Robert Förster, Grupetto.
Robert Iwanetz

Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 02/2019Karriere nach der Karriere

Ein Porträt von Robert Iwanetz.

Der Ex-Radrennprofi Robert Förster sorgte früh vor und eröffnete schon als Aktiver sein erstes „Grupetto“-Fahrradgeschäft. Heute betreibt er in Leipzig drei Standorte mit zehn Mitarbeitern.

Robert Förster hat viele ehemaligen Kollegen gesehen, die nach ihrer aktiven Karriere in ein Loch fielen. Die sich auch noch mit 45 Jahren an den letzten Radsport-Strohhalm klammerten, weil sie nicht anders weiterwussten. „Ich habe Leute kennengelernt, die jahrelang im Rampenlicht gebadet haben“, erzählt der gebürtige Markkleeberger, „bis der positive Dopingbefund kam und sie vor dem Nichts standen.“ Tragisch sei das. Deshalb hat er früh vorgesorgt und sich ein zweites Standbein aufgebaut.
 

Drei Standorte – zehn Mitarbeiter

Nach der Schule absolvierte Robert Förster eine Ausbildung zum Zweiradmechaniker. Als er 2001 seinen ersten Profi-Vertrag im Team Nürnberger unterzeichnet, gründet er ein Jahr danach, zusammen mit einem damaligen Partner, seine erste „Grupetto“-Niederlassung in Wachau. Benannt nach dem „Grüppchen“ aus zurückgefallenen Fahrern (dem er als Sprinter selbst oft angehörte), die gemeinsam sicherstellen, nicht das Zeitlimit einer Etappe zu überschreiten. Nach ein paar Jahren kam eine weitere Filiale im Leipziger Waldstraßenviertel dazu, die aktuell saniert wird. 2017 zog die Wachauer Filiale in der Markkleeberger Innenstadt um. Seit diesem Jahr werden beide Geschäfte durch eine zentrale Service-Werkstatt unterstützt. An allen drei Standorten sind heute zehn Mitarbeiter beschäftigt – alles Experten aus den unterschiedlichsten Fahrrad-Sparten. Dazu bildet Robert Förster gerade zwei Lehrlinge zu Zweiradmechatronikern aus, wie der Beruf seit 2014 heißt. „Denen versuche ich die Werte, die mir im Leistungssport beigebracht worden sind, natürlich weiterzugeben. Werte wie Hartnäckigkeit, Verlässlichkeit und Ehrgeiz.“
 

Vom Fahrrad in die Meisterschule

Robert Förster fußte darauf seine erfolgreiche Karriere. 15 Jahre lang war er Profi, bei vier verschiedenen Teams. Er gewann Etappen beim Giro d’Italia und der Deutschland Tour, bis nach einem Trainingssturz im Jahr 2013 eine unerkannte Blutvergiftung fasst zu einer Amputation seines Beines führte. Nach sechs Monaten Pause und sieben Operationen kämpfte er sich an die Weltspitze zurück und gewann noch einmal ein Rennen in China. Als sich sein damaliges UnitedHealthCare Pro Team entschied, nur noch an amerikanischen und asiatischen Wettbewerben teilzunehmen, beendete er seine Karriere. „Ich war damals 200 Tage im Jahr für den Rennzirkus unterwegs. Das ließ sich nicht mehr mit meiner jungen Familie vereinbaren.“ Hatte er sich zuvor nur sporadisch um die Geschäfte von „Grupetto“ kümmern können, übernahm der Vater von zwei Töchtern 2015 als alleiniger Geschäftsführer die volle Verantwortung. „Ich bin damals direkt vom Fahrrad gestiegen und habe in der Meisterschule in Suhl angefangen“, erinnert sich Förster. Das sei eine Riesenumstellung gewesen. Statt täglich sechs Stunden Training musste er auf einmal wieder ruhig in der Schule sitzen – und dazu als Mitte-Dreißig-Jähriger im Internet leben. 2016 schließt er erfolgreich seine Meisterprüfung ab.
 

Große Herausforderungen

Aus seiner Profi-Laufbahn konnte er viele Dinge mitnehmen für die Selbstständigkeit. „Im Radsport ist man ganz auf sich allein gestellt und muss alle möglichen Hindernisse meistern, ganz ähnlich wie als Geschäftsführer“, sagt Förster. Und Hindernisse gäbe es immer wieder: So hatte er in den vergangenen Jahren mit Diebstählen im Wert von mehr als 30.000 Euro zu kämpfen. Aktuell drängt dazu mit „Zweirad-Center Stadler“ ein bundesweit-agierender Konkurrent auf den Leipziger Fahrradmarkt, der Einzelhändler wie Robert Förster vor große Herausforderungen stellt.
 

„Ich will den Bezug zum Handwerk nie verlieren.“

„Die Entscheidung meine Läden zu eröffnen, habe ich trotzdem nie bereut“, sagt der 40-Jährige. Wichtig sei ihm, seine Leidenschaft für den Sport an die Kunden weitergeben zu können. So bietet er deshalb nicht nur zu jedem verkauften Bike ein ganzes Fahrradleben lang kostenlose jährliche Inspektionen an, sondern veranstaltet auch geführte Radtouren durch das Neuseenland und organisiert Nachwuchs-Rennen, wie den Robert-Förster-Cup oder das nächtliche Cross-Spektakel „Leipziger Crosslights“ am Störmthaler See. Und zwischendrin schafft er sich auch die Freiräume, um als Mechaniker zu arbeiten und montiert die neuesten Modelle für die Schaufenster. Oder repariert Elektromotoren, die sonst auf dem Schrott landen würden. „Ich will den Bezug zum Handwerk nie verlieren.“
 

Mehr Informationen

 Grupetto – Der Radprofi

Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift „Unternehmen im Fokus“ in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammmer zu Leipzig 02/2019 erschienen.


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