Das ist Kunst und Liebe zum Handwerk
Handwerkskammer zu Leipzig

Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 07/2017Das ist Kunst und Liebe zum Handwerk

Ein Porträt von Andrea Wolter.

Möbel aus der Gründerzeit sind heute wieder gefragt. Glücklich sind diejenigen, die so ein Möbelstück im Keller oder auf dem Dachboden finden – geerbt von den Großeltern, abgestellt und manchmal für Jahrzehnte vergessen. Solchen Möbelstücken zu neuem Glanz zu verhelfen, hat sich Raumausstattermeister Torsten Otto verschrieben.

Viel fachliches Know-how gehört ebenso dazu wie eine große Portion Erfahrung. Der Obermeister der Leipziger Innung des Raumausstatterhandwerks verfügt über beides. Trotz nachgewiesener Meisterschaft seit 1995 hat sich Torsten Otto entschieden, sich zum Restaurator in seinem Handwerk weiterzubilden. Dafür fährt er zwei Jahre lang einmal im Monat für vier Tage nach Münster. „Die Kunden legen wieder Wert auf den Nachweis der Qualifikation. An den alten Möbelstücken hängt meist viel Emotionales, da will man sicher sein“, sagt Otto.

Nachdem die Meisterpflicht für sein Handwerk wegefallen ist, hätten so manche Kunden schlechte Erfahrungen gemacht. Der Meisterbrief ist dadurch zu einem echten Wettbewerbsvorteil geworden. Gerade hat Otto ein aufgearbeitetes Gründerzeitsofa an den Besitzer übergeben. Der Kunde ist hoch zufrieden mit der Arbeit. Den Meister freut die Anerkennung, immerhin stecken rund 65 Arbeitsstunden darin. „Alles reine Handarbeit“, wie er betont. Der Originalstoff konnte nicht erhalten werden und in Deutschland gab es keine Weberei, die ihn genau nacharbeiten konnte. Deswegen hat Otto einen Streifenstoff vorgeschlagen, „der Zeit angepasst, eine Verbindung von Tradition und Moderne.“ Der Gurtboden ist traditionell geschnürt, die Festigkeit der Federn ganz individuell auf die Besitzer abgestimmt. Gepolstert wurde mit Werg – feines Flachsstroh. Darüber wird Leinwand gespannt. Für die folgende Ausgleichspolsterung – Pikierung – wurde Rosshaar verwendet. Das reine Naturprodukt ist atmungsaktiv. Unter den sichtbaren Möbelstoff kommt ein Überzug aus Nessel. Es folgte die Anbringung der Posamente an der Sitzvorderkante und der Borten zwischen Stoff und Gestell.

Zwei Drittel der Arbeiten sind am „neuen“ Sofa nicht mehr zu sehen, „aber zu spüren“, ergänzt Otto. „Das fertige Stück wird ein optisches Highlight in der Wohnung des Besitzers sein und dennoch bequem.“ Die vielen Stunden fachgerechter Arbeit und die Auswahl der Materialien sind eine Investition in die Zukunft. An dem Sofa werden sich mindestens zwei Generationen erfreuen können, bevor die dritte wieder den Weg zu einem Raumausstattermeister finden muss.
 

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Polsterei Otto

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Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammmer zu Leipzig 07/2017 erschienen.


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