Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 12/2023Ein Wahrzeichen neu gefliest
Norman Reihansl, Geschäftsführer der Fliesenleger GmbH, sanierte mit seinem Team den legendären Springbrunnen im ehemaligen Karstadt-Warenhaus in der Leipziger Innenstadt.

Ein Porträt von Robert Iwanetz.
Norman Reihansl, Geschäftsführer der Fliesenleger GmbH, sanierte mit seinem Team den legendären Springbrunnen im ehemaligen Karstadt-Warenhaus in der Leipziger Innenstadt.
Immer zur vollen Stunde schoss die Fontäne im ehemaligen Karstadt-Warenhaus in die Höhe. Fast 30 Meter hoch, bis unter das Glasdach im Lichthof des Gebäudes. Doch 2019 war mit dem Spektakel Schluss. Karstadt schloss für immer seine Türen. Es endete die über 100-jährige Warenhaustradition. Das Gebäude stand im Anschluss leer, bis die EC Advisors GmbH im Auftrag des Eigentümers vor zwei Jahren mit dem Umbau begann. Dabei wurde über die sozialen Netzwerke auch darüber abgestimmt, ob die Fontäne bleiben soll. Das Ergebnis war eindeutig. »Jedes Mal, wenn ich in der Stadt war, habe ich geschaut, wie spät es ist. Und wenn es passte, habe ich mir das schöne Wasserspektakel angeschaut. Für Kinder und Touristen war es einmalig. Gern würde ich meinem Sohn die Fontäne einmal zeigen«, schrieb ein Teilnehmer beispielsweise bei der Abstimmung. Zur Eröffnung des neuen Shoppingcenters mit dem Namen »N30 | NEO« wird sein Wunsch nun Wirklichkeit.
»Wir sind stolz«
Für die grundlegende Sanierung der Fontäne war »Die Fliesenleger GmbH« aus Eilenburg zuständig. »Wir sind stolz, so ein Wahrzeichen der Leipziger Innenstadt wieder auf Vordermann zu bringen«, erzählt Geschäftsführer Norman Reihansl. Seit rund einem Jahr ist sein Team aus rund fünfzehn Mitarbeiter und Subunternehmern immer mal wieder in dem Shoppingcenter zu Gange. Gefliest wurden neben der Fontäne unter anderem die Sanitärbereiche im Untergeschoss.
Fachkräfte gesucht
Es ist nicht das einzige Großprojekt, das die Firma gerade in Leipzig verwirklicht. »Wir führen auch Arbeiten am Schulkomplex ›Prager Spitze‹ und am ›Mühlen-Quartier‹ in Lindenthal aus«, sagt der 41-jährige Fliesenlegermeister. Seine Firma sei auch viel in Privathaushalten tätig, aktuell würden aber die großen gewerblichen Projekte überwiegen. »Wir haben in den letzten Jahren so viele Supermärkte gefliest, dass ich teilweise nicht mal mehr die Pläne lesen musste«, sagt Reihansl lächelnd und betont, dass für sein Unternehmen kein Auftrag zu klein oder zu groß sei. Durch die Mischung läuft es gut für den Betrieb: »Ich könnte auf der Stelle fünf neue Gesellen mit Arbeit versorgen«, so der Geschäftsführer, der die Firma 2019 gründete und im Jahr darauf seine Meisterausbildung absolvierte. Das Problem: passende Fachkräfte aus Deutschland seien extrem schwer zu finden. »Der Fachkräftemangel hat ja längst auch unsere aktuelle Regierung erreicht«, findet Norman Reihansl. Zuletzt stellte er drei Bulgaren ein.
Neue Bewerber nicht in Sicht
»Durch den Wegfall der Meisterpflicht wurde in unserem Gewerk kaum noch ausgebildet«, sagt der gebürtige Eilenburger. »Das fällt uns jetzt allen auf die Füße.« Sein eigener Lehrling steht gerade kurz vor der Abschlussprüfung. Neue Bewerber seien nicht in Sicht. »Es fehlt eine ganze Generation an Fliesenlegern. Wir sind einer der wenigen regionalen Betriebe, die solche Großprojekte überhaupt noch stemmen können«, sagt Norman Reihansl. Im »N30 | NEO«-Center hieß das für ihn: selbst mit ranklotzen, um die engen Fristen zu schaffen. Der Auftraggeber hatte sich ein hochwertiges Glas-Mosaik aus italienischer Produktion für das neue Wasser-Spektakel gewünscht – mit einem in das Brunnenbecken eingearbeiteten Farbverlauf, von dunkel zu hell. »Für solche Projekte lebt man als Handwerker«, so der Fliesenlegermeister.