Vom Saugnapf-Pfeil bis zum Langbogen
Robert Iwanetz

Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 02/2020Vom Saugnapf-Pfeil bis zum Langbogen

Ein Porträt von Robert Iwanetz.

Zu den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks öffnet der traditionelle Bogenbauer Jörg Dubielzig seine Werkstatt in Dölzig bei Schkeuditz für Besucher.

An seine ersten Bögen erinnert sich Jörg Dubielzig noch ganz genau. Neun oder zehn Jahre war er damals alt. Als eigentlicher Bogen diente ein abgeschnittener Ast von einem Haselnussstrauch, für die Pfeile wurde – je nach Jahreszeit – Schilf oder Goldrute verwendet. Als Sehne diente eine einfache Küchenschnur. „Das war äußerst simpel, aber man konnte schießen“, erinnert sich der heute 52-Jährige. Im Leben hätte er damals nicht gedacht, dass er später einmal als professioneller Bogenbauer arbeiten würde. Stattdessen entscheidet er sich als Jugendlicher für eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker.

Doch gegen Ende der 90er-Jahre merkt Jörg Dubielzig, dass ihn sein eingeschlagener Weg nicht mehr erfüllt. „Das eigentliche Schrauben wurde immer weniger. Ich fühlte mich nur noch wie ein Teilewechsler“, sagt er über die Jahre in einem VW- und Audi-Autohaus. Zu dieser Zeit schenkt ihm zufällig ein Freund ein Buch über Bogenbau – und Dubielzig findet schnell seine Leidenschaft aus Kindheitstagen wieder. Bald darauf sind die ersten Bögen geschnitzt. 1998 präsentiert er seine Waffen das erste Mal auf einem Mittelaltermarkt.
 

Workshops als zusätzliches Standbein

Fünf Jahre später wagt er den großen Schritt, kündigt im Autohaus und macht sich selbstständig. „Trotz einiger Unsicherheiten habe ich die Entscheidung nie bereut. So konnte ich wieder in einem richtigen Handwerk arbeiten“, sagt Dubielzig, der offiziell als Holzspielzeugmacher eingetragen ist. Seitdem hat er weit über 1.000 Bögen gebaut, ganz genau kann er es gar nicht schätzen. Die kleinsten Modelle mit Saugnapf-Pfeilen sind schon für Vierjährige, die größten sind traditionelle Langbögen mit einer Länge von über zwei Metern.

In seiner Werkstatt, einer alten Scheune auf einem Hof in Dölzig bei Schkeuditz, entsteht fast alles in Handarbeit. Die Bögen schnitzt er aus Esche, Roteiche oder Robinie. Mithilfe eines Befiederungsgerätes werden die Federn an die Pfeile geklebt. Sogar die Leder-Köcher näht Jörg Dubielzig mittlerweile selbst. „Der Großteil der Aufträge sind keine Standartmodelle, sondern handgemachte Unikate“, sagt der in Halle geborene Bogenbauer, der vor drei Jahren nach Dölzig zog. Um sie zu verkaufen, fährt Dubielzig mit einem Stand den Großteil des Jahres auf Mittelalter-, Kreativ- und Weihnachtsmärkte in ganz Deutschland. Auch in Österreich, Italien und England war er schon unterwegs. Als zusätzliches Standbein bietet er zudem Workshops für Kinder- und Erwachsene in seiner Werkstatt an. Dort lernen Interessierte, einen eigenen Sportbogen zu bauen und anschließend einzuschießen.
 

Besonderes Level an Konzentration

An den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks wird die Zeit dafür nicht ganz reichen. „Wir werden aber das ganze Wochenende die Werkstatt öffnen und Fragen beantworten“, sagt Jörg Dubielzig. Wer möchte, kann sich beim Schnitzen ausprobieren. Und natürlich können auch allerhand Bögen von den Besuchern ausprobiert werden. Darunter klassische Langbögen, aber auch technisch anspruchsvolle Recurve- und Reiterbögen. „Bogenschießen ist ein toller Sport für Kinder und Erwachsene“, findet Dubielzig. Er erfordere nicht nur eine ausgezeichnete Hand-Auge-Koordination, sondern auch ein besonderes Level an Konzentration. „Es gibt nichts Besseres“, so der Bogenbauer, „um nach einem anstrengenden Tag, schnell den Kopf frei zu kriegen.“
 

Mehr Informationen

www.bogen-bau.de

Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift „Unternehmen im Fokus“ in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammmer zu Leipzig 02/2020 erschienen.


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