Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 01/2024Botschafter für mehr Nachhaltigkeit
Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit schließen sich nicht aus. Die Innenbau & Design GmbH aus Markkleeberg tritt den Beweis dafür an.

Das Interview führte das Deutsche Handwerskblatt (DHB).
Georg M. Brückner stammt aus einer Ärztedynastie und war der erste in seiner Familie, der ein Handwerk erlernte. 1996 machte der Tischlermeister sich mit einem Geschäftspartner selbstständig und gründete die Innenbau & Design GmbH. Seit 2005 führt er die aktuell 16 Mitarbeiter allein. Das Unternehmen ist auf Möbelbau für Privatkunden, Hotels, Museen und Arztpraxen spezialisiert und produziert auch DJ-Pulte, die weltweit versendet werden. Brückner findet, dass im Handwerk ein Umdenken für mehr Nachhaltigkeit einsetzen muss. Seit November ist der 53-jährige Botschafter der sächsischen Umwelt- und Klimaallianz, die 2021 neu gestartet wurde.
Wozu wurde die Umwelt- und Klimaallianz Sachsen gegründet?
Brückner: Gedacht ist die Allianz als ein langfristig angelegtes, verlässliches Netzwerk zum Austausch zwischen Betrieben und staatlichen Stellen. Es geht darum, das Engagement sächsischer Unternehmen für den Schutz von Klima und Umwelt sichtbar zu machen, um so die Ressourcen- und Energieeffizienz der sächsischen Wirtschaft zu verbessern. Interessierte Unternehmer können so von anderen lernen.
Wie können Handwerksbetriebe daran teilnehmen?
Brückner: Um Teil der Allianz zu werden, müssen Betriebe »Freiwillige Umweltleistungen« nachweisen, die über das gesetzlich vorgegebene Maß hinausreichen. Nach drei Jahren muss die Teilnahme neu überprüft werden. Aktuell nehmen 191 Unternehmen teil.
Mit welchen Maßnahmen in Ihrem eigenen Unternehmen haben Sie sich für die Klimaschutz-Allianz qualifiziert?
Ehrlich: Nein, Manel ist sehr zuverlässig, freundlich, aufmerksam und extrem wissbegierig. Sie will am liebsten alles gleich mitmachen. Manel empfängt auch die Kunden und kümmert sich um die Terminvergabe. Man merkt, dass sie schon Wissen und Expertise aus dem Training in der Handwerkskammer mitbringt. Sie konnte zum Beispiel bereits perfekt föhnen. Insgesamt merkt man einfach, dass sie will Wir sind froh, sie in unserem Team zu haben. Genau wie Ali, der aus Syrien kommt, und auch bei uns lernt.
Mit welchen Maßnahmen in Ihrem eigenen Unternehmen haben Sie sich für die Klimaschutz-Allianz qualifiziert?
Brückner: Als wir 2011 unsere neue Produktionshalle bauten, trafen wir die Entscheidung, dass wir keine Ölheizung mehr haben wollen. Stattdessen haben wir eine Hackschnitzel-Heizung installiert, in der wir unsere eigenen Holzreste verbrennen, die wir vorher entsorgen mussten. Für eine Tischlerei im eigenen Objekt ist das eine wunderbare Lösung. Vorher hatten wir rund 10.000 Euro Heizkosten im Jahr, das sparen wir nun fast komplett.
Das war aber nicht die einzige Investition für mehr Nachhaltigkeit, richtig?
Brückner: Ein paar Jahre später haben wir eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert, die je nach Wetterlage 60 bis 70 Prozent unseres Stroms produziert. Schritt für Schritt haben wir zudem seit 2013 unseren Fuhrpark auf Elektro-Autos umgestellt. Wir haben jetzt nur noch einen Verbrenner, einen großen Transporter – der Rest sind E-Autos. Auch unsere Beleuchtung haben wir komplett auf tageslichtgesteuerte LEDs umgestellt, um Energie einzusparen.
Haben Sie sich externe Beratung gesucht, bevor Sie diese Entscheidungen trafen?
Brückner: Anfangs habe ich das selbst entschieden, aber seit einigen Jahren kooperieren wir bei Energiefragen mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. Die Studierenden haben mehrere Untersuchungen zum Thema Energieoptimierung zu unserem Betrieb vorgenommen. Gerade wurden beispielsweise diverse Szenarios durchgespielt, was wir mit der Energie anstellen können, die wir produzieren. Lohnt sich ein kleines Blockheizkraftwerk? Können wir ein Nahwärmenetz aufbauen oder eine eigene Pellet-Presse betreiben? Am Ende kam heraus, dass wir mit unserer Heizanlage auch das angrenzende Nachbargebäude beheizen können. Das soll jetzt im neuen Jahr starten.
Wie sehen Ihre Aufgaben als Botschafter der Umwelt- und Klimaallianz aus?
Brückner: Vordergründig geht es darum, bereits geschaffte Erfolge einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren. Man muss sich klar machen: Die Energiewende schaffen wir nicht auf einen Schlag, sondern mit vielen kleinen Schritten, bei denen alle mitmachen müssen. Jetzt heißt es, die Dinge anzupacken, die nötig sind.
Viele Handwerker sehen ihre wirtschaftliche Perspektive durch die geplanten Maßnahmen zur Energiewende gefährdet.
Brückner: Viele haben den Reflex, erstmal zu schimpfen, wenn sich Sachen ändern. Es bringt uns aber kein bisschen weiter, nur zu sagen: »Das geht nicht!«. Wir müssen uns umstellen. Der Wirtschaftsstandort Deutschland, gerade im Handwerk, hat ein großes Potenzial, was erneuerbare Energien betrifft. Man muss aber selbst als Unternehmer den ersten Schritt gehen. Es wird niemand kommen und einen an die Hand nehmen.
Überfordern große Investitionen wie Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen nicht den typischen kleinen Handwerksbetrieb?
Brückner: Das Schöne an solchen Investitionen ist ja, dass sie nicht nur der Nachhaltigkeit dienen, sondern auch von der Wirtschaftlichkeit her total Sinn machen. Unsere Hackschnitzel-Heizung, die Photovoltaikanlage – das hat sich alles selbst bezahlt und reduziert nun dauerhaft unsere Kosten. Auch bei den Elektroautos sind die Versicherungen günstiger, die Wartungskosten geringer. Der Strom zum Tanken kommt vom eigenen Dach. Bei hohen Anschaffungskosten vergessen viele Unternehmer, dass sich solche Investition auf lange Sicht komplett bezahlt machen.
Was sind Ihre Ziele als Botschafter für das kommende Jahr?
Brückner: Noch ist diese Funktion, für meinen Geschmack, nicht mit genügend Leben gefüllt. Wir sind bislang auch erst vier Botschafter im ganzen Bundesland. Deshalb würde ich mir wünschen, dass es mehr Netzwerktreffen gibt. Das man einmal im Monat durch ganz Sachsen tingelt und zeigt und erklärt, dass Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit sich im Handwerk nicht ausschließen müssen. Da lässt sich noch ganz viel voneinander lernen.