Handwerk erwartet Konjunktureintrübung
Kammer begrüßt Wachstumssignale
25. November 2008 | Das Handwerk im Direktionsbezirk Leipzig zeigt sich insgesamt noch stabil, geht aber für die nächsten Monate von einer Eintrübung der konjunkturellen Lage aus. Anzeichen dafür lassen die Ergebnisse der Herbst-Konjunkturumfrage erkennen, die der Handwerkskammerpräsident Joachim Dirschka vorstellte. Danach ist der Geschäftsklimaindex - also die Einschätzung der Geschäftslage gegenüber der Frühjahrseinschätzung - von 78,6 auf 77,9 Punkte gesunken, liegt aber noch 0,4 Prozent über dem Vorjahreswert.
Zum Zeitpunkt der Konjunkturbefragung gab es im Kammerbezirk 11.731 Handwerksbetriebe.
Über alle Branchen hinweg bezeichnen 30 Prozent der mehr als 400 befragten Unternehmen aus 44 Berufen ihre Geschäftslage als gut - im Herbst 2007 waren es 33 Prozent. Zwischen den Gewerbegruppen fällt die Beurteilung unterschiedlich aus. Ausgeglichen ist die Einschätzung im Bauhauptgewerbe, jeder vierte bewertet die Geschäftslage als gut, ebenso viele als schlecht. Die Erwartungen sind, auch saisonal bedingt, deutlich pessimistischer. Jedes dritte Unternehmen erwartet eine Verschlechterung. Die Ausbauhandwerke (dazu gehören zum Beispiel Maler und Lackierer, Tischler, Elektrotechniker) sind noch optimistisch, 43 Prozent der Betriebe beurteilen ihre Geschäftslage als gut - vor einem Jahr waren es knapp 40 Prozent.
Die Erwartungen für das kommende Halbjahr sind bereits deutlich verhaltener, aber dennoch überwiegt eine positive Bewertung (28 Prozent gut, 16 Prozent schlecht).
Auch bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf, die zu einem Teil als Zulieferer für die Industrie und damit auch für den Export arbeiten, zeigt sich gegenüber dem Vorjahr eine leichte Abschwächung. Deutlich getrübt bleibt die Lage im Kraftfahrzeuggewerbe, wo mehr als die Hälfte der Betriebe von einer schlechten Geschäftslage und nur noch fünf Prozent von einer guten sprechen.
Die Erwartungen sind genauso pessimistisch. Der handwerkliche Arbeitsmarkt ist stabil geblieben. So konnten 15 Prozent der Betriebe Mitarbeiter einstellen, 13 Prozent mussten Beschäftigte entlassen.
Eine aktuelle Telefonumfrage der Kammer unter einigen Betrieben zeigt, dass die Turbulenzen an den Finanzmärkten noch keine spürbaren Auswirkungen haben. Die Unternehmen befürchten aber, dass Kunden ihr Geld mehr zusammenhalten und dass die Finanzierungsbedingungen sich zukünftig verschlechtern.
Jochim Dirschka begrüßte deshalb die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Konjunkturbelebung. Die Verbesserung der steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerkerleistungen und das Gebäudesanierungsprogramm seien wichtige Signale für Betriebe und Verbraucher. Dennoch reichten die Maßnahmen nicht aus, notwendig seien grundlegende strukturelle Reformen, die vor allem den Leistungsträgern mehr Netto vom Brutto lassen.
Die Investitionsbereitschaft ist in allen Gewerbegruppen gleichermaßen unverändert niedrig und wird weiter sinken - fast zwei Drittel der Handwerksbetriebe wollen weniger oder gar nicht investieren. Deshalb appelliert der Präsident an die Betriebe, notwendige Investitionen nicht zurückzustellen und falls notwendige Sicherheiten nicht ausreichten für Kredite, die Bürgschaftsbanken in Anspruch zu nehmen.
