WettbewerbsfähigkeitNur Schulnote 3 für den Standort Mitteldeutschland
Die Zufriedenheit der regionalen Unternehmen mit den Standortfaktoren vor Ort hat in den letzten Jahren nachgelassen. Vor allem Kostensteigerungen und fehlendes Personal sind Risiken.

Wirtschaftsstandort: Zufriedenheit vielfach gesunken
Die Zufriedenheit der regionalen Unternehmen mit den Standortfaktoren in den größeren Städten Mitteldeutschlands hat in den letzten Jahren nachgelassen. Das zeigt die gemeinsame Standortumfrage der Handwerkskammern sowie der Industrie- und Handelskammern aus Leipzig und Halle (Saale), die für insgesamt 147.000 Unternehmen in der Region stehen.
»Die Krisen der letzten Jahre haben bei der Bewertung der Standortfaktoren vor Ort ihre Spuren hinterlassen«, ordnet Handwerkskammerpräsident Matthias Forßbohm die Ergebnisse ein. Unabhängig von regionalen Einflüssen seien die Rahmenbedingungen schlechter geworden und damit die Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen Unternehmen in Gefahr.
Insbesondere die Zufriedenheitswerte für die Strom- und Gaspreise, für Gebühren und Steuern, für Genehmigungsverfahren und für die Verfügbarkeit von Fachkräften seien zurückgegangen. Die durchschnittliche Gesamtbewertung der Standorte sank ebenfalls von 2,7 auf 2,9 nach Schulnoten.
Unabhängig von regionalen Einflüssen seien die Rahmenbedingungen schlechter geworden. Bei der Bewertung der Bedeutung der einzelnen Faktoren gibt es nur wenige Änderungen.
»Weiterhin hohe Relevanz haben Breitbandanbindung und Mobilfunkverfügbarkeit, Strompreise und Versorgungssicherheit, Gewerbesteuer, Verkehrsanbindung sowie allgemeine Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit«, so Forßbohm. Diese Standortfaktoren seien für mehr als zwei Drittel der Unternehmen wichtig.
Sascha Gläßer, Präsident der IHK Halle-Dessau führt als Grund für die gesunkene Zufriedenheit die Verschlechterung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen der vergangenen fünf Jahre.
Diese gingen mit einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und einer großen Verunsicherung in der Unternehmerschaft einher.
Die Ergebnisse sind ein Signal der regionalen Unternehmen an alle Entscheidungsträger: Die Rahmen-bedingungen unserer Standorte müssen wieder verbessert werden, wenn wir unseren Wohlstand sichern und weiterhin eine erfolgreiche Wirtschaftsregion sein wollen.
Matthias Forßbohm, Handwerkskammer zu Leipzig
Die neue Bundesregierung müsse hier schnell tätig werden. Auch unter dem Eindruck der internationalen Zollkonflikte gäbe es hier keine Schonfrist. »Die Herausforderungen bei Energiepreisen, Steuerbelastung, Arbeitskosten und Bürokratie sind bekannt«, so Gläßer.
Aktuell sei festzuhalten, dass die mitteldeutschen Unternehmen im Durchschnitt mit dem Großteil der Standortfaktoren (29) »eher unzufrieden« sind und nur noch mit 17 Faktoren »eher zufrieden«. Vor fünf Jahren sei das Verhältnis mit 16 zu 31 Faktoren noch umgekehrt gewesen.
Kostensteigerungen und Personalmangel als Standortrisiken
Zwei Themen sind den Kammerverantwortlichen dabei wichtig – auch weil es hier auffällige Verschlechterungen gab. So werden die Standortfaktoren »Verfügbarkeit von Facharbeitern/Meistern« und »Verfügbarkeit von Arbeitskräften ohne Ausbildung« merklich schlechter als 2019 bewertet. Weiterhin treiben die Unternehmen die gestiegenen Standortkosten um.
Ob Grundsteuer, Energiepreise oder Gebühren – überall gibt es deutliche Steigerungen in den letzten Jahren«, erläutert Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig.
Auch wenn die zusätzlichen Belastungen vielfach externen Ereignissen wie der Corona-Pandemie oder dem Ukraine-Krieg zuzuschreiben seien, habe die Politik sie durch falsche Prioritäten verstärkt. Die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Unternehmen hätte darunter stark gelitten und viele Unternehmen und Verbraucher seien von den Kostensteigerungen inzwischen überfordert.








