Sächsischer Denkmalpflegepreis: Das sind die Gewinner
Das Sachsenhandwerk ist verlässlicher Partner der Denkmalpflege im Freistaat. Drei Fachbetriebe wurden im Rahmen der »denkmal – Europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung« für herausragende Leistungen geehrt.

Fachwissen, Verständnis und Gespür für Materialien und Techniken
Im November wurde zum ersten Mal der Denkmalpflegepreis der Sächsischen Denkmalpflegepreis vergeben. Im Rahmen der »denkmal – Europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung« wurden damit herausragende denkmalpflegerische Leistungen von sächsischen Handwerksunternehmen prämiert.
»Die Leistungen sind nicht nur das Ergebnis von Leidenschaft und Hingabe an den Beruf, sondern auch eines tiefen Fachwissens, Verständnisses und Gespürs für die Materialien und Techniken, die unsere Vorfahren verwendet haben«, würdigt der Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, Matthias Forßbohm. Barbara Meyer, Staatssekretärin im Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung, gratulierte den Preisträgern in ihrer Festrede: »Die heutigen Gewinner-Betriebe haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie mit Fachwissen, Können, Geduld und Enthusiasmus der Arbeit an historischen Gebäuden nicht nur gewachsen sind, sondern sie grandios meistern können.«
Zwei Handwerker aus der Region Leipzig ausgezeichnet
In einer festlichen Veranstaltung freuten sich zwei Handwerker über eine Auszeichnung. Maurer und Betonbauer Bernd Bubnick aus Trebsen erhielt den zweiten Platz für die Restaurierung und Rekonstruktion der Stuckdecken und Putzwände im Jagdhaus Kössern. Oskar Pfister wurde für sein Lebenswerk mit mehr als 400 restaurierten Objekten allein im Raum Leipzig geehrt.
Den ersten Preis gewann Mario Lorenz aus Chemnitz für die Rekonstruktion der Prunkspiegel in den Paraderäumen des Residenzschlosses Dresden. Die FUCHS+GIRKE Bau und Denkmalpflege GmbH aus Ottendorf-Okrilla erhielt – wie Bernd Bubnick – einen zweiten Platz. Die Firma hatte dafür die restauratorische Neufassung der Innenräume im Schloss Georgium, Dessau-Roßlau, eingereicht.
Denkmalpflegepreis 2024
1. Preis | Handwerksbetrieb der Denkmalpflege Mario Lorenz | Dresden
Restaurierung und Rekonstruktion der Prunkspiegel der Paraderäume im Residenzschloss Dresden
Im Jahr 1926 gründete der Gürtlermeister Paul Lorenz in Chemnitz ein Unternehmen zur Herstellung individuell gestalteter Leuchten. Heute in dritter Generation durch den Enkel des Gründers – Mario Lorenz – geführt, gehört die Firma zu den traditionsreichsten sächsischen Handwerksbetrieben. Das hochspezialisierte Handwerk des Gürtlers beziehungsweise Metallbildners besitzt einen hohen Seltenheitswert. Mario Lorenz ist einer der letzten in Deutschland ausgebildeten Meister seines Standes.
Bei allen Themen um Leuchterbau und Leuchterrestaurierung ist die Firma Lorenz seit vielen Jahrzehnten ein wichtiger Partner der Denkmalpflege. Hohes kunsthandwerkliches und restauratorisches Können, ein riesiger Erfahrungsschatz – verbunden mit großem Einfühlungsvermögen in historische Handwerkstechniken und komplexe Gestaltungsthemen – führten und führen zu beeindruckenden Ergebnissen.
Diese wurden bereits im Jahr 2000 mit dem Bundespreis für Handwerk und Denkmalpflege sowie 2006 mit einer Goldmedaille der Leipziger Denkmalmesse gewürdigt. Dass die Firma Paul Lorenz mit dem erstmals ausgelobten Sächsischen Denkmalpreis – und hier dem 1. Preis – geehrt wird, ist somit kein Zufall. Zwangsläufig ist dies allerdings auch nicht, sondern begründet sich in der außerordentlichen Komplexität des eingereichten Projektes und seiner in höchster Qualität erfolgten praktischen Umsetzung.
Besagtes Projekt beinhaltet die Teilrekonstruktion sowie die Restaurierung von drei Prunkspiegeln aus den Paraderäumen des Dresdner Residenzschlosses. Die repräsentativen Kunstwerke aus dem Jahr 1719, also aus der Ära August des Starken, wurden im Zweiten Weltkrieg stark geschädigt.
Einige Teile gingen verloren. Die Restaurierung und Teilrekonstruktion fand im Auftrag des Sächsischen Immobilien- und Baumanagements in enger Abstimmung mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden statt. Fachlich betreut wurden die Maßnahmen durch den Chefrestaurator des Residenzschlosses, Diplom-Restaurator (FH) Hans-Christoph Walther.
Die vierte Generation steht bereit
Die Firma Mario Lorenz zeichnet für sämtliche metallrestauratorischen Arbeiten, die Herstellung beziehungsweise Beschaffung aller zu rekonstruierenden Teile, die finale Oberflächenbearbeitung einschließlich der Organisation der Feuervergoldungen sowie sämtliche Montageleistungen verantwortlich. Eine Dokumentation der Arbeiten erfolgte eindrucksvoll in Wort, Bild und sogar Film. Mit der Restaurierung und Teilrekonstruktion der Prunkspiegel wurden Werke mit hoher landes- und kulturgeschichtlicher Bedeutung für die Öffentlichkeit und die Fachwelt wieder zugänglich und erlebbar gemacht. Abschließend möge der Wunsch geäußert werden, dass die Firma Paul Lorenz mit ihrem großen Können weit über das demnächst anstehende 100-jährige Jubiläum hinaus bestehen möge. Der Grundstein hierfür ist gelegt: Mit Toni Lorenz steht die vierte Generation bereit, sich dieser Verantwortung zu stellen.
Denkmalpflegepreis 2024
2. Preis | Restaurator und Maurermeister Bernd Bubnick | Trebsen
Restaurierung und Rekonstruktion der Stuckdecken und Putzwände des barocken Jagdhauses in Kössern
Mit großem handwerklichen Können und tiefem Verständnis historischer Techniken hat Bernd Bubnick den ursprünglichen Glanz des um 1709 erbauten Gebäudes wiederhergestellt. Seine Arbeit ist ein Vorbild für die denkmalgerechte Restaurierung eines bedeutenden barocken Bauwerks. Durch die sorgfältige Restaurierung verlorengegangener Stuckornamente und Malereien hat Bernd Bubnick die historische Substanz bewahrt und den ästhetischen Gesamteindruck des Jagdhauses harmonisch erneuert. Die Oberflächen und Farbgestaltungen der Bauzeit wurden detailgenau nach historischen Befunden wiederhergestellt.
Langfristige Sicherung der Qualität
Die Rekonstruktion der Putzoberflächen und Farben spiegelt den ursprünglichen Zustand des Jagdhauses wider und verdeutlicht sowohl die hohe fachliche Kompetenz als auch das tiefgehende Engagement für die Denkmalpflege des Preisträgers.
Neben seiner handwerklichen Arbeit engagiert sich Herr Bubnick seit Jahren in der Ausbildung junger Handwerker. Er bringt sein Wissen aktiv in das Ausbildungsformat »Restaurator im Handwerk« ein, um sicherzustellen, dass die traditionellen Handwerkstechniken auch in Zukunft weitergegeben werden. Sein Engagement geht damit weit über das Einzelprojekt hinaus und trägt zur langfristigen Sicherung der Qualität in der Denkmalpflege bei.
Denkmalpflegepreis 2024 | 2. Preis | FUCHS+GIRKE Bau und Denkmalpflege GmbH | Ottendorf-Okrilla
Restauratorische Neufassung der Innenräume, Schloss Georgium, Dessau-Roßlau
Das Pergamonmuseum in Berlin, der Freiberger Dom, der Barockgarten Großsedlitz oder der Goldene Reiter in Dresden – die Auftragsliste der FUCHS+GIRKE Bau und Denkmalpflege GmbH aus Ottendorf-Okrilla liest sich beinahe wie ein Reiseführer historischer Sehenswürdigkeiten. Zu dieser Liste an bemerkenswerten Bauprojekten gesellt sich nun ein neues Meisterwerk: die restauratorische Neufassung der Innenräume des Schlosses Georgium in Dessau-Roßlau.
Historischen Charakter des Bauwerkes bewahren
Um 1780 ließ Prinz Johann Georg in der Nähe von Dessau einen Landschaftspark im englischen Stil anlegen. In diesem Zusammenhang wurde ein klassizistisches Landhaus errichtet, dass zum Schloss Georgium erweitert, seit 1959 die Anhaltinische Gemäldegalerie Dessau beherbergt. Seit 2011 wurde das Anwesen in verschiedenen Bauabschnitten umfassend saniert und dadurch die Ausstellungsfläche erweitert. Die FUCHS+GIRKE Bau und Denkmalpflege GmbH führte dabei die Putz-, Stuck- und Malerarbeiten zur Wiederherstellung der historischen Fassung ausgewählter Innenräume, einschließlich des Treppenhauses, aus. Dies erfolgte unter besonderen denkmalpflegerischen und restauratorischen Anforderungen in hervorragender Qualität. Die Herausforderung bestand insbesondere darin, den historischen Charakter des Bauwerkes zu bewahren. Ziel war es daher, die originalen Ausstattungselemente größtmöglich zu erhalten. Dies wurde von der FUCHS+GIRKE Bau und Denkmalpflege GmbH mit Bravour gemeistert, sodass das Schloss Georgium – welches zum UNESCO-Welterbe zählt – heute wieder in altem Glanz erstrahlt.
Rund 120 Mitarbeiter arbeiten bei der FUCHS+GIRKE Bau und Denkmalpflege GmbH mit einem hohen Maß an denkmalpflegerischem und restauratorischem Fachwissen sowie mit viel Liebe zum Detail an der Instandsetzung zahlreicher Kulturgüter.
Außergewöhnliches Engagement im Bereich Nachwuchsförderung
Dieses Wissen wird in dem 1991 gegründeten Handwerksunternehmen auch kontinuierlich an den Nachwuchs weitergegeben. Bis zu zehn neue Auszubildende werden dazu jährlich in sieben verschiedenen Ausbildungsberufen eingestellt. Für das außergewöhnliche Engagement im Bereich der Nachwuchsförderung im Handwerk wurde das Unternehmen 2023 als »Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb« der Handwerkskammer Dresden geehrt.
Für die richtungsweisende restauratorische Neufassung der Innenräume des Schlosses Georgium wird die FUCHS+GIRKE Bau und Denkmalpflege GmbH mit dem zweiten Preis des Sächsischen Denkmalpflegepreis 2024 ausgezeichnet. Im Namen des Vorstandes und der Geschäftsführung der Handwerkskammer Dresden gratulieren recht herzlich und wünschen dem Unternehmen weiterhin viel Erfolg, Gesundheit sowie Energie und Ideenreichtum für weitere Vorhaben!
Mehr Informationen rund um den Denkmalpflegepreis 2024 auf www.sachsen-denkmal.de.