
Die Konjunktur im Handwerk verliert an Schwung
5. Dezember 2007 | Der konjunkturelle Aufwärtstrend im regionalen Handwerk ist unterbrochen. Der konjunkturelle Schwung, den der Wirtschaftsbereich noch im Frühjahr verspürte, ging im Sommerhalbjahr verloren. Der Optimismus ist deutlich gedämpft. Die harten Konjunkturindikatoren widerspiegeln ein sehr differenziertes Bild in den Branchen. Der Geschäftsklimaindex sank auf 77,5 Punkte und liegt damit leicht unter dem Wert vom Herbst 2006. Gegenüber dem Frühjahr fiel der Index allerdings deutlich um 7,5 Punkte.
"Die Verlangsamung des Wachstums ist vor allem auf die massiven Abgabenerhöhungen zu Jahresbeginn zurückzuführen. Die zusätzlichen Belastungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber hat die Nachfrage im Handwerk erheblich gedämpft und die wirtschaftliche Dynamik ausgebremst", resümiert Joachim Dirschka, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig.
Zum Zeitpunkt der Konjunkturbefragung gab es im Kammerbezirk 12.500 Handwerksunternehmen - 8.254 im zulassungspflichtigen, 1.910 im zulassungsfreien und 2.306 im handwerksähnlichen Gewerbe. Das waren insgesamt 201 Betriebe mehr als zum Zeitpunkt des Vorjahres. An der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer zu Leipzig beteiligten sich rund 400 Handwerksbetriebe aus dem Regierungsbezirk Leipzig.
In diesem Herbst schätzt mehr als jedes dritte Unternehmen (33 Prozent) seine Geschäftslage gut ein, jedes fünfte (21 Prozent) bewertete die Lage schlecht, das entspricht der Bewertung vor einem Jahr. Gegenüber dem Frühjahr ist der Anteil der Unternehmen mit guter Lageeinschätzung aber um fünf Prozentpunkte gesunken.
Deutlich verschlechtert hat sich nach kurzem Zwischenhoch die Lage im Bauhauptgewerbe. Die sonst üblichen positiven saisonalen Effekte traten nicht ein. Nur 27 Prozent der Betrieb gab eine gute Geschäftslage an. Im Frühjahr waren es noch 42 Prozent, vor einem Jahr 38 Prozent. Mit schlecht bewerten 22 Prozent der befragten Unternehmen ihre gegenwärtige Geschäftslage, im ersten Halbjahr waren es nur 13 Prozent. Die Ausbaugewerbe sind in ihrer Einschätzung optimistischer, wenn auch verhaltener als im Frühjahr. 40 Prozent der Betriebe sieht ihre gegenwärtige Geschäftslage positiv.
"Hier zeigt sich, dass der Steuerbonus auf Handwerkerleistungen ein wirksames Instrument ist, die Nachfrage anzukurbeln. Deshalb wäre eine Erhöhung auf 12.000 Euro sinnvoll", stellt Dirschka fest. Positiv gestimmt sind die Handwerke für den gewerblichen Bedarf. Jedes zweite Unternehmen ist mit seiner Lage zufrieden, nur jedes zehnte nicht. Bei den zulieferorientierten Metallbetrieben weisen 90 Prozent eine gute Geschäftslage aus. Umgeschlagen ist die Stimmung in den Kfz-Unternehmen ebenso wie in den Nahrungsmittel- und Gesundheitshandwerken. Hier überwiegen die schlechten Bewertungen deutlich.
Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl verringerte sich leicht im Vergleich zum Frühjahr um 0,2 auf 7,3 Beschäftigte einschließlich Inhaber, liegt aber gegenüber der Vorjahresanalyse noch um 0,5 Beschäftigte höher. Die Auftragslage hat sich nur bei jedem sechsten Betrieb verbessert, jeder dritte beklagt eine weitere Verschlechterung. Die durchschnittliche Auftragsreichweite fiel drastisch auf 5,4 Wochen gegenüber 6,7 im Frühjahr. Die Investitionslage in den Unternehmen hat kaum verändert. Nur 13 Prozent steigerten die Investitionen. Mehr als jeder dritte Betrieb (39 Prozent) tätigte im vergangenen Halbjahr gar keine Investitionen.
"Das Handwerk erwartet von der Bundesregierung Anstrengungen für eine Stärkung der Binnennachfrage, um die Wachstumspause möglichst rasch überwinden zu können. Das heißt, keine Rücknahme von Reformen und Fortentwicklung von Instrumenten, die die Konjunktur beleben", so der Handwerkskammerpräsident.