
Archivbeitrag | Newsletter 2021Konjunkturbefragung: Handwerk erholt sich langsam
In den vergangenen Wochen hat die Handwerkskammer ihre Mitgliedsbetriebe zu deren wirtschaftlicher Situation befragt. Der aus den Umfrageergebnissen errechnete Geschäftsklimaindex beträgt aktuell 122 Indexpunkte. Er liegt damit zwar noch um zehn Punkte unter dem Vor-Corona-Wert, aber schon deutlich über dem Wert vom Frühjahr 2021 (110).
"Unterm Strich hat sich das Gesamthandwerk einmal mehr als systemrelevant und Stabilitätsanker erwiesen", fasst Handwerkskammerpräsident Matthias Forßbohm die Ergebnisse dieser jüngsten Konjunkturumfrage zusammen. 64 Prozent der beteiligten Unternehmen bezeichnen ihre Geschäftslage grundsätzlich als gut. Damit ist der Vor-Corona-Wert (Herbst 2019: 70 Prozent) fast wieder erreicht. Nur drei Prozent der Betriebe - und damit sogar weniger als 2019 - beklagen eine schlechte Geschäftslage.
Zurückhaltende Erwartungen auch im Baugewerbe
Schon im Vorfeld des aktuellen Coronaszenarios mit überlasteten Kliniken und verschärften Coronamaßnahmen äußerten sich die Unternehmen hinsichtlich der künftigen Entwicklung zurückhaltend. Die Mehrzahl (81 Prozent) geht davon aus, dass sich an ihrer wirtschaftlichen Situation im nächsten Halbjahr nichts ändern wird. Jedes siebente Unternehmen rechnet aber damit, dass sich die Geschäftslage im Winterhalbjahr verschlechtert. Das betrifft besonders die Bauhauptgewerbe.
Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung eines Handwerksbetriebes in der Region Leipzig liegt laut Analyse derzeit bei 89 Prozent und damit knapp unter dem Wert vom Herbst 2019 (92 Prozent). 57 Prozent der Befragten war zum Befragungszeitpunkt sogar vollständig ausgelastet, lediglich 2 Prozent meldeten eine Kapazitätsauslastung von unter 50 Prozent.
Wie erwartet: Betriebe müssen steigende Einkaufspreise verkraften
87 Prozent der befragten Betriebe mussten gestiegene Einkaufspreise für Roh- und Betriebsstoffe verkraften, das sind 30 Prozent mehr als im Herbst 2019. Zwei Drittel konnten auch höhere Verkaufspreise realisieren, auch das sind 30 Prozent mehr als zum Vergleichszeitpunkt. Die Betriebe erwarten in der nächsten Zeit mehrheitlich, dass sowohl die Einkaufs- als auch die Verkaufspreise steigen werden.
"Die Auswirkungen der Pandemie spüren jetzt die Betriebe im Bau und Ausbau sowie im Metall- und Elektrohandwerk. Coronabedingt unterbrochene Lieferketten führen zu Materialknappheit und deutlich steigenden Preisen für Unternehmen und Kunden. Deshalb darf es jetzt zu keinen weiteren Belastungen durch Steuern, Abgaben oder Bürokratie kommen. Sonst wird der Konjunkturmotor gleich wieder abgewürgt", so Matthias Forßbohm.
Die Geschäftslage in den Handwerksgruppen der Region Leipzig ist unterschiedlich, doch insgesamt beurteilen 64 Prozent aller antwortenden Handwerksbetriebe ihre Geschäftslage mit gut und lediglich drei Prozent mit schlecht. Der Schwerpunkt der Betriebe mit ungünstiger Geschäftsentwicklung liegt erwartungsgemäß bei den personenbezogenen Dienstleistungen (unter anderem Friseur und Kosmetiker).
Die Erwartungen der Handwerksbetriebe sind leicht eingetrübt. 81 Prozent der Betriebe gehen von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus. 13 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten verschlechtern wird. Lediglich sechs Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage.
Das Geschäftsklima, abgebildet durch den Geschäftsklimaindex, ist freundlich. Der Index beträgt 122 Punkte und liegt zehn Punkte unterhalb des Vor-Corona-Niveaus im Herbst 2019.
Die Anzahl der Beschäftigten im Handwerk der Region Leipzig ist weiter gesunken. Die Mehrheit der Handwerkbetriebe (83 Prozent) planen mit konstanten Beschäftigtenzahlen. Zwölf Prozent gehen davon aus, dass die Mitarbeiteranzahl weiter sinkt. Zum Zeitpunkt der Befragung waren in den 314 antwortenden Betrieben
insgesamt 3.499 Personen beschäftigt. Der Mittelwert der Beschäftigung (Median) beträgt im Handwerk der Region sechs Beschäftigte – einschließlich des Betriebsinhabers.
Auftragseingänge sind gesunken, jedoch sind die Aufträge in den Büchern (Auftragsbestände) gestiegen. Die Auftragsbestände sind je nach Handwerksgruppe für die Jahreszeit überdurchschnittlich (Bau und Ausbau) beziehungsweise unterdurchschnittlich (Kfz, Personenbezogene Dienstleistungen). Die durchschnittliche Auftragsreichweite liegt bei zwölf Wochen (-1 Woche). Jeder zweite Handwerkbetrieb hat eine Planungssicherheit von mindestens zwölf Wochen und mehr.
Die Kapazitätsauslastung liegt aktuell bei durchschnittlich 89 Prozent. 57 Prozent der Befragten waren mit bis zu 100 Prozent und mehr ausgelastet. Lediglich zwei Prozent der Betriebe waren mit weniger als 50 Prozent ihrer Kapazitäten ausgelastet. Die Auslastung in den Handwerksgruppen fällt differenzierter aus.
Die Umsätze sind im Gesamthandwerk gestiegen. Für die nächsten Monate werden weiterhin steigende Umsätze – jedoch weniger stark steigende Umsätze – erwartet.
Investitionen sind gesunken. 60 Prozent der Betriebe haben in den letzten zwölf Monaten gleichbleibend und 17 Prozent haben mehr investiert. Künftig soll weniger investiert werden.
Einkaufspreise und Verkaufspreise sind weiter gestiegen – Einkaufspreise mehr als Verkaufspreise. Verkaufspreisanpassungen konnten etwas besser vorgenommen werden als noch in den Vorjahren. Das Erfordernis der Verkaufspreisanpassungen bleibt unverändert bestehen.
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Zum Zeitpunkt der Konjunkturbefragung Herbst 2021 waren in den 314 antwortenden Betrieben insgesamt 3.499 Personen beschäftigt. Zum Kammerbezirk Leipzig gehören aktuell 12.249 Betriebe, davon 5.638 in der Stadt Leipzig sowie 3.770 im Landkreis Leipzig und 2.841 im Landkreis Nordsachsen. Knapp 50 Prozent aller Mitgliedsbetriebe sind im Bereich Bauhaupt- und/oder Ausbaugewerbe tätig sowie 25 Prozent im Personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe. Die Zahl der Mitgliedsbetriebe ist im Vergleich zum Vorjahr um 76 Betriebe gestiegen. Der Mittelwert der Beschäftigung beträgt im Handwerk der Region sechs Beschäftigte - einschließlich des Betriebsinhabers.