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Archivbeitrag | Newsletter 2012Fachkräftemonitoring 2012: Sachsens Wirtschaft sucht Facharbeiter und Gesellen

Wettbewerb um kluge Köpfe

Mit dem Ziel, die Fachkräftesituation in der sächsischen Wirtschaft zu erfassen und daraus Empfehlungen für Politik, Verwaltung und die Betriebe abzuleiten, führen die Handwerkskammern und die IHKs in Sachsen regelmäßig eine Befragung in den Unternehmen des Freistaates durch.

Die Ergebnisse des sechsten "Fachkräftemonitorings" zu den Themen Fachkräftesicherung, Ausbildung, Personalentwicklung und Weiterbildung wurden Ende Oktober veröffentlicht. Das komplette Fachkräftemonitoring an dem sich 1.604 Unternehmen beteiligt haben, liegt als PDF-Datei zum Download vor.

Vom Fachkräftebedarf zum Fachkräftemangel?

"Es deutet sich an, dass aus dem steigenden Fachkräftebedarf ein Fachkräftemangel werden kann. Die Zahl der Unternehmen mit offenen Stellen hat sich in den vergangenen zwei Jahren fast verdreifacht. [...] Auch die Zeiträume, bis eine Stelle neu besetzt ist, verlängern sich. Der regionale Wettbewerb innerhalb Deutschlands um die besten Köpfe spitzt sich merklich zu und wird in erster Linie über die Konditionen ausgetragen", fasst Wolfgang Topf, Präsident der IHK zu Leipzig, die Ergebnisse der Befragung zusammen.

Steigende Ansprüche an das Personalmanagement

"Die sich zunehmend verschärfende Ausbildungs- und Fachkräftesituation erhöht die Ansprüche an das Personalmanagement in den sächsischen Unternehmen. Zudem beeinflussen eine Vielzahl von Verwaltungs- und Politikentscheidungen, zum Beispiel bei der Festlegung von Berufschulstandorten oder landesrechtlicher Ausbildungsberufe, die zukünftigen Möglichkeiten der Unternehmen, ihren Fachkräftebedarf zu decken. Daher ist es zwingend erforderlich, diese Entscheidungen auf eine verlässliche Prognose über die Fachkräfteentwicklung zu stützen. Das vorliegende Fachkräftemonitoring ist dabei ein wichtiges Hilfsmittel", kommentiert Ralf Scheler, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig.

Die wichtigsten Ergebnisse

  • 28 Prozent (451) der Unternehmen meldeten insgesamt 1.187 unbesetzte Stellen. Das sind 13 offene Stellen auf 1.000 Beschäftigte. Im Jahr 2010 waren es 10.
  • 55 Prozent der offenen Stellen entfielen auf Facharbeiter und Gesellen. 2010 waren es 43 Prozent. Mitarbeiter mit Fach- beziehungsweise Hochschulabschluss werden in 26 Prozent der Fälle gesucht, 2010 waren es 17 Prozent. Un- und Angelernte sind wenig nachgefragt (10 Prozent).
  • Die am häufigsten gesuchten Qualifikationen sind bei den Facharbeitern und Gesellen: Berufskraftfahrer, CNC-Fräser, Elektroniker, Maurer und Mechatroniker; bei Fachkräften mit Fach- beziehungsweise Hochschulabschluss: Informatiker, Konstrukteure, Bauingenieure, Elektrotechniker und Maschinenbauingenieure.
  • 65 Prozent der Unternehmen können ihre offenen Stellen innerhalb von 2 Monaten nicht besetzen. In jedem vierten Unternehmen dauert die Besetzung sogar länger als 6 Monate. Die Zeit bis zur Besetzung der offenen Stellen hat sich – außer bei Hochschulabsolventen – gegenüber früheren Befragungen verlängert.
  • Die Besetzung offener Stellen scheitert laut Aussage der Unternehmen in erster Linie an fehlender Motivation und Arbeitsbereitschaft (41 Prozent), dicht gefolgt von auseinandergehenden Gehaltsvorstellungen (38 Prozent). Fehlende Qualifikation ist deutlich weniger ein Einstellungshemmnis als 2010.
  • Derzeit beschäftigen 17 Prozent der befragten Betriebe ausländische Mitarbeiter oder planen dies. Haupthindernisse für die Nichteinstellung ausländischer Arbeitnehmer sind mit deutlichem Vorsprung Sprachbarrieren, gefolgt von der Unsicherheit über Qualifikationsniveaus.
  • 32 Prozent (511) der befragten Unternehmen planen bis Ende 2013 die Einstellung von insgesamt 2.329 neuen Mitarbeitern, wobei fast die Hälfte dauerhaft oder temporär ausscheidende Mitarbeiter ersetzt.

Ausgewählte Handlungsempfehlungen

... für Politik und Verwaltung:

  • Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte, zum Beispiel Unterstützung der Weiterbildung oder Sprachförderung;
  • zügige Einleitung geeigneter Maßnahmen zur Senkung der Schulabgängerquote ohne Abschluss auf unter fünf Prozent bis 2020;
  • Verbindliche und durchgängige Verankerung einer systematischen praxisbezogenen Berufsorientierung in den Lehrplänen aller allgemeinbildenden Schulformen in Sachsen;
  • Weitere Stärkung der betrieblichen Ausbildung im dualen System.

… für die sächsische Wirtschaft:

  • Beachtung der Lohnentwicklungen in anderen deutschen Regionen
  • Umsetzung innerbetrieblicher Strategien zur Personalentwicklung (zum Beispiel Weiterbildung, Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Gesundheitsförderung)
  • Neue Wege bei der Personalbeschaffung gehen, zum Beispiel Online-Aktivitäten ausbauen
  • Frühzeitige Lehrlingsakquisition (zum Beispiel durch Kooperationen mit Schulen oder Schülerpraktika)
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