Anja Möhring und Chris Meier / Schornsteinfegermeister

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Wie sind Sie zur "schwarzen Zunft" gekommen?

Möhring: Eigentlich sind wir beide erst im zweiten Anlauf Schornsteinfeger geworden. Bei mir war es sogar totaler Zufall.

Als gelernte Immobilienkauffrau war ich mit meiner Berufswahl etwas unzufrieden und auf der Suche nach einer neuen Perspektive. Weil aber unser Bezirksschornsteinfegermeister schon länger gewillt war, auszubilden und weil ich kein Problem damit hatte, mir die Hände schmutzig zu machen, versuchten wir es miteinander. Außerdem schien mir der Beruf "eine sichere Bank" zu sein. Energie- und Umweltschutzthemen haben schließlich seit Jahren Hochkonjunktur. So wurde aus einer Schnapsidee schließlich mein Traumberuf.

Meier: Bei mir war es kein so extremer Kurswechsel wie bei Anja. Mein Vater führt einen Schornsteinfegerbetrieb, daher bin ich schon ein Stück in diesen Beruf hineingewachsen und habe hinter die Kulissen geschaut. Aber meine ersten Berufserfahrungen wollte ich nicht unter den väterlichen Fittichen sammeln. Also habe ich zuerst eine Mechatronikerlehre fernab meiner Heimat gemacht und mir in diesem Bereich meine Sporen verdient.

Erst nach ein paar Jahren habe ich mich – eine potenzielle Firmennachfolge im Blick – entschlossen, die zweite Lehre und die anschließende Meisterfortbildung im elterlichen Betrieb zu absolvieren.
 

 
"Die Meisterfortbildung bringt ein besseres Verständnis, den Respekt vieler Handwerkskollegen und mehr Selbstvertrauen."
 

Warum haben Sie sich nach dem Gesellenbrief für die Meisterausbildung entscheiden?

Möhring: Ich wollte nicht auf der Stelle stehen bleiben, sondern die ganze Bandbreite meines Berufs kennenlernen. Die traditionelle Kaminreinigung sowie Brandschutz- und Sicherheitsthemen kannte ich aus dem Effeff. Aber der Input im betriebswirtschaftlichen Bereich und die Zukunftsfelder des Gewerks haben mich gereizt.

Außerdem ist uns beiden die Entscheidung zur Fortbildung sicher leichter gefallen, nachdem wir uns in der Lehre kennengelernt haben und mittlerweile verlobt waren.

Der Gedanke, gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten und sich der Herausforderung nicht allein zu stellen, war ermutigend. Und mit unseren Stärken und Schwächen konnten wir uns in der Meisterschule optimal ergänzen.
 

Meier: Bei mir kam außerdem noch der Ansporn dazu, die Fähigkeiten zu erlangen, um erfolgreich in die Fußstapfen meines Vaters zu treten. Aber auch ohne die Perspektive würde ich jeder Handwerkerin und jedem Handwerker dazu raten, sich mit dem Gedanken an den Meistertitel zu beschäftigen.

Selbst wenn man sich nicht selbstständig machen möchte, bringt einem die Fortbildung ein besseres Verständnis für berufliche Zusammenhänge, den Respekt vieler Handwerkskollegen und mehr Selbstvertrauen. Und nicht zuletzt kann man durch die Meisterschule berufliche Netzwerke und gute Freundschaften knüpfen.

Welche Themen müssten in unserer Gesellschaft angepackt werden, damit das Handwerk künftig gut aufgestellt ist?

Meier: Ich glaube, dass die Nachwuchssicherung eine enorme Herausforderung ist. Medial dominieren große Konzerne mit riesigen Marketing- und PR-Budgets. Es muss trotzdem gelingen, junge Leute für die vielen kleinen und mittleren Handwerksbetriebe zu begeistern. Sie sind regional verwurzelt und bieten tolle Jobs. Man kann sich bei anspruchsvollen Projekten selbst einbringen. Es gibt sympathische Kollegen, und viele Chefs wollen ihr Lebenswerk in fähige Hände legen. Die Perspektiven sind fantastisch. Trotzdem fehlen Fachkräfte und Berufsnachwuchs – vor allem im MINT-Bereich.

Möhring: Die Werbung, die das Handwerk seit Jahren macht, geht in die richtige Richtung. Hier sollte man dranbleiben. Ergänzend könnte die Ausbildung in Schulen und Gymnasien enger mit der Wirtschaft verzahnt werden. Wenn dort gute Aufklärungsarbeit geleistet wird, dürfte das Interesse am Handwerk hoffentlich steigen.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Möhring: In zehn Jahren managt jeder von uns einen eigenen Betrieb und hat zufriedene Kunden, die bei Brandschutz-, Umweltschutz- und Energiethemen auf unsere Kompetenz vertrauen.

Meier: Und privat sind wir in zehn Jahren glücklich verheiratet – darauf arbeiten wir gerade hin – und leben gemeinsam mit unseren Kindern bei bester Gesundheit im ausgebauten Haus von Anjas Großeltern.

 

Anja Möhring und Chris Meier
www.anders-drehen.de