Meister 2018
Robert Iwanetz

Stev Grosse / Kfz-Technikermeister

Stillstand ist keine Option

Für Stev Grosse ist Stillstand keine Option. 2004 legte er erfolgreich seine Prüfung als Karosserie- und Fahrzeugbauermeister mit Auszeichnung ab. Es folgte der "Betriebswirt des Handwerks" und nun auch noch der Meistertitel als Kfz-Techniker. Trotz kleiner Kinder und dem Wissen um die zusätzliche Belastung neben dem Berufsalltag nahm er die Strapazen ein zweites Mal auf sich.

"Ich wollte mein Wissen auffrischen und erweitern. Auf der Stelle stehen bleiben, kam für mich nie in Frage", sagt der 39-Jährige.

Dieses Credo gilt für sein gesamtes Berufsleben. Nach einer Ausbildung als Karosseriebauer in seiner thüringischen Heimatstadt Neustadt
an der Orla ging er 2001 in die Mercedes-Benz-Niederlassung nach München. Dort passte fast alles: Stev Grosse hatte eine sichere Perspektive, durfte nebenberuflich seinen Meister machen und sich sogar seinen Traum einer einjährigen Work&Travel-Auszeit in Australien erfüllen. Trotzdem entschied er sich nach einigen Jahren für eine Rückkehr.

Was ihn lockte, war die Chance in den Betrieb seines Schwiegervaters einzusteigen – die car systems Scheil GmbH & Co. KG aus Leipzig. Die Bosch-Vertragswerkstatt existiert seit 1990, heute mit über 30 Mitarbeitern an drei Standorten. Das Unternehmen bietet von Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten bis hin zu Multimedia-Installationen sämtliche Service-Dienstleistungen für Automobile an. Firmengründer Jens Scheil gilt zudem als Pionier in der Elektromobilität unter den freien Werkstätten.

So werden in den Hallen der car systems Scheil schon seit vielen Jahren konventionelle Fahrzeuge von Benzin- auf Elektroantrieb umgerüstet.

Für sein Know-how erhielt der Betrieb zahlreiche Wirtschafts- und Innovationspreise. Zu den Auftraggebern gehören neben Industriekunden auch viele Forschungseinrichtungen.
 

 
"Wir müssen ständig über Lösungen für Probleme nachdenken, für die es keine Schablone gibt."
 

So rüstete Grosse als Teil eines Teams für eine deutsche Universität beispielsweise eine Allrad-Limousine von Mercedes auf einen Elektromotor um. Das Projekt dauerte fast drei Jahre und stellte die Mitarbeiter vor unzählige technische Probleme. Wo kommen die Batterien hin? Wie arretiert man vier Elektromotoren? Solche Fragen bestimmen regelmäßig seinen Alltag. "Wir müssen hier ständig über Lösungen für Probleme nachdenken, für die es keine Schablone gibt. Selbst Werkzeuge und Vorrichtungen müssen wir oft selbst konstruieren", erzählt Stev Grosse, der seine Leidenschaft für Technik im elterlichen Eisenwarenhandel entdeckte, „aber genau dieses Arbeitsumfeld hat mich damals gereizt, um dafür meinen sicheren Job bei Mercedes aufzugeben.“

Er selbst ist jetzt im siebten Jahr im Familienunternehmen beschäftigt und übernimmt immer mehr Verantwortung. Ein genaues Datum, wann er die Firmennachfolge antritt, gibt es nicht. Aber in spätestens ein paar Jahren soll er die Firmengeschicke allein leiten. Es wäre die nächste Stufe auf der Karriereleiter.

Robert Iwanetz

Meister 2018
Robert Iwanetz