Archivbeitrag | Newsletter 2023Handwerkskonjunktur: Lage gut, Erwartungen eingetrübt

Die Stimmung im Handwerk der Region hat sich zum Herbst hin leicht eingetrübt. Gründe dafür sind in der gedrückten allgemeinwirtschaftlichen Stimmung und der Unsicherheit bei den politischen Rahmenbedingungen zu suchen. Allein Klimahandwerke werden noch keine erheblichen Auftragseinbrüche verzeichnen.

Tablet mit Darstellung verschiedener Diagramme. Bild: stock.adobe.com / yurolaitsalbert
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Zweimal jährlich befragt die Handwerkskammer zu Leipzig ihre Mitgliedsbetriebe zur aktuellen Geschäftslage und zu den Zukunftsaussichten.

"Das Tempo der Umsetzung politischer Entscheidungen beeinflusst die künftige Entwicklung unserer Betriebe maßgeblich. Für die anstehenden Aufgaben werden mehr Fachkräfte gebraucht und die sind nicht vorhanden. Gleichzeitig lähmt die Bürokratie echtes Unternehmertum. Wir erwarten entschlossenes Handeln der Politik und brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, damit das Handwerk auch weiterhin ein stabilisierender Wirtschaftsfaktor bleibt", fasst Matthias Forßbohm, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, die Stimmung der Handwerksbetriebe zum Zeitpunkt der Konjunkturbefragung zusammen.
 

Matthias Forßbohm / Maurermeister / Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig
www.nikado.de

Lageeintrübung im langfristigen Vergleich

Gegenüber dem Vorjahr gibt es in der Einschätzung der Geschäftslage keine Veränderung: 49 Prozent der Befragten bewerten die Geschäftslage mit gut. Im langfristigen Vergleich wird aber eine deutliche Verschlechterung sichtbar. (2021: 64 Prozent, 2019: 70 Prozent mit guter Bewertung ihrer Geschäftslage). Besonders deutlich ist der Rückgang mit zehn Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr im Bauhauptgewerbe.

Für die bevorstehende Konjunkturperiode rechnen nur sechs Prozent der Unternehmen mit einer Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage, ein Drittel geht von einer sich verschlechternden Geschäftslage aus. Auch hier ist es der Bau, der besonders kritisch auf die kommenden Monate blickt – fast die Hälfte (44 Prozent) der Unternehmen geht von einer Verschlechterung aus. Maßgebend für diese Einschätzung ist die Verunsicherung der Unternehmen durch die gegenwärtige politische Entwicklung.

Aus der Beurteilung der aktuellen und erwarteten Geschäftslage ergibt sich der Geschäftsklimaindex, er beträgt 99 Indexpunkte und ist damit gegenüber dem Tiefpunkt des Vorjahres (85) wieder angestiegen. An der Herbstkonjunkturumfrage beteiligten sich 450 Handwerksbetriebe mit 8.400 Beschäftigten. Zum Handwerk der Region Leipzig zählten zum Zeitpunkt der Befragung 12.255 Handwerksbetriebe.
 

 


Auftragseingänge und Auftragsreichweiten

Aktuell meldet ein Drittel der Unternehmen gesunkene und ein Fünftel gestiegene Auftragseingänge. Für das kommende Jahr erwarten dies weniger als jedes zehnte Unternehmen. Die Auftragsreichweiten liegen im Durchschnitt bei zwölf Wochen. Die durchschnittliche Auslastung eines Handwerksbetriebes in der Region Leipzig sank im Vergleich zum Vorjahr um zwei Punkte auf 90 Prozent. Die Ausbaugewerbe sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf waren überdurchschnittlich ausgelastet. Den deutlichsten Rückgang mit fünf Prozentpunkten verzeichnet das Baugewerbe. In den nächsten Monaten werden in allen Branchen weniger Auftragseingänge erwartet. Die Auftragsbestände dürften daher abschmelzen.
 

Ein- und Verkaufspreise steigen

Ein gutes Drittel der befragten Unternehmen konnte höhere Verkaufspreise durchsetzen, gleichzeitig mussten die Mehrzahl (87 Prozent) gestiegene Beschaffungspreise zahlen. Für die kommenden Monate rechnen drei Viertel der Unternehmen mit weiter steigenden Einkaufspreisen, aber nur noch die gute Hälfte (57 Prozent) damit, ihre Verkaufspreise erhöhen zu können.
 

Sinkende Investitionen

Die Investitionen sind weiter gesunken. Nur ein knappes Drittel der Unternehmer investierte mehr (15 Prozent) oder gleich viel (47 Prozent) in neue Maschinen, Werkzeuge, Räumlichkeiten und digitale Ausstattung. Für die kommenden Monate geht die Hälfte der Betriebe davon aus, weniger als bisher investieren zu können. Höhere Investitionen planen nur vier Prozent.
 

Überwiegende Zahl der Betriebe hält Mitarbeiter

Zu den Beschäftigtenzahlen berichten mehr Betriebe davon, dass sie mit weniger Personal auskommen mussten und dies, so glaubt die Mehrheit der Betriebe, wird sich auch in den nächsten Monaten fortsetzen. Die aktuelle Beschäftigungslage ist damit erneut rückläufig. Dennoch behielt die überwiegende Zahl der Betriebe (71 Prozent) ihre Mitarbeiterstärke oder stellte zusätzliches Personal ein. Gewerkeübergreifend haben in den Handwerksbetrieben durchschnittlich neun Menschen ihren Arbeitsplatz.
 

Ausbildungsaktivität

Zum Ende Oktober wurden von den Betrieben im Kammerbezirk 1.419 Lehrverträge abgeschlossen, das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr. In der sogenannten Hitliste stehen die Klimahandwerke ganz oben an: Elektroniker mit 154 Ausbildungsplätzen (Vorjahr: 138), Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik mit 105 Lehrverträgen gegenüber 94 im vergangenen Jahr.
 

 
So sieht es bei den Klimahandwerken aus

In diesem Jahr wurden in der Auswertung der Befragungsergebnisse explizit die Klimahandwerke ins Auge gefasst. Dabei standen das Elektro- sowie das Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk (SHK) im Fokus. Diese Gewerke leisten mit ihrer Arbeit schließlich einen überproportionalen Beitrag zur Energiewende. Das Voranschreiten der Energiewende erweist sich für die Klimahandwerke noch als Stabilitätsfaktor. Im Kammerbezirk Leipzig gibt es derzeit 800 Elektro- und 860 SHK-Betriebe – also 1.720 Unternehmen insgesamt.

Klimahandwerke, Wärmepumpe, Umwelt. Bild: Dar1930 / stock.adobe.com
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76 Prozent dieser Betriebe beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage mit gut und nur zwei Prozent mit schlecht und damit deutlich besser als das Gesamthandwerk. Auch blicken diese Gewerke optimistischer auf die kommenden Monate. Drei Viertel gehen davon aus, dass ihre gute Geschäftslage gleichbleibt oder sich verbessern wird. Das Geschäftsklima der Klimahandwerke ist leicht gestiegen, beträgt 115 Indexpunkte und ist damit deutlich besser als das kühle Gesamtgeschäftsklima.

Während Auftragseingänge und die -bestände im Gesamthandwerk rückläufig sind, verzeichneten die Klimahandwerke im dritten Quartal steigende Zahlen. Dennoch erwartet auch das Klimahandwerk in den nächsten Monaten wenig Auftragseingänge. Bei einem durchschnittlichen Auslastungsgrad von 97 Prozent reichen die durchschnittlichen Auftragsbestände in einem Klimabetrieb noch rund 17 Wochen. Die Klimahandwerke konnten im dritten Quartal einen Umsatzanstieg um 31 Prozentpunkte verzeichnen, sie erwarten in den kommenden Monaten ein kleines Umsatzplus von fünf Prozentpunkten.



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Marco Kitzing

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