Martin Stannarius / Kraftfahrzeugtechnikermeister

Martin Stannarius
Robert Iwanetz

 
von Robert Iwanetz
 

Vom Lehrling zum Geschäftsführer in spe

Seinen Meisterbrief an die Wand hängen zu können, war für Martin Stannarius eine große Genugtuung. "Es ist schön zu sehen, dass aus mir doch noch etwas geworden ist", scherzt der frischgebackene Kraftfahrzeugtechnikermeister. In der Abiturzeit war das noch nicht abzusehen.

Damals brach er während der zwölften Klasse die Schule ab und verließ vorzeitig das Gymnasium. "Ein Studium kam für mich nie in Frage, deshalb fehlte mir irgendwann die Motivation zum Lernen", erzählt der gebürtige Leipziger. Lieber wollte er seine große Leidenschaft zum Beruf machen: Autos.
 

Kfz-Handwerk statt Hörsaal

Schon als Kindergartenkind zählte er fröhlich sämtliche Automarken auf und freute sich auf jeden Werkstatttermin mit dem Familienwagen, zu dem er seinen Vater begleiten durfte. "Ich habe früh gemerkt, dass mir handwerkliches Arbeiten liegt", erzählt der heute 29-Jährige. Bereits in der Jugend fängt er an, seine Fahrräder selbst zu reparieren. 2010 beginnt er dann mit seiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker.

Das Tagesgeschäft in seinem ersten Lehrbetrieb dreht sich jedoch nicht um Pkw, sondern fast ausschließlich um Landmaschinen. So wechselt er nach wenigen Monaten zur freien Kfz-Werkstatt "Autoservice Sandner" – und findet dort sein Glück. In dem typenoffenen Betrieb lernt er vom Reifenwechsel, über Schweißarbeiten an der Karosserie, bis zu Getriebetausch und Unfallinstandsetzungen die gesamte Bandbreite des Gewerks kennen. "Wir sind hier nicht auf eine Sache spezialisiert, sondern bieten alles rund ums Auto an. Deswegen bleibt es auch nach zehn Jahren noch jeden Tag spannend für mich", sagt er.

Neben der Vielfalt der Aufgaben schätzt er an der kleinen Werkstatt, die 1998 gegründet wurde, vor allem die familiäre Atmosphäre unter den vier Mitarbeitern. Auch der direkte Kontakt zu den Kunden gefällt ihm. "Daran wächst man auch persönlich“" erzählt Stannarius. Um sich auch fachlich weiterzuentwickeln, beginnt er im November 2017 seine Meisterausbildung in Teilzeit – mit der Unterstützung seines Chefs Ronald Sandner.

Zweimal pro Woche besucht er nach der Arbeit die Meisterschule, manchmal auch am Wochenende. An den anderen Abenden lernt er den neuen Stoff. Fast zweieinhalb Jahre geht das so. Seine Zwillingstöchter sind da gerade erst in den Kindergarten gekommen – und die hohe Belastung ist nicht immer einfach für die Familie. "Arbeit, Meisterschule und die Kinder unter einen Hut zu bekommen, war extrem schwierig. Ohne die Unterstützung meiner Frau und meiner Eltern wäre das schon allein logistisch nicht möglich gewesen", erzählt der begeisterte BSG Chemie Leipzig-Fan.



 
"Für mich ist es ein Glücksfall, dass ich meinen Nachfolger selbst ausgebildet habe und die Firma, in die viel Herzblut geflossen ist, nun in gute Hände weitergeben kann."

 
Ronald Sandner, Chef und ehemaliger
von Kfz-Techniker
eister Martin Stannarius
 

Doch die Anstrengungen zahlen sich am Ende aus: Schon seit längerem plant er zusammen mit seinem Chef und ehemaligen Ausbilder Ronald Sandner eine Betriebsübergabe. Sandner wird bald 63, in ein paar Jahren soll ihm Martin Stannarius in der Firmenleitung nachfolgen. Schon jetzt übernimmt er in den Urlaubszeiten die Kundenannahme und Angebotskalkulation im Betrieb. "Für mich ist es ein absoluter Glücksfall, dass ich meinen Nachfolger selbst ausgebildet habe und die Firma, in die so viel Herzblut geflossen ist, nun in gute Hände weitergeben kann", sagt sein Chef.

Wenn es konkret so weit ist, könnte sich Martin Stannarius, der bislang der letzte Lehrling im Betrieb war, sogar vorstellen wieder auszubilden. "Das eigene Wissen an jemanden weiterzugeben, der genauso für den Beruf brennt, würde mich sehr reizen", so der Jungmeister.