Archivbeitrag | Newsletter zur Meisterfeier 2019Johannes Sandkühler / Zimmerermeister

Wie kamen Sie auf die Idee, Zimmerer zu werden?

Eigentlich wollte ich Profifußballer werden, aber meine Eltern bestanden darauf, dass ich erst das Gymnasium beende und mir eine verlässliche Basis für das Berufsleben schaffe. Leider kommt die Berufsorientierung am Gymnasium ziemlich kurz, vor allem was Berufe ohne akademische Ausbildung angeht.

Zum Glück habe ich während der Schulzeit auf eigene Faust ein Praktikum bei einem Schreiner gemacht, sonst hätte ich mich vielleicht für eine Studienrichtung entschieden, die mich nicht zufrieden gemacht hätte. Stattdessen habe ich die Zimmererlehre absolviert und den fantastischen Rohstoff Holz lieben gelernt. Die Abwechslung zwischen praktischer Arbeit und geistiger Anforderung bei fachlichen Berechnungen und Konstruktionen war dabei genau richtig für meinen Start ins Berufsleben.
 

Gibt es Dinge, die Ihnen am Beruf nicht gefallen?

Ich finde es manchmal schade, dass nicht mehr alle Arbeitsschritte vom Schlagen des Baumes bis zum Richten traditionell erledigt werden. Durch Normteile, moderne Abbund-Anlagen und digital gestützte Fertigungseinrichtungen sind viele Arbeitsschritte modern und hochpräzise aber der handwerkliche Charakter der Arbeit schrumpft.
 

Warum haben Sie sich für die Meisterfortbildung entschieden?

Der Abschluss schien mir unbedingt zu einer vollendeten Ausbildung im Handwerk zu gehören. Zweitens will ich das Meister-Know-how als Sprungbrett für ein Ingenieur- oder Architekturstudium nutzen.

Die Praxiserfahrungen und das Wissen in den Bereichen Betriebswirtschaft, Statik und Bauphsik werden mir sicher einen besseren Überblick verschaffen als anderen Studienanfängern.

Der Titel ist deshalb für mich Vorbereitung und Absicherung zugleich. Sollte mir das Studium nicht liegen, muss ich mir keine Gedanken um die berufliche Zukunft machen.
 

Sind Sie ehrenamtlich tätig?

Ich finde es wichtig, dass sich Menschen je nach Begabungen und Möglichkeiten für die Gesellschaft und andere einsetzen, beispielsweise in Sportvereinen, im Naturschutz oder als Wahlhelfer. Ich selbst bringe mich regelmäßig bei Jugendprojekten meiner Kirchgemeinde ein.
 

Welche Themen sollte die Politik Ihrer Meinung nach anpacken, damit das Handwerk künftig gut aufgestellt ist?

Berufsmöglichkeiten im Handwerk sollten in allen Schulformen als gleichwertige Bildungswege zu akademischen Laufbahnen dargestellt werden. Manchmal entsteht nämlich der Eindruck, dass man mit einer Ausbildung weniger wert ist, als mit einem Studienabschluss. Außerdem sollten Politik und Wirtschaft gemeinsam auf eine faire und gleiche Bezahlung im Handwerk hinarbeiten, um Jugendliche auch über lukrative Gehaltsperspektiven zu begeistern.

sandkuehler
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