Handwerker mit Wasserwaage. BIld: kerkezz / stock.adobe.com
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Archivbeitrag | Newsletter 2019Comeback des Meisterbriefs für 12 Gewerke

Union und SPD wollen in einigen Gewerken die 2004 teilweise abgeschaffte Meisterpflicht wieder einführen. Damals hatte die rot-grüne Regierung mit der Deregulierung von 53 Berufen die Hoffnung verbunden, mehr Fachkräfte zu bekommen und die Selbstständigkeit zu fördern. 

Das hat sich nach heutiger Auffassung nicht so erfüllt, wie gehofft. Zum Teil sind die Ausbildungszahlen in den seit damals zulassungsfreien Gewerken drastisch zurückgegangen, teilweise auch die Qualität. Darunter leiden auch die Kunden handwerklicher Produkte und Dienstleistungen. Die Handwerksorganisation machte sich deshalb seit der 2004er Gesetzesnovelle vehement für eine "Rückvermeisterung" stark.

Nach einem Spitzentreffen im Bundeswirtschaftsministerium am 9. September 2019 wurde seitens der Politik nun endlich eine Reform der Handwerksordnung in Aussicht gestellt.

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Carsten Linnemann, und der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Sören Bartol erklärten nach ihrer Einigung mit Bundeswirtschaftsminister, Peter Altmaier, dass in folgenden zwölf Gewerken die Meisterpflicht wieder eingeführt werden soll:

  • Fliesen-, Platten- und Mosaikleger 
  • Betonstein- und Terrazzohersteller
  • Estrichleger 
  • Behälter- und Apparatebauer 
  • Parkettleger 
  • Rollladen- und Sonnenschutztechniker 
  • Drechsler und Holzspielzeugmacher
  • Böttcher
  • Glasveredler
  • Schilder- und Lichtreklamehersteller 
  • Raumausstatter 
  • Orgel- und Harmoniumbauer 

Man wolle zügig einen Gesetzentwurf auf den Weg bringen und strebe nach den Beratungen in Bundesrat und Bundestag eine Änderung der Handwerksordnung Anfang 2020 an.
 

Kompetenz, Zuverlässigkeit, Qualität und unternehmerisches Können

Um sich auf die Qualitätsstandards eines Meisterbetriebes vorzubereiten, bietet die Handwerkskammer Meisterkurse für ambitionierte Handwerksprofis an – selbstverständlich auch für Gewerke, die bis dato nicht der Meisterpflicht unterliegen. Termine und -inhalte gibt es unter: 

www.hwk-leipzig.de/meister
www.hwk-leipzig.de/kurse
 

Ja zum Meister.



Signal für Qualität und Qualifikation

Die Stellungnahmen aus dem Handwerk zu den Planungen der Großen Koalition waren positiv. Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), sprach von einem starken Signal für Qualität und Qualifikation im Handwerk.

Auch Volker Lux, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Leipzig, äußerte sich dazu, dass die Reform des Jahres 2004 teilweise wieder zurückgedreht wird.

"So schön dieser Teilerfolg auch ist, für die Themen Qualitätssicherung, Verbraucherschutz und Ausbildung wäre eine Erweiterung über dieses zwölf Gewerke hinaus, sehr hilfreich gewesen. Die Ausbildung im Handwerk wird zu über 90 Prozent von Meisterbetrieben getragen. Die dramatischen Einbrüche der Lehrlingszahlen, beispielsweise im Fliesenlegerhandwerk ab dem Jahr 2005, sind auch der Abschaffung der Meisterpflicht geschuldet. Fazit: Die Betriebszeiten haben sich vervielfacht, die Lehrlingszahlen sind in den Keller gegangen."
 

Bestandsschutz geplant

Die Pläne der Arbeitsgruppe von Union und SPD sehen außerdem vor, dass bestehende Betriebe, die derzeit nicht der Meisterpflicht unterliegen auch weiterhin ihr Handwerk selbstständig ausüben dürfen. 

Die Beschränkung auf die zwölf Gewerke begründeten die Spitzenpolitiker damit, dass es sich einerseits um gefahrgeneigte Handwerke handelt, deren unsachgemäße Ausübung eine Gefahr für Leben und Gesundheit bedeutet. Andererseits sollen solche Handwerke berücksichtigt werden, die vom Kulturgüterschutz erfasst werden oder als immaterielles Kulturgut anzusehen sind.

"Wir sind davon überzeugt, dass der Meisterbrief im deutschen Handwerk die beste Garantie für Qualitätsarbeit, Verbraucherschutz, Leistungsfähigkeit und Innovationskraft liefert.

Die Meisterpflicht trägt außerdem durch eine hochwertige berufliche Aus- und Weiterbildung auch maßgeblich zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses bei. Unser Ziel ist, mehr Qualität für die Kundschaft und mehr Nachwuchs im Handwerk durch eine bessere Ausbildung."

Carsten Linnemann (stv. Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion) / Sören Bartol (stv. Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion) zur  "Rückvermeisterung"

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