Weiblicher Lehrling / Auszubildende in der Werkstatt mit Wasserwaage. Bild: aerogondo / stock.adobe.com
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Mehr Ausbildung in Sachsen

Bilanz des sächsischen Ausbildungsmarktes im Jahr 2010/2011

7. November 2011 | Am Ende des Berichtsjahres 2010/2011 waren nur noch 383 von 20.739 Mädchen und Jungen ohne einen Ausbildungsplatz. Diesen Bewerbern stehen noch über 1.100 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber.
 

Mehr Ausbildungsstellen als Bewerber

"In diesem Jahr standen wir erstmals vor einer neuen Situation. Es waren deutlich mehr Ausbildungsstellen gemeldet, als Bewerber. Der Grund für die veränderte Lage liegt an zwei Faktoren: Die rückläufigen Schulabgängerzahlen auf der einen Seite und das steigende Ausbildungsangebot der Wirtschaft auf der anderen Seite", so Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit, heute (7. November 2011) zur Pressekonferenz bei der Heidelberger Postpress Deutschland GmbH in Leipzig.

Von Oktober 2010 bis September 2011 haben insgesamt 20.739 Mädchen und Jungen mit Hilfe der Berufsberatung einen Ausbildungsplatz gesucht. Das sind 2.100 weniger als vor einem Jahr. Das bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldete Ausbildungsstellenangebot lag bei 22.039. Das sind 2.605 oder 15,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
 

Aktuell noch 1.173 unbesetzte Ausbildungsstellen in Sachsen

In Sachsen stehen aktuell noch 1.173 unbesetzte Ausbildungsstellen den 383 unversorgten Ausbildungsbewerbern gegenüber. Damit stehen in Sachsen rein rechnerisch jedem unversorgten Bewerber drei freie Ausbildungsstellen zur Verfügung. Im Vorjahr war dies nicht der Fall. Hier gab es noch mehr Bewerber als Ausbildungsstellen. "Die Situation für junge Leute, eine Lehrstelle in Sachsen zu finden, war noch nie so gut, wie in diesem Jahr. Insofern ist kein Schulabgänger gezwungen, in anderen Bundesländern nach einer Lehrstelle zu suchen", so Cordt weiter.

Die aktuell noch offenen 1.173 Stellen werden im Rahmen der Nachvermittlungsaktion bis Ende des Jahres geeigneten Kandidaten angeboten. Dazu gehören neben den Ausbildungsabbrechern auch junge Arbeitslose ohne Berufsausbildung, wenn sie alle Zugangsvoraussetzungen für eine betriebliche Ausbildung erfüllen.

"Jetzt steht die Wirtschaft vor Herausforderungen. Sie muss umdenken und nach Lösungen suchen, wie die Ausbildungsstellen künftig besetzt werden können. Tipps und Unterstützung erhalten die Betriebe von den Mitarbeitern des Arbeitgeberservice der Arbeitsagenturen", so Cordt.
 

Leistungsschwächere Bewerber künftig mehr berücksichtigen!

Gleichzeitig weist Cordt auf schlummerndes Potenzial hin. Leistungsschwächere Bewerber müssen künftig noch mehr als bisher berücksichtigt werden. Diese jungen Menschen sind oft motiviert, zuverlässig und dankbar für eine Chance. Falls während der Ausbildung dennoch Defizite entstehen, dann unterstützt die Agentur für Arbeit mit ausbildungsbegleitenden Hilfen. Dieser Nachhilfeunterricht beinhaltet theoretisches und praktisches Training und findet außerhalb der Arbeitszeit und der Berufsschulstunden statt. Das kostet den Betrieb und den Jugendlichen keinen Cent.

Das gesamte Jahr über arbeiten die IHKs sowie die Handwerkskammern gemeinsam mit den Arbeitsagenturen zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen -Fachkräftesicherung. Das geschieht zum Beispiel im Rahmen von gemeinsamen Börsen oder auch bei der Erprobung innovativer Projekte, zum Beispiel der Ausbildungs-Chat im Rahmen der Kampagne "Ich-bin-gut".

Auch die Unternehmen aus dem Bereich der drei sächsischen IHKs konnten aktuell (Stand 31. Oktober 2011) mit 10.772 betrieblichen Ausbildungsverträgen das Vorjahresergebnis deutlich verbessern. Das Plus betrug 807 Plätze (plus 8,1 Prozent). Die Gesamtzahl aus betrieblichen und staatlich finanzierten Ausbildungsverhältnissen ging jedoch zurück um 345 Plätze, auf jetzt 13.099 (minus 2,6 Prozent).

"Diese Zahlen machen deutlich, dass die anhaltend positive konjunkturelle Entwicklung einen steigenden Fachkräftebedarf nach sich zieht. Denn Ausbildung im eigenen Unternehmen ist für unsere Mitgliedsunternehmen der wirkungsvollste Hebel um Fachkräfte zu rekrutieren", bewertet Wolfgang Topf, Präsident der IHK zu Leipzig, die Ergebnisse. Die Statistiken machen deutlich, dass große Zunahmen in den Berufsfeldern Metalltechnik, Handel und Hotel/Gastronomie zu verzeichnen sind. Den deutlichsten Zuwachs bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen registrierten die sächsischen IHKs in dem Berufsfeld Verkehr/Transport. Schon jetzt sind in den Lehrstellenbörsen der IHKs im Freistaat 1.405 freie Ausbildungsplätze für das Jahr 2012 zu finden.
 

4,4 Prozent mehr betriebliche Ausbildungsplätze im sächsischen Handwerk

Bei den sächsischen Handwerkskammern stieg die Zahl der betrieblichen Ausbildungsverhältnisse um 4,4 Prozent auf 4.728. Schlussfolgerungen aus den Ausbildungszahlen zieht Ralf Scheler, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig:

"Der Anstieg zeigt, dass die Handwerksbetriebe die Zeichen der Zeit verstanden haben. Fachkräfte wird in Zukunft nur der Betrieb haben, der sie ausbildet. Angesichts der demografischen Entwicklung muss die gesamte Wirtschaft ihre Kräfte bündeln, um alle Potenziale zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses zu nutzen. Wir können auf keinen jungen Menschen verzichten."
 

Handwerkskammerpräsident: "Wir können auf keinen jungen Menschen verzichten."

Aus Sicht der Wirtschaft hat Christian Breyer, Geschäftsführer der Heidelberg Postpress Deutschland GmbH ein Erfolgsrezept: "Als bedeutendes Unternehmen mit ca. 300 Beschäftigten, allein am Standort Leipzig, ist für uns die Ausbildung ein wichtiger Bestandteil bei der Unternehmensplanung. Denn wer am freien Markt konkurrenzfähig sein möchte, muss schnell, effektiv und wirtschaftlich arbeiten und darf gleichzeitig nicht die Unternehmensleitlinien aus dem Auge verlieren. Daher hat Ausbildung bei uns einen hohen Stellenwert im Unternehmen, um auch künftig von selbst ausgebildeten Fachkräften zu profitieren."

Ein großer Vorteil der Ausbildung ist laut Breyer: "Die Mädchen und Jungen wachsen von Anfang an mit dem Unternehmen zusammen und werden von Beginn an praxisnah auf ihre spätere Tätigkeit vorbereitet. Was zählt ist neben der Motivation, Zuverlässigkeit und Fleiß auch ein freundliches Auftreten gegenüber Kunden und Mitarbeitern. Natürlich spüren auch wir die demographische Entwicklung in unseren Bewerbungszahlen sehr stark und haben erkannt, dass eine frühzeitige, strukturierte und prozessorientierte Berufsorientierung ein wichtiger Grundstein für eine erfolgreiche Ausbildung ist und kooperieren daher mit Schulen aller Schulformen um Jugendliche lang- und kurzfristig für unser Unternehmen begeistern zu können."

Pressemitteilung vom 7. November 2011

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Dr. Andrea Wolter

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