Fachkräftemonitoring: Fachkräftebedarf der sächsischen Wirtschaft 2010
Handwerkskammer zu Leipzig

Hohes Qualifikationsniveau in der sächsischen Wirtschaft

Herausforderungen für die Gewinnung qualifizierten Personals bleiben für Sachsens Unternehmen hoch

10. Januar 2011 | Am 10. Januar 2011 stellten die Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer Chemnitz, Hans-Joachim Wunderlich und Dr. Frederik Karsten - stellvertretend für die sächsischen Handwerkskammern und IHKs - in Dresden die Ergebnisse ihrer jüngsten Unternehmensbefragung zur Fachkräftesituation der sächsischen Wirtschaft vor.

Seit 2001 erarbeiten die Kammern im zweijährigen Rhythmus dieses Monitoring. An der Befragung im dritten Quartal 2010 beteiligten sich etwa 1.100 IHK-Unternehmen und rund 400 Handwerksbetriebe mit zusammen circa 70.000 Beschäftigten. Sie äußerten sich zu ihrer aktuellen und künftigen Beschäftigten- und Qualifikationsstruktur, zum Bedarf an neuen Mitarbeitern und deren notwendigen Qualifikationen, zur Beschäftigung ausländischer Fachkräfte, zu Erfahrungen bei der Personalbeschaffung, zur Mitarbeitermotivation und -bindung sowie zur Lehrlingsausbildung und Weiterbildung.
 

Die wichtigsten Ergebnisse

  • Unabhängig von der Branche und der Betriebsgröße besitzen die Belegschaften der überwiegend kleinen und mittleren sächsischen Unternehmen ein hohes Qualifikationsniveau.
  • Nur noch zehn Prozent der Arbeitsplätze in der sächsischen Wirtschaft stehen für Un- und Angelernte zur Verfügung. Gesucht werden dagegen qualifizierte, mit Spezialqualifikationen ausgestattete Fachkräfte. Neueinstellungen scheitern oft an mangelnden Qualifikationen, ungenügender Berufserfahrung sowie an einer unzureichenden Motivation der Bewerber. Bei den Bewerbern um duale Ausbildungsplätze beklagen die sächsischen Unternehmen eine abnehmende Motivation und schlechter werdende schulische Leistungen. Dies ist alarmierend, weil die Firmen die Ausbildung und die Übernahme von Lehrlingen derzeit als die wichtigste und erfolgreichste Personalbeschaffungsmaßnahme ansehen, die künftig einen noch höheren Stellenwert einnehmen wird.
  • Die Zahl der offenen Stellen lag zum Befragungszeitpunkt unter dem Niveau des Jahres 2007. So wurden 2010 im Durchschnitt zehn offene Stellen je 1.000 Mitarbeiter in den befragten Firmen registriert, 2007 war dieser Wert konjunkturbedingt mit 20 offenen Stellen doppelt so hoch. Ein Großteil der Betriebe hat in der Krise unter den seinerzeit vorhandenen Rahmenbedingungen (Kurzarbeit) und trotz betriebswirtschaftlicher Belastungen die Belegschaftsstärken weitgehend gehalten - und dabei wiederum eher das Fachpersonal als die ungelernten Mitarbeiter.
  • Die Umfrageergebnisse machen deutlich, dass in der strategischen Personalarbeit der überwiegend mittelständischen Unternehmen nach wie vor erhebliche Reserven zu erschließen sind. Nur rund ein Drittel der Betriebe arbeitet mit Personalentwicklungskonzepten, wobei mit steigender Mitarbeiterzahl dieser Anteil deutlich zunimmt. Trotz dieser Reserven haben die sächsischen Unternehmen bei der Bindung und Motivation ihrer Mitarbeiter in den letzten Jahren größere Anstrengungen unternommen. Die dazu eingesetzten betrieblichen Zusatzleistungen sind gegenüber 2007 deutlich angewachsen. Favoriten sind Leistungen der betrieblichen Altersvorsorge, die Übernahme von Qualifizierungskosten und Prämien.
  • Weniger als zehn Prozent der Betriebe planten zum Zeitpunkt der Befragung aus unterschiedlichen Gründen (ausländische Betriebsstätte, verstärkter Export, fehlende inländische Bewerber) die Einstellung von ausländischen Fachkräften, im Handwerk spielt dies kaum eine Rolle.
  • Wegen des rasanten technischen Fortschritts, der hohen Spezialisierung und der starken Exportorientierung sächsischer Betriebe ist der Weiterbildungsbedarf in den Unternehmen weiterhin hoch. Diese betriebliche Weiterbildung wird auch 2010 überwiegend von den Firmen selbst finanziert, dabei ist das überdurchschnittliche Engagement der kleineren Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern besonders hervorzuheben.

"Qualifizierte Fachkräfte sind und bleiben der wertvollste und wichtigste Produktionsfaktor für die branchenmäßig breitgefächerte, hoch spezialisierte und exportorientierte Wirtschaft und das leistungsstarke Handwerk in Sachsen", betont der Präsident der IHK Chemnitz, Michael Lohse, im Namen der beteiligten Kammern aus Chemnitz, Dresden und Leipzig. Die Sicherung dieses Fachkräftebedarfs wird zunehmend komplexer und vollzieht sich in einem immer stärkeren internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe.
 

Die abgeleiteten Forderungen

Aus der Sicht der sächsischen Kammern bedarf es daher neuer konzertierter Anstrengungen im Freistaat, um unsere Wettbewerbsfähigkeit in diesem Prozess zu erhalten und auszubauen. Erforderlich sind besonders:

  • eine neue sächsischen Fachkräfteinitiative auf der Grundlage der 2001 begonnenen gemeinsamen Aktivitäten von Staatsregierung, Wirtschaft, Gewerkschaften und Bildungseinrichtungen;
  • die gezielte Erschließung der Reserven in der Personalarbeit in sächsischen Unternehmen, vorrangig mit einer Mitarbeiterzahl kleiner als 250 Beschäftigte;
  • die offensivere, bessere Vermarktung der guten Rahmenbedingungen für familienfreundliche Arbeitsbedingungen in Sachsen durch die Wirtschaftsförderung von Freistaat und Kommunen
  • wirksame Maßnahmen zur Reduzierung der "Ressourcenverschwendung" im Bildungs- und Ausbildungsbereich (wie zum Beispiel die verbindlichere realitätsnähere Berufs- und Studienorientierung, die Senkung der Abbruchquoten in Ausbildung und Studium, die Reduzierung der Schulabgänger ohne Abschluss usw.);
  • die bessere öffentliche Darstellung und Akzeptanz der Zeitarbeit als modernes Instrument der Personalarbeit und der Integration Arbeitsloser ins Berufsleben;
  • die Schaffung von international wettbewerbsfähigen deutschen Regelungen für die gezielte Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland;
  • die schnelle und bürokratiearme Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und Qualifikationen.
Pressemitteilung vom 10. Januar 2011

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