
Archivbeitrag | Newsletter 2019Konjunkturhoch im Handwerk. Erwartungen aber gedämpft.
Sachsens Handwerker haben weiterhin viel zu tun. Dies belegen Konjunkturdaten, die der Sächsische Handwerkstag jüngst publiziert hat. Aktuell sind die Auftragsbücher – über alle Gewerke hinweg – in den meisten Betrieben gut gefüllt. Gesamtkonjunkturell geben weiterhin Betriebe aus dem Bau- und Ausbaugewerbe den Ton an. Insgesamt profitiert das Handwerk unverändert von einer hohen Konsumbereitschaft auf Privatverbraucherseite, unterstützt durch niedrige Zinsen am Kapitalmarkt.
Obwohl von konjunktureller Talfahrt keine Spur, sind die Prognosen in der Unternehmerschaft für die nächsten Wochen dennoch gedämpfter als im Vorjahr. "Ein massives Handicap für viele Unternehmer ist – trotz verstärkter Ausbildung – der gravierende Mangel an praxiserfahrenen Fach- und Führungskräften. Um dieses Manko zu beseitigen, erwarten wir auch Unterstützung von der Politik. Gefragt sind nicht nur bessere Rahmenbedingungen, sondern generell eine höhere Anerkennung und Wertschätzung für Berufsbildung und Unternehmertum." Dieses Fazit zog Handwerkstag-Vizepräsident Frank Wagner.
Konjunkturlokomotive: Bau- und Ausbaugewerbe
Wie der Herbst-Konjunkturbericht 2019 zeigt, bewerten noch immer deutlich mehr als zwei Drittel der Befragten (70 Prozent) ihre Geschäftslage mit gut, 26 Prozent mit befriedigend/gleichbleibend und nur 4 Prozent mit schlecht (Herbst 2018: gut: 71, befriedigend: 24, schlecht: 5).
Deutlich zurückhaltender sind die Erwartungen für die nächsten Wochen: Mit guten beziehungsweise befriedigenden Geschäften rechnen 11 beziehungsweise 82 Prozent der Betriebe; 7 Prozent erwarten einen Abschwung. Noch im Herbst 2018 waren die Erwartungen von 16 Prozent der Befragten mit gut, von 79 Prozent mit befriedigend und von 5 Prozent mit schlecht angegeben worden.
Konjunkturlokomotive im Gesamthandwerk sind – wie eh und je – die Betriebe des Bauhaupt- und des Ausbaugewerbes. Unternehmen beider Gewerbezweige geben die Geschäftslage zu 75 beziehungsweise 81 Prozent (Herbst 2018: 83 beziehungsweise 80) mit gut sowie zu 23 beziehungsweise 17 Prozent (2018: 15 beziehungsweise 18) mit befriedigend an. Zudem profitieren vom Auftragsboom Handwerker, die für den gewerblichen Bedarf (Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer usw.) arbeiten, aber auch Firmen des Kfz-Gewerbes.
Personalbestand konstant gehalten
Weitgehend stabil geblieben ist die Lage in den Nahrungsmittelhandwerken (Bäcker, Fleischer, Konditoren) sowie bei Anbietern personenbezogener Dienstleistungen. Offenbar deutlich verbessert hat sich gegenüber dem Vorjahr die Nachfrage von Leistungen in den Gesundheitshandwerken. Für die im Handwerk florierenden Geschäfte spricht auch das Aufkommen an Beschäftigten. Mit anteilig 76 Prozent (2018: 79) geben – auch vor dem Hintergrund der Fachkräfteknappheit – weiterhin mehr als drei Viertel der befragten Betriebe an, den Personalbestand konstant gehalten zu haben. Von Zuwächsen in der Belegschaft sprechen 14 Prozent der befragten Firmen (Ausbaugewerbe, Handwerke für den gewerblichen Bedarf, Kfz-Gewerbe). Nur zehn Prozent der Firmen (2018: 9) gaben an, die Belegschaft verringert zu haben.
Investition in Ausstattung und Ausrüstung
In den meisten Gewerken auf Vorjahresniveau bewegen sich Umsätze und Verkaufspreise für handwerkliche Produkte und Dienstleistungen. 61 Prozent der Befragten (2018: 62) kommen bei Umsätzen auf Vorjahreswerte, 28 Prozent (2018: 27) auf Zuwächse. Nur elf Prozent (2018: dito) melden Einbußen.
Ähnlich sieht es bei den Verkaufspreisen aus: 30 Prozent der befragten Betriebe (2018: 32) hat eigenen Angaben zufolge höhere Preise am Markt durchsetzen können. Dagegen melden 68 Prozent der Betriebe (2018: 66), wie im Vorjahr kalkuliert zu haben.
Im Wesentlichen auf Vorjahresniveau sind die Werte bei Auftragseingängen/Auftragsbestand im Sachsenhandwerk. Allerdings melden jetzt nur noch 16 Prozent der Firmen Zuwächse (2018: 21 Prozent); für 76 Prozent (2018: 71) der Befragten ist die Auftragslage auf Vorjahreslevel. Lediglich acht Prozent (2018: dito) zeigen gesunkene Auftragseingänge an. Über alle Gewerbegruppen hinweg beläuft sich die Auftragsreichweite im Handwerk aktuell auf durchschnittlich 11,1 Wochen.
In Zeiten begrenzter Kapazitäten und fehlender Fachkräfte richten Unternehmer ihren Fokus zudem wieder mehr auf Investitionen in Ausstattung und Ausrüstungen. Dem Konjunkturbericht zufolge geben hierfür 17 Prozent der Betriebe (2018: 16) mehr Mittel aus. 65 Prozent der Firmen (2018: 62) legen für derartige Ausgaben das Vorjahresbudget zugrunde. An der Herbst-Konjunkturumfrage im Sachsenhandwerk 2019 beteiligten sich 1.621 Unternehmen.
Konjunkturdaten für den Kammerbezirk Leipzig
Zum 30. September 2019 betrug die Zahl der Mitgliedsbetriebe 11.980 und ist im Vergleich zum Vorjahr um 40 Betriebe gestiegen. Die Geschäftslage im Handwerk der Region Leipzig bleibt damit hervorragend. 70 Prozent der hier befragten Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage mit gut und nur 4 Prozent mit schlecht. Anders als im Sachsenschnitt blickt die Unternehmerschaft optimistisch auf das kommende Halbjahr. Elf Prozent der Betriebe gehen von einer sich verbessernden Geschäftslage aus. Nur sieben Prozent erwarten eine sich verschlechternde Geschäftslage. Der Geschäftsklimaindex in der Region Leipzig beträgt 132 Indexpunkte. Die Auftragsbestände und -eingänge sind erneut gestiegen und für die Jahreszeit weiterhin überdurchschnittlich. Die Auftragsreichweite beträgt unverändert zwölf Wochen. Die Hälfte der Handwerkbetriebe hat eine Planungssicherheit von mindestens zwölf Wochen. Die Kapazitätsauslastung hat gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen und liegt bei durchschnittlich 94 Prozent. Auch die Umsätze sind im Gesamthandwerk erneut gestiegen und es werden weitere Umsatzzuwächse erwartet. 76 Prozent der im Kammerbezirk Leipzig befragten Betriebe haben im dritten Quartal 2019 gleichbleibend oder mehr investiert. Sowohl Einkaufs- als auch Verkaufspreise sind erwartungsgemäß gestiegen. Leicht gestiegen ist die Zahl der Beschäftigten. Durchschnittlich beschäftigen die Betriebe sechs Mitarbeiter, Neueinstellungen sind geplant.