Screenshot Youtube-Video "Flüchtlinge integrieren: So gelingt Integration durch Ausbildun"
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Archivbeitrag | Newsletter 2019Best-Practice: Migranten zur Fachkräftesicherung

Die berufliche Integration von Geflüchteten funktioniert scheinbar immer besser. Aktuelle Zahlen belegen, dass Ende 2018 14.000 Ausbildungsstellen in Deutschland mit Geflüchteten besetzt wurden. Das hat auch damit zu tun, dass mehr Migranten ausbildungs- bzw. beschäftigungsreif sind. Viele Geflüchtete, die 2015 nach Deutschland kamen, haben mittlerweile Integrationsmaßnahmen abgeschlossen und Sprachkurse durchlaufen.
 

Es kommen vermehrt erwerbsfähige Geflüchtete auf dem Arbeitsmarkt an

Auch wenn die meisten Migranten deshalb noch kein perfektes Deutsch sprechen, gehen immer mehr Unternehmen das Wagnis ein, ihnen eine Chance zu geben. Wenn es nach mancher holprigen Anfangsphase gut läuft, sind die Unternehmer dann in der Regel begeistert von der Motivation, Zielstrebigkeit und Belastbarkeit der neuen Kollegen und wollen diese nicht mehr missen.
 

"Willkommenslotsen" helfen KMU bei der Einstellung von Migranten

Bei jeder fünften der 14.000 besetzten Lehrstellen haben "Willkommenslotsen" vermittelt. Diese Experten unterstützen kleine und mittlere Unternehmen bei der Besetzung von Lehrstellen mit Flüchtlingen sowie bei der Integration ausländischer Fachkräfte. Die Lotsen beraten Betriebe unter anderem zu rechtlichen Rahmenbedingungen, zum Verwaltungsaufwand und zu Förder- und Unterstützungsangeboten. Damit sollen noch mehr Unternehmer für die Fachkräfteakquise und -entwicklung aus dem Reservoir der Geflüchteten sensibilisiert werden.
 

Videoclip "Erfahrungen bei der Ausbildung von Migranten"

Wie das funktionieren kann, zeigt ein Best-Practice-Beispiel im Video des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. Hier berichtet ein Unternehmen aus dem Bereich Metallbau von den Erfahrungen, die bei der Ausbildung von Migranten gesammelt wurden.
 

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Handwerkskammer beteiligt sich am Lotsen-Projekt

Auch bei der Handwerkskammer zu Leipzig ist eine Willkommenslotsin aktiv und hilft Unternehmen und Migranten bei Fragen zu Sprachförderung, Aufenthaltsstatus, Qualifikationsbedarf sowie zu Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten. Mit Hilfe eines Netzwerks von Akteuren vor Ort unterstützt sie Unternehmen mit dem Ziel, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden.
 

Interview: Willkommenslotsen übernehmen eine wichtige Vermittlungsrolle bei der Ausbildung

Etwa 170 Willkommenslotsen in Deutschland unterstützen Unternehmen bei der Integration von Geflüchteten. Und das mit großem Erfolg. Dies belegen die offiziellen Zahlen, die die Vermittlungsquote der Willkommenslotsen offen legen. Die erfreuliche Nachricht. Die Vermittlungsquote in Bezug auf die Ausbildung ist 2018 um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (absolute Zahl: 2858 Vermittlungen). Bei der Vermittlung in Beschäftigungsverhältnisse gab es einen Anstieg um 51 Prozent (absolut 1224 Vermittlungen in 2018). Weitere Zahlen sind in der Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums (www.bmwi.de) nachzulesen.

Sarah Pierenkemper ist Integrations-Expertin am Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung und bildet seit 2016 Willkommenslotsen aus. Im Interview erklärt sie die Hintergründe zu der Erfolgsmeldung.
 

 
Frau Pierenkemper, wie bewerten Sie den enormen Anstieg der Vermittlungszahlen im vergangenen Jahr?

Pierenkemper: Zunächst einmal belegen diese Zahlen, dass die Willkommenslotsen eine hervorragende Arbeit leisten. Besonders schön ist, dass die Vermittlungszahlen in den Bereichen Ausbildung und Beschäftigung so stark gestiegen sind – immer mehr Geflüchtete sind nicht mehr in Qualifizierungsmaßnahmen sondern sind wirklich im Arbeitsmarkt angekommen. Das ist eine äußerst positive Entwicklung.

Ende 2018 wurden insgesamt 14.000 Ausbildungsstellen in ganz Deutschland mit Geflüchteten besetzt. Knapp 3.000 Ausbildungsstellen wurden von Willkommenslotsen vermittelt. Das bedeutet: Bei 20 Prozent aller Ausbildungsplätze, die mit Geflüchteten besetzt wurden, haben Willkommenslotsen unterstützt. Ich finde, das ist eine tolle Erfolgszahl

 
Wie beliebt ist die duale Berufsausbildung unter Geflüchteten?

Pierenkemper: Die Willkommenslotsen mussten Aufklärungsarbeit leisten, um aufzeigen, welche enormen Chancen in einer dualen Berufsausbildung liegen. Vielen Geflüchteten war das deutsche Ausbildungsmodell aus ihrem Heimatland gar nicht bekannt. Und auch die vergleichsweise geringe Ausbildungsvergütung kann natürlich eine Hürde sein.

Mittlerweile haben aber die meisten Geflüchtete erkannt, dass eine Berufsausbildung eine wichtige und nachhaltige Investition in die eigene Zukunft ist.

 
Welche anderen Faktoren haben zum Anstieg der Vermittlungszahlen beigetragen?

Pierenkemper: Ganz sicher hat es auch damit zu tun, dass immer mehr Geflüchtete ausbildungs- beziehungsweise beschäftigungsreif sind. Viele Geflüchtete, die 2015 nach Deutschland kamen, haben Integrationsmaßnahmen abgeschlossen und Sprachkurse durchlaufen.

Die Deutschkenntnisse der Geflüchteten sind viel besser als im Jahr zuvor. Das belegt auch der aktuelle IAB-Kurzbericht (3/2019). Die verbesserten Sprachkompetenzen führen dazu, dass mehr Geflüchtete im Arbeitsleben Fuß fassen.

In der Praxis bleibt Sprache für die Willkommenslotsen aber weiterhin ein ganz wichtiges Thema. Sie sensibilisieren Unternehmen und Geflüchtete dafür, dass es auch während einer Beschäftigung oder einer Ausbildung sinnvoll sein kann, Angebote zur Sprachförderung zu nutzen. Denn eine gemeinsame Sprache ist für den gemeinsamen Arbeitserfolg einfach wichtig.

 
Welche Herausforderungen beschäftigen die Willkommenslotsen außerdem?

Pierenkemper: Wir haben tolle Vermittlungsquoten im Bereich der Ausbildung – nun geht es darum, dass die Ausbildungsverhältnisse auch Bestand haben. Die Ausbildungslösungsquote liegt bei deutschen Auszubildenden bei 25 Prozent. Bei Geflüchteten ist diese Quote nicht geringer.

Es ist Aufgabe der Willkommenslotsen, die Unternehmen und die Geflüchteten engmaschig zu betreuen, Fördermöglichkeiten in der Ausbildung aufzuzeigen und bei Konflikten zu vermitteln. Auch das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung informiert über Fördermöglichkeiten, die Unternehmen und Flüchtlinge in der Ausbildung nutzen können.
 

Danke für das Gespräch.

 
 

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