
Archivbeitrag | Newsletter 2023Konjunktur: Wirtschaft in Mitteldeutschland ist verunsichert
Gewerbliche Kammern aus Leipzig und Halle (Saale) stellen Konjunkturbericht vor
Die Nachwirkungen der Pandemie, die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, die Liefer- und Materialengpässe sowie die damit verbundenen Preissteigerungen setzen der mitteldeutschen Wirtschaft nach wie vor schwer zu. Dennoch sind die Unternehmen im Frühjahr 2023 wieder etwas optimistischer. Das zeigt die gemeinsame Konjunkturumfrage der Handwerkskammern sowie der Industrie- und Handelskammern (IHKs) aus Leipzig und Halle (Saale), die für insgesamt 147.000 Unternehmen in der Region stehen.
Konjunkturklimaindex gestiegen
Prof. Dr. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau, und Matthias Forßbohm, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, stellten die Ergebnisse Ende Juni in Leipzig vor. Demnach ist der Konjunkturklimaindex für Mitteldeutschland – er zeigt auf, wie die Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage sowie ihre Zukunftsaussichten einschätzen – im Frühjahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 11 Punkte auf jetzt 43 Punkte gestiegen. Besonders deutlich ist die Veränderung gegenüber dem Herbst 2022, als der Wert -8,4 Punkte betrug. Dennoch sind die Werte der Vor-Coronajahre noch lange nicht erreicht.
Geschäftserwartungen verhalten
"Insgesamt bleiben die Geschäftserwartungen in allen Branchen aber verhalten. Kostendruck, Inflation und Fachkräftemangel trüben den Ausblick", sagt Handwerkskammer-Präsident Matthias Forßbohm. Und IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Brockmeier ergänzt: "Die Industrie hat sich der schwierigen Situation weitgehend angepasst und ihrerseits die Preise angehoben. Damit ging die Unsicherheit zurück und die Geschäftsaussichten haben sich verbessert, sind aber noch pessimistisch. Die aktuelle Geschäftslage hingegen ist durch zurückgegangene Aufträge und Umsätze unter Druck."
Frühjahrsbelebung am Bau nahezu ausgefallen
Ein hoher Auftragsvorlauf hatte die Baubranche lange vor dem Auftragsrückgang geschützt. Im Frühjahr 2023 bleiben Aufträge, insbesondere im Wohnungsbau, aufgrund der gestiegenen Preise und Zinsen aus. Die übliche Frühjahrsbelebung ist nahezu ausgefallen. Auch die Zahl der Baugenehmigungen ging deutlich zurück. Infolge sinkt auch die Zahl der Beschäftigten. "Die Gefahr besteht, dass die Fachkräfte die Branche dauerhaft verlassen. Aber Wohnungsbau und energetische Gebäudesanierung werden nur mit genügend Beschäftigten im Bausektor möglich sein", so Forßbohm.
Verunsicherung dämpft Investitionsbereitschaft
Der pessimistische Blick der Unternehmen in die Zukunft schlägt sich auf das Investitionsverhalten nieder. Nach wie vor sind die Unternehmen branchenübergreifend bei der langfristigen Investitionsplanung sehr zurückhaltend. "Das zeugt von einer tiefen Verunsicherung", schätzt Brockmeier ein. Die Personalnachfrage bleibt gegenüber dem Vorjahr stabil. In den kommenden Monaten planen wieder etwas mehr Unternehmen, Beschäftigte einzustellen statt Stellen abzubauen, sofern dies der angespannte Fachkräftemarkt erlaubt.
Konjunkturbericht zum Download
Zur Methodik: Für den mitteldeutschen Konjunkturbericht befragen die vier gewerblichen Kammern im Großraum Leipzig-Halle-Dessau regelmäßig ihre Mitgliedsunternehmen und erheben repräsentative Stichproben. Im Schnitt beteiligen sich etwa 1.800 Betriebe aus den verschiedenen Branchen. Diese geben dabei unter anderem an, wie sie ihre aktuelle Geschäftslage bewerten und welche Entwicklung sie künftig erwarten. Die Umfragedaten aus den verschiedenen Branchen werden gewichtet und ausgewertet. Sowohl die Befragung als auch die Auswertung der Ergebnisse erfolgt nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden.