Christian Defort / Maurer- und Betonbauermeister

Die "Gretchenfrage" gleich zu Beginn: Gibt es Dinge, die Ihnen an Ihrem Beruf nicht gefallen?

Es ist ein toller Beruf. Aber es gibt natürlich Dinge, die mache ich lieber als andere. Außerdem ist man mitunter körperlich sehr gefordert und kann schon einmal an seine Grenzen kommen, vor allem, wenn eine Hitze- oder Kältewelle im Spiel ist. Aber mit dieser ehrlichen Erschöpfung geht auch eine gewisse Zufriedenheit einher. Und dann gibt es noch die nervigen Fälle, wenn man nacharbeiten muss, weil Kunden sich eigentlich was ganz anderes wünschen, als sie beauftragt haben.

Sie dürfen sich seit kurzem Maurer- und Betonbauermeister nennen. Wie verlief ihr Weg bis dahin?

Als Kind wollte ich am liebsten Baggerfahrer auf dem Bau werden. Große Maschinen, Presslufthämmer und Ähnliches haben mich wie viele Jungen fasziniert. Während der Schule war ich dann jedoch unentschlossen, welche Richtung ich einschlagen sollte. "Schreibtischtäter" war schon mal keine Option. Lieber etwas Handwerkliches. Aber auch hier war die Auswahl groß.

Nach der Schule habe ich mir dann zunächst bei einer Industriemechanikerlehre ein solides Rüstzeug angeeignet. Erst danach bin ich als Quereinsteiger ins Maurerhandwerk gekommen, um das junge Unternehmen meines Vaters zu unterstützen. Das war vor 15 Jahren und unzähligen Baustellen. Angesichts dieser Zeit und der vielen Arbeit, die ich bereits investiert habe, war es nur der logische nächste Schritt, die Meisterfortbildung zu absolvieren. Irgendwann will mein alter Herr einen Gang zurückschalten. Bis dahin werde ich sukzessive in die unternehmerische Verantwortung hineinwachsen.

Das zusätzliche Meisterwissen wird mir helfen, künftige Projekte optimal zu realisieren und die Träume unserer Kunden Wirklichkeit werden zu lassen. Außerdem macht es mich stolz, den Meistertitel tragen zu dürfen.

Wem wollen Sie für die Unterstützung während des Meisterstudiums besonders danken?

Es gab eine Menge Unterstützer, ohne deren kleine und große Hilfen das Projekt Meisterbrief deutlich schwieriger geworden wäre. Alle Namen würden mir jetzt sicher nicht einfallen.

Zwei möchte ich aber herausstellen. An erster Stelle natürlich mein Vater, der meine Arbeit während der Vollzeit-Fortbildung übernehmen musste und vor organisatorischen Herausforderungen stand. An zweiter Stelle muss ich meiner Freundin danken oder mich bei ihr entschuldigen, dass sie meine schlechte Laune in der Prüfungsphase ertragen musste.
 

 
"Die Stärkung der Meisterpflicht – Stichwort 'Rückvermeisterung' – muss weiter auf der politischen Agenda stehen."
 

Welche Themen sollte die Politik anpacken, damit das Handwerk künftig gut aufgestellt ist?

Das Interesse junger Leute an einer Handwerkslehre scheint nicht zu den guten Berufsperspektiven und abwechslungsreichen Aufgaben zu passen. Hier sind einerseits die Betriebe selbst gefordert, aber auch die Politik sollte Maßnahmen ergreifen, damit mehr junge Leute eine Lehre absolvieren statt ein Studium anzufangen. Auch die Stärkung der Meisterpflicht – Stichwort "Rückvermeisterung" – muss weiter auf der politischen Agenda stehen, wenn man Baupfusch verhindern möchte.

Christian Defort
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