zulassungspflichtigen und 11.127 in zulassungsfreien Handwerken. Die übrigen Betriebe sind im Wesentlichen der Gruppe der handwerksähnlichen Gewerbe zuzuordnen. Anteilig entfallen regional 21.656 Betriebe auf den Bezirk Chemnitz, 20.977 auf den Bezirk Dresden und 12.236 auf den Bezirk Leipzig.

Beschäftigte – Im Wirtschaftsbereich Handwerk des Freistaats sind rund 300.000 Menschen beschäftigt.

Betriebsdichte – Mit 13,8 Handwerksbetrieben pro 1.000 Einwohner liegt die Dichte in Sachsen deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 12,4.

Neu-Lehrverträge im Handwerk – Bis 31. Oktober 2023 wurden für das Ausbildungsjahr 2023/2024 im Sachsen-Handwerk branchenübergreifend 5.559 Neu-Lehrverträge abgeschlossen; dies sind 52 (= minus 0,9 Prozent) weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. Der Anteil besetzter betrieblicher Lehrstellen innerhalb einer dualen Berufsausbildung beläuft sich auf 5.346.

Branchenstruktur Bau(haupt)gewerbe – Im Freistaat sind (Stand: 30. Juni 2023) anteilig unter anderem 2.973 Betriebe im Maurer/Betonbauerhandwerk, 1.384 Betriebe im Dachdeckerhandwerk, 999 Betriebe im Zimmererhandwerk, 458 Betriebe im Straßenbauerhandwerk, 233 Betriebe im Gerüstbauerhandwerk sowie 83 Betriebe im Wärme-, Kälte- und Schallschutzisoliererhandwerk gemeldet.

Branchenstruktur Ausbaugewerbe – Im Freistaat sind (Stand: 30. Juni 2023) anteilig unter anderem 3.502 Betriebe des Elektrotechnikerhandwerks, 3.086 Betriebe des Installateur- und Heizungsbauerhandwerks, 2.114 Betriebe des Maler- und Lackiererhandwerks, 1.875 Betriebe des Tischlerhandwerks, 3.494 Betriebe des Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerks sowie 1.006 Betriebe des Raumausstatterhandwerks erfasst.