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Handwerkskammer zu Leipzig

Archivbeitrag | Newsletter 2011Wer hätte das gedacht? Fernsehserien vermitteln falsches Bild der Berufswelt

Spiegelt die Fernsehwelt tatsächlich die Realität wider? Nein! Zumindest nicht, was die Berufswelt in Fernsehserien betrifft. Das belegen Ergebnisse eines Projekts, das am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster durchgeführt wurde.

Die Wissenschaftler der Uni Münster haben mit der Analyse von Berufsdarstellungen in TV-Serien sowie durch die Befragung von gut 1.300 Schülerinnen und Schülern zu Berufsvorstellungen das Spannungsverhältnis von Medien und Berufsvorstellungen untersucht.

Die Uni will mit der Forschungsarbeit Fragen von Berufsvorstellungen, beruflicher Orientierung, von Umorientierungen und Brüchen im Berufsleben sowie Problemen bei den Übergängen zwischen Berufsphasen untersuchen.

Verzerrtes Bild der Berufswelt im TV

Junge Menschen in Serien arbeiten hauptsächlich im Medienbereich, der Modebranche oder der Gastronomie. Änderungsschneider, Bauglaser oder Mechatroniker sucht man dagegen meist vergeblich. Der Vergleich der Berufsverteilung in Fernsehserien mit der bundesdeutschen Berufsstatistik macht deutlich: Die Berufswelt in den Serien hat mit der Realität wenig gemein.

Dieses verzerrte Bild der Berufswelt wirkt sich auf die Berufsvorstellungen Jugendlicher aus: So steigt beispielsweise der Wunsch, im Gesundheitswesen zu arbeiten mit dem Anschauen von gesundheitsbezogenen Serien an. Allgemein unterscheiden sich die Berufswünsche von Jugendlichen erheblich von der realen Berufsverteilung, auch wenn sie nicht ganz so stark von der Realität abweichen wie die Berufswelt in den Serien.

Handwerk spielt in Fernsehserien kaum eine Rolle

Das Interesse am Handwerk beispielsweise ist wohl auch deshalb geringer, weil die Berufe vom Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik bis zum Zahntechniker im Fernsehen keine Rolle spielen.

Berufsorientierung kann verzerrte Realität geradebiegen

Neben den demografischen Entwicklungen mit weniger Schulabgängern könnten die verzerrte Fernsehrealität eine Ursache dafür sein, dass Handwerksbetrieben zunehmend die geeigneten Bewerber fehlen. In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer zu Leipzig werden beispielsweise schon 140 freie Ausbildungsplätze in über 30 Berufen angeboten (Stand: Mitte Januar 2011) - soviel wie noch nie zu diesem Zeitpunkt.

Schüler frühzeitig über Berufsbilder und deren tatsächliche Anforderungen aufzuklären ist daher ein wichtiges Anliegen, um die Handlungsfähigkeit des Wirtschaftsbereiches zu sichern. "Der frühzeitigen Berufsorientierung kommt eine wichtige Funktion zu. Wer viel über den zukünftigen Beruf und die damit verbundenen Anforderungen weiß, wer schon mal 'Betriebsluft' geschnuppert und ein Ziel vor Augen hat, lernt motivierter, erreicht bessere Leistungen und auch die sozialen Kompetenzen sind stärker ausgeprägt", erläutert Reinhard Schröter, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Leipzig. "Das Handwerk verlässt sich bei der Berufsorientierung nicht nur auf die Schule und die Arbeitsagentur, sondern wird selber aktiv."

Kammer hat vielfältige Berufsorientierungsangebote

Seine Aussagen stützt Schröter auch auf die Erfahrungen aus den Berufsorientierungskursen im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer zu Leipzig. Hier absolvierten jährlich mehr als tausend Schüler der Klassen sieben bis neun einen zweiwöchigen praktische Berufsorientierungskurs. Daneben gibt es weitere zahlreiche Angebote an Schüler und Jugendliche, wie den Tag der offenen Unternehmen, den Girl's Day, Betriebspraktika und die Unterstützung bei der Gründung und Führung von Schülerfirmen.