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Novellierung des Ladenschlussgesetzes - Wie hat das Handwerk reagiert?

21. Juli 1998 | Die Novellierung des Ladenschlussgesetzes ist seit dem 1. Januar 1997 in Kraft. Wie wurde auf diese Veränderung im Handwerk reagiert? Bei der Auswertung zur Frühjahrskonjunkturanalyse fiel auf, dass nur in den Branchen des Nahrungsmittel- und des Dienstleistungsgewerbes die Anzahl der durchschnittlich Beschäftigten gestiegen war.

Die Handwerkskammer zu Leipzig ist den Ursachen mit einer Umfrage unter 244 Betrieben mit typischen Ladengeschäften im gesamten Kammerbezirk nachgegangen. Dabei konnte auf die Auswertung einer Umfrage im Vorfeld der Einführung der veränderten Ladenschlusszeiten vergleichend zurückgegriffen werden. 58 Betriebe beantworteten diese Umfrage, was einer Rücklaufquote von 23,8 Prozent entspricht.

Danach haben 41,4 Prozent der Betriebe ihre Ladenöffnungszeiten nicht verändert. Hierbei handelt es sich überwiegend um kleine Familienbetriebe mit meist älteren Betriebsinhabern vorallem aus den Landkreisen des Regierungsbezirkes Leipzig. Als Hauptargumente gegen die Verlängerung der Öffnungszeiten zählen kein Bedarf, zu hohe Kosten und ungünstige Standortbedingungen.

58,6 Prozent der befragten Betriebe haben ihre Ladenöffnungszeiten ausgedehnt, allerdings haben einige Betriebe (zehnProzent) nach einer kurzen Erprobungsphase wieder ihre alten Öffnungzeiten eingeführt, weitere werden demnächst wieder zu den vorherigen Regelungen zurückkehren. Am häufigsten wurden die Öffnungszeiten auf 20 Uhr in der Woche ausgedehnt. Am häufigsten halten Friseure (31 Prozent) ihre Geschäfte bis 20 Uhr auf. Viele Friseursalons betrieben ihre Salons bereits vor der Neuregelung bis 20 Uhr. Auch Konditoreien (18 Prozent) machen relativ häufig von den Neuregelungen Gebrauch.

Hier sind es insbesondere Betriebe, die sich in zentraler Lage befinden und von der allgemeinen Belebung des Stadtzentrums beziehungsweise der Einkaufsstraßen profitieren. Bäcker (fünf Prozent), Fleischer (drei Prozent) und sonstige Betriebe mit Ladengeschäften (1,6 Prozent), wie Goldschmiede, Kürschner, Kunsthandwerk, Uhrmacher, haben nur partiell ihre Öffnungszeiten verlängert. Dies betrifft überwiegend solche Betriebe des Nahrungs-mittelhandwerks, die Filialen in guten Citylagen betreiben oder eine shop-in-Filiale in einem Einkaufszentrum betreiben.

29,4 Prozent der Betriebe, die ihre Ladenöffnungszeiten verlängerten, haben dafür zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Die Verteilung auf Vollzeit-, Teilzeit- oder Pauschalkräfte ist dabei nahezu gleich. Ein gewisser arbeitsmarktpolitischer Effekt ist also mit der Gesetzesänderung eingetreten. Die restlichen Betriebe haben versucht, zunächst aus Kostengründen mit dem vorhandenen Mitarbeiterstamm auszukommen, wobei diese Betriebe überwiegend die Öffnungszeiten lediglich verlagert haben.

Die Frage, ob Bäcker von der Möglichkeit gemäß § 12 des Ladenschlussgesetzes an Sonn- und Feiertagen ihr Geschäft zu öffnen, Gebrauch machen, kann bei der Aus-wertung faktisch vernachlässigt werden. Nur ein Bäcker gab an, dass er in einer von mehreren Filialen den Laden sonntags öffnet. Als Begründung wird mangelnder Bedarf angegeben.

In einer durch die Handwerkskammer zu Leipzig an das Institut für Marktforschung Leipzig in Auftrag gegebenen Befragung von Leipziger Bürgern über 18 Jahre zu diesem Thema, zeigt sich, dass die Einschätzung der Handwerksbetriebe zur Nutzung der verlängerten Ladenöffnungszeiten durch die Bevölkerung real ist.

Die neuen verlängerten Ladenöffnungszeiten werden von der Leipziger Bevölkerung nur stark fragmentiert genutzt. Nur ein knappes Drittel der Befragten nutzt sie "häufig" - mit dem Schwerpunkt Donnerstag/Freitag. Ein weiteres Drittel der Befragten gibt eine "weniger häufige" Nutzung an und etwas mehr als 40 Prozent aller Befragten nutzen die neuen Ladenöffnungszeiten "nie oder so gut wie nie".

Das Nutzungsverhalten ist stark abhängig von soziodemokrafischen Merkmalen der Befragten. Je älter die Befragten sind, desto weniger nutzen sie die erweiterten Öffnungszeiten. Männer nutzen häufiger die Abendstunden zum Einkauf als Frauen. Mit steigendem Haushalteinkommen und den dahinter stehenden beruflichen zeitlichen Belastungen nimmt die Nutzung der verlängerten Ladenöffnungszeiten zu. Die Nutzung der samstags angebotenen verlängerten Ladenöffnungszeiten unterscheidet sich nicht wesentlich von den Nutzungsweisen montags bis freitags. Sonntagvormittag werden Einkaufsmöglichkeiten beim Bäcker von der großen Mehrheit der Befragten "nie oder so gut wie nie" genutzt.

Die verlängerten Ladenöffnungszeiten erreichen vorallem die Zielgruppe der Berufstätigen, die das Angebot dann auch nutzen. Wenn insgesamt fast die Hälfte der Befragten diese Angebote nie oder fast nie nutzen, so spiegelt sich darin die Alters- und vorallem die Beschäftigungsstruktur der Leipziger Bevölkerung. Wer tagsüber, besonders vormittags, viel Zeit hat und diese Zeitpräferenz bei fehlendem Ausweichzwang verinnerlichte, hat wenig Stimuli zur Nutzung des Angebotes verlängerter Ladenöffnungszeiten. Vor diesem Hintergrund ist auch die Entscheidung der Betriebe nach einem Versuch wieder zu den alten Öffnungszeiten zurückzukehren nachvollziehbar.

Pressemitteilung vom 21. Juli 1998

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Dr. Andrea Wolter

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