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Handwerkskammer zu Leipzig

Lage des Handwerks hat sich erneut deutlich verschlechtert

Unternehmen sehen pessimistisch in die Zukunft

26. Mai 2005 | An der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer zu Leipzig beteiligten sich 550 Handwerksbetriebe aus dem Regierungsbezirk Leipzig. Zum Zeitpunkt der Konjunkturbefragung gab es im Kammerbezirk 11.743 Handwerksunternehmen - 8.050 im zulassungspflichtigen Gewerbe, 1.416 im zulassungsfreien Gewerbe und 2.277 im handwerksähnlichen Gewerbe.

Das waren insgesamt 740 Betriebe mehr als zum Vorjahreszeitpunkt. Die wirtschaftliche Lage im Handwerk hat sich erneut verschlechtert - die Zeichen einer leichten konjunkturellen Erholung im vergangenen Jahr sind verschwunden.

In diesem Frühjahr schätzten nur noch 16 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als gut ein, 39 Prozent dagegen als schlecht. Vor einem Jahr bewerteten noch 21 Prozent ihre Lage gut, 37 Prozent schlecht. Der Geschäftsklimaindex sank von 61,5 Prozent im Frühjahr 2004 auf nun 59,2 Prozent.

Deutlich schlechter als vor einem Jahr fällt die Einschätzung der Geschäftslage der Unternehmen des Bauhaupt- und Ausbaugewerbe aus. Weniger als zwei Drittel (61 Prozent) der Betriebe schätzen ihre Situation als gut oder befriedigend ein. Die Erwartungen für das nächste Halbjahr fallen trotz des bevorstehenden Sommerhalbjahres noch pessimistischer aus. Nur 56 Prozent der Baubetriebe rechnen mit einer guten beziehungsweise gleichbleibenden Geschäftslage, dagegen erwarten 44 Prozent eine weitere Verschlechterung. Ursachen dafür sind der deutliche Nachfragerückgang sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bausektor seit dem Vorjahr.

In den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (Zulieferer, Gebäudereiniger und andere) ist die Verschlechterung der Lage besonders gravierend. Nur noch jedes zehnte Unternehmen (elf Prozent) konstatiert eine gute Geschäftslage, vor einem Jahr war es noch jedes vierte. Mehr als jeder dritte Handwerksbetrieb (37 Prozent) dieses Bereichs ist unzufrieden. Die optimistischen Erwartungen des letzten Jahres haben sich nicht erfüllt, umso pessimistischer werden nun die Erwartungen für das nächste Halbjahr geäußert.

40 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem weiteren Abflachen der Konjunkturaussichten. Auch in den zulieferorientierten Metallhandwerken scheint der in den vergangenen Jahren zu erkennende leichte Aufschwung nicht mehr gegeben zu sein. Im Kfz-Gewerbe stellt sich die Lage besonders kritisch dar. Nur elf Prozent der Kfz- Betriebe geben eine gute Geschäftslage an - mehr als dreimal soviel (37 Prozent) eine schlechte. Die Zahl der zufriedenen Unternehmen sank im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozentpunkte.

Nur noch vier Prozent der Betriebe des Nahrungsmittelhandwerk sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden - vor einem Jahr waren es 14 Prozent. Auch in den Gewerben für den persönlichen Bedarf bleibt die Stimmung trüb, obwohl eine leichte Stabilisierung auf niedrigem Niveau zu erkennen ist. Wenig Optimismus haben die Handwerksbetriebe aller Gewerbe mit Blick auf das zweite Halbjahr. Nur jedes achte Unternehmen (zwölf Prozent) erwartet eine Besserung, dagegen geht fast jeder zweite Betrieb (43 Prozent) von einer weiteren Verschlechterung aus.

Die anhaltend schwierige wirtschaftliche Lage des Handwerks und die aus mangelndem Vertrauen zur Politik resultierende pessimistische Stimmung widerspiegelt sich besonders deutlich in der Entwicklung der Beschäftigtenzahl. Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl sank von 7,1 auf nunmehr 6,7 Beschäftigte einschließlich Inhaber. Jedes dritte Unternehmen musste Personal reduzieren - nur jedes 25. stellte Personal ein. Vom Stellenabbau besonders betroffen sind die Metallgewerbe mit einem Rückgang um durchschnittlich zwei Arbeitnehmer pro Betrieb.

Erneute Rückgänge bei den Auftragseingängen musste jedes zweite Unternehmen verzeichnen, nur sieben Prozent gaben Zuwächse an. Die mittlere Auftragsreichweite verharrt gegenüber der Herbstbefragung bei 5,4 Wochen, im Vergleich zum Vorjahr ist sie weiter gesunken (5,6 Wochen). Jedes zweite Unternehmen verzeichnete weitere Umsatzrückgänge, nur jedes zehnte gab eine Umsatzsteigerung an. Diese Entwicklung schlägt sich auf die Investitionstätigkeit nieder. Nur acht Prozent der Betriebe planen ihre Investitionen zu steigern, jedes zweite Unternehmen wird im kommenden Halbjahr nicht investieren.

"Ohne Reformen im Bereich der Steuern und Abgaben mit dem Ziel der Senkung der Lohnnebenkosten wird es zu keiner Konjunkturbelebung kommen. Notwendig sind Impulse, die Nachfrage und Konsum am Binnenmarkt beleben. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat vorgeschlagen, die steuerliche Abzugsfähigkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen auf handwerkliche Reparaturen und Modernisierungsarbeiten auszuweiten. So könnten kurzfristig neue Aufträge generiert werden und nachfolgend entsteht mehr Beschäftigung. Ansätze, wie die Mindestlohnregelungen lösen die Probleme des Handwerks kaum. Wettbewerbsverzerrung im Handwerk findet momentan durch Ein-Mann-Unternehmen wie die Ich-AGs statt, für sie greift kein Mindestlohn. Arbeitsplätze sind auch in Gefahr, wenn Kommunen unter Zurückstellung jeglicher Moral Ein-Euro-Jobs für kommunale Aufgaben einrichten", schlussfolgert Joachim Dirschka, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig.

Pressemitteilung vom 26. Mai 2005

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