Maurer, Baustelle, Kelle. Bild: Kadmy / stock.adobe.com
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Wirtschaftliche Lage sehr differenziert - Auswirkungen der Pandemie spüren alle Betriebe

Ergebnisse der Konjunkturbefragung im Handwerk der Region

4. Mai 2021 | "Der lange Lockdown seit November 2020 ist verbunden mit vielen Belastungen, wie komplexe Hygienekonzepte mit verschärften Arbeitsschutzauflagen und schwieriger Materialbeschaffung. Zudem sind vielfach die Umsätze gesunken. Das drückt die Stimmung in weiten Teilen des Handwerks", beschreibt Claus Gröhn, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, die Situation. "Immer mehr Betriebe in immer mehr Gewerken spüren die Auswirkungen. Je kleiner der Betrieb ist, desto größer scheint die Belastung. Noch bilden die Bau- und Ausbauhandwerke die Ausnahme, obwohl auch sie zunehmend unter der rasanten Preisentwicklung für Bau- und Rohstoffe leiden. Besonders betroffen macht, dass so viele die Hoffnung auf bessere Zeiten im Sommer nicht mehr haben", so sein Fazit zu den Ergebnissen der Frühjahrsumfrage der Kammer bei ihren Mitgliedsbetrieben.

Aktuell bewerten 52 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage mit "gut" und 15 Prozent mit "schlecht". In Summe überwiegen zuversichtliche Meinungen (Geschäftslage gut oder befriedigend) mit 85 Prozent. Dieser Anteil ist aber im Vergleich zum Vor-Corona-Frühjahr 2019 um zehn Prozentpunkte gesunken. Mit Blick auf das Sommerhalbjahr 2021 erwarten 9 Prozent der Betriebe eine bessere Geschäftslage, 21 Prozent gehen vom Gegenteil aus, 71 Prozent hoffen auf Stabilität. Im Frühjahr 2019 gingen nur knapp 5 Prozent von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage aus. Der Geschäftsklimaindex ist gegenüber dem Frühling 2019 um 28 gesunken auf 110 gesunken.

"Die Betriebe sind durch die im zurückliegenden Jahr sich ständig verändernden Rahmenbindungen und politischen Entscheidungen verunsichert. Es fehlt für Optimismus eine verlässliche Perspektive", so Gröhn. Bemerkenswert sei, dass nur jeder zehnte Betrieb einen Antrag auf Überbrückungshilfe III gestellt hat. Bis Ende März 2021 hatte die Hälfte der antragstellenden Betriebe Zahlungen erhalten.
 

Zu den einzelnen Konjunkturindikatoren

Der Auftragsbestand ging während des Winterhalbjahres weiter zurück. 73 Prozent meldet aktuell gestiegene oder gleich hohe Auftragspolster, bei einem Drittel sind dagegen die Auftragseingänge gesunken. Die Auftragsreichweiten liegen im Durchschnitt bei zwölf Wochen. Betrachtet man das die zurückliegenden zwölf Monate, so hatte jeder zweite Betrieb Auftragsrückgänge zu verkraften, durchschnittlich von mehr als einem Drittel (36 Prozent).

Die Auslastung der Handwerksbetriebe in den vergangenen drei Monaten war in den Handwerksbranchen unterschiedlich. Mit 73 beziehungsweise 66 Prozent waren das Kraftfahrzeughandwerk und das personenbezogene Dienstleistungsgewerbe am wenigsten ausgelastet. Das Ausbaugewerbe erzielte dagegen – im Vergleich zum Gesamthandwerk – eine überdurchschnittliche Auslastung von 93 Prozent. Das Bauhauptgewerbe sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf waren durchschnittlich mit jeweils 86 Prozent ausgelastet.

Der Gesamtumsatz ging bei vielen Unternehmen zurück. Nur zwei Drittel fuhren entweder bessere oder gleich hohe Umsätze ein. Drei Viertel hoffen, dass es im Sommerhalbjahr besser laufen wird.

Während nur 48 Prozent der befragten Unternehmen höhere Verkaufspreise durchsetzen konnten, mussten 86 Prozent gestiegene Beschaffungspreise zahlen. Auch für die kommenden Monate rechnen die meisten Unternehmen damit, wachsenden Einkaufspreise verkraften zu müssen.

Die Investitionsbereitschaft im Handwerk verharrt auf niedrigem Niveau. 72 Prozent der Unternehmer investierten mehr oder gleich viel in neue Maschinen, Werkzeuge, Räumlichkeiten und digitale Ausstattung.

Die aktuelle Beschäftigungslage ist seit Frühjahr 2019 leicht rückläufig. Dennoch behielt die überwiegende Zahl der Betriebe (81 Prozent) ihre Teamstärken oder stellte zusätzliches Personal ein. In der anstehenden wärmeren Jahreszeit wird bei der Mehrheit (81 Prozent) die Zahl der Beschäftigten stabil bleiben, 8 Prozent wollen Fachkräfte einstellen.

Ein Problem war für viele Handwerksbetriebe im Corona-Jahr die eingeschränkte Verfügbarkeit der Mitarbeiter. Aufgrund von Quarantäne, geschlossenen Schulen und Kitas und anderer pandemiebedingter Faktoren war durchschnittlich ein Drittel der Beschäftigten nicht voll einsetzbar. Unter dem Aspekt Personal haben die Unternehmen auf die wirtschaftliche Entwicklung vor allem mit Kurzarbeit und Abbau von Arbeitszeitkonten reagiert.
 

Die einzelnen Handwerksgruppen

Das Bauhauptgewerbe kommt immer noch gut durch die Pandemie: 88 Prozent melden entweder eine gute oder befriedigende Geschäftslage. Die Stimmung im Ausbaugewerbe ist noch besser, aktuell geben 93 Prozent der befragten Betriebe an, mit der Geschäftslage mindestens zufrieden zu sein.

Auch die Stimmungslage der Handwerke für den gewerblichen Bedarf hat sich verbessert: 96 Prozent beurteilen ihre Lage mit "gut" oder "befriedigend".

Im Kfz-Gewerbe liefen in den ergangenen Monaten bei jedem vierten Betrieb die Geschäfte schlecht. Der Werkstattbereich läuft ganz ordentlich, aber der Handelsbereich macht große Sorgen. Der Strukturwandel in der Kfz-Branche wird durch die Pandemie stark beschleunigt.

Noch schwieriger ist die Situation in den Gesundheitsgewerben. Hier konstatiert jeder Dritte eine schlechte Geschäftslage. Nach dem Absturz im vergangenen Jahr hat sich das Zufriedenheitsniveau bei den Gesundheitshandwerkern wieder etwas gefangen. 20 Prozent geben positive Rückmeldungen. Der Blick in die Zukunft ist durchwachsen: 54 Prozent erwarten eine befriedigende oder gute Geschäftsentwicklung.

Bei den mehrfach vom Lockdown betroffenen Betriebe im personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe ist die Stimmung besonders trüb und die Verunsicherung sehr groß: Nur 36 Prozent bewerten ihren Geschäftsverlauf mit "gut" oder "befriedigend", hingegen 64 Prozent mit "schlecht". 90 Prozent melden Umsatzrückgänge, die wegen des langen Lockdowns zum Teil dramatisch sind. Mit Blick auf die kommenden Monate erwarten die Betriebe auch keine signifikanten Verbesserungen.
 

Lehrlinge und Fachkräfte

Im Jahr 2020 wurden 1.377 neue Lehrverträge unterzeichnet. Das sind 0,4 Prozent weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. Starker Einstieg in diesem Jahr: Bis zum 30. April haben 279 junge Menschen einen Lehrvertrag unterzeichnet. Das sind trotz seit einem Jahr neben wirtschaftlichen Ausfällen in vielen ausbildunsgstarken Gewerken wie Kfz und Friseur und pandemiebedingter Hemmnisse wie fehlender Möglichkeiten der Akquise von Jugendlichen nur 7 Prozent weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. Jeder zehnte Betrieb wird in diesem Jahr aufgrund der Pandemie nicht ausbilden.

Pressemitteilung vom 4. Mai 2021

wolter-dr. andrea-web2023 Marco Kitzing

Dr. Andrea Wolter

Pressesprecherin

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