Wie zufrieden sind Handwerksbetriebe mit ihrer Bank?
Ergebnisse einer Umfrage der Handwerkskammer zu Leipzig
3. Dezember 2004 | In der Vergangenheit haben sich die Finanzierungsbedingungen für die Handwerksbetriebe stark verschlechtert. Die anhaltende Konjunkturschwäche führte zu niedrigeren Erträgen und die schon niedrige Eigenkapitalquote und damit die Möglichkeit der Betriebe zur Eigenfinanzierung sank weiter. Deshalb sind die Handwerksunternehmen mehr denn je auf externe Finanzierungsquellen angewiesen, um Vorleistungen, Betriebsmittel und Investitionen bezahlen zu können. Dabei spielen die Banken mit ihren Finanzierungsangeboten die zentrale Rolle.
Vor diesem Hintergrund hat die Handwerkskammer zu Leipzig eine Umfrage zur Praxis der Kreditvergabe an Handwerksunternehmen durchgeführt an der sich 477 Betriebe beteiligten. Fast zwei Drittel (63,3 Prozent) der befragten Unternehmen haben eine Bankverbindung bei der Sparkasse, ein Drittel (33,5 Prozent) bei den Volks- und Raiffeisenbanken. Die Privatbanken spielen im Handwerk nur eine vergleichsweise geringe Rolle, vor allem größere Unternehmen nutzen sie. Häufig wurden Privatbanken als Zweitbankverbindungen benannt.
Auch in der Einschätzung der Zufriedenheit mit den Leistungen der Bank liegen die Sparkassen (61 Prozent der befragten Unternehmen sind sehr zufrieden oder zufrieden) beziehungsweise die Volks- und Raiffeisenbanken (54 Prozent) deutlich vor den Privatbanken, mit denen zehn bis 15 Prozent weniger Handwerksbetriebe zu frieden sind. Für den immer noch zu hohem Anteil unzufriedener Kunden (zehn beziehungsweise 17 Prozent der Sparkassen- beziehungsweise Volksbankkunden) sind die Banken allerdings selbst verantwortlich. Es werden kaum zinsgünstigere öffentliche Förderkredite angeboten (65 Prozent), Ratingergebnisse nur selten den Unternehmen mitgeteilt, Maßnahmen zur Verbesserung der Ergebnisse nicht diskutiert (55 Prozent) und über Kreditanträge wird oft nicht in der zuständigen Filiale entschieden (47 Prozent). Die meisten Unternehmen bewerten ihre Bank hinsichtlich der Aussagen der Firmenkundenberater als verlässlich (64 Prozent) und können auf Kontinuität bei der Kundenbetreuung vertrauen (67 Prozent). Offenheit, Transparenz und Kommunikation von Seiten der Bank und des Unternehmer beeinflussen die Zufriedenheit und die Kreditvergabe wesentlich. In den vergangenen zwölf Monaten hatten mehr als zwei Drittel (39 Prozent) aller an der Umfrage beteiligten Unternehmen bei ihrer Bank Kreditanträge gestellt. Die Kreditentscheidungen fielen in vielen Fällen nicht zu Gunsten der Betriebe aus. Die meisten positiven Kreditentscheidungen der Banken entfielen auf die teuersten Kredite, Kontokorrentkredite und Kredite mit kurzfristiger Laufzeit (64 Prozent). Bei mittel- und langfristigen Kreditbeantragungen halten sich Bewilligungen und Ablehnungen die Waage.
Liquiditätshilfen oder Überbrückungshilfen wurden nur selten ausgereicht. In 84 Prozent der Fälle erhielten die Betriebe einen ablehnenden Bescheid. Auch bei der Vergabe öffentlicher Förderkredite halten sich die Banken mehrheitlich eher zurück. Fast zwei Drittel (61 Prozent) der Handwerksbetriebe erhielten keine Kreditzusage für die günstigeren Förderkredite.
An erster Stelle der Gründe für Kreditablehnung stehen unzureichende Sicherheiten (42 Prozent), gefolgt von zu geringer Eigenkapitalausstattung (31 Prozent) und die generelle Nichtgewährung von Krediten für bestimmte Branchen (30 Prozent). Hiervon sind insbesondere die Unternehmen der Bau- und der Kfz-Branche betroffen. Dabei zeigen die Banken nach Aussage der an der Erhebung beteiligten Betriebe wenig Bereitschaft zu individuellen betriebsspezifischen Prüfungen. Auch Kleinbetrieben wird generell eher eine Kreditabsage erteilt.
Drei Viertel (76 Prozent) der befragten Betriebe realisieren Jahresumsätze bis zu einer halben Million Euro, ein Viertel (23 Prozent) bis zu fünf Millionen Euro. 81 Prozent der sich an der Umfrage beteiligenden Unternehmen bestehen bereits seit mehr als fünf Jahren, elf Prozent seit länger als zwei Jahre und sieben Prozent der Unternehmen waren in den letzten zwei Jahren Existenzgründer.
