Werner Metall- und Stahlbau GmbH.
Handwerkskammer zu Leipzig

Deutsches Handwerksblatt | Ausgabe 02/2016Handwerksgeschichte aus Metall und Stahl

Ein Porträt von Constanze Arnold.

Die Metallbau Werner GmbH kann auf mehr als Hundert Jahre Firmengeschichte zurückblicken. Viele Meilensteine des Unternehmens sind zudem eng mit Leipzig verbunden: Die städtischen Normaluhren, das Mahnmal der Universitätskirche sowie die Unterkonstruktion der Glockenmänner am Augustusplatz – all das kommt von den Werners.
 

Die Anfänge

Edwin Werner gründete 1908 seine Bauschlosserei in Leipzig – mitten in der blühenden Epoche dieser aufstrebenden Großstadt, die sich bis heute in einer einzigartigen Fülle von Gründerzeitbauten erkennen lässt. Mit seiner Erfindung der patentierten Steckgitterroste, die bis heute weltweit zum Einsatz kommen, verschaffte er seiner Firma ein florierendes Geschäft. 1934 brachte er das Unternehmen dann in die Zschortauer Straße 67, wo der heutige Metall- und Stahlbau Werner noch immer seinen Sitz hat.

Doch die Firmengeschichte verlief nicht ohne Tiefen. Den schwersten Schlag traf die Handwerksfamilie im April 1945: 15 Bomben schlugen auf dem Firmengelände ein und zerstörten nicht nur Teile der Produktionshallen und des Wohnhauses. Bei dem Angriff starb neben Edwin Werner auch seine Schwiegertochter. Sohn Walter, ebenfalls Schlossermeister, begann im folgenden Jahr mit dem Wiederaufbau der Firma. Zu seinem Vermächtnis gehören unter anderem die fünf Meter hohen Stahlrahmen der sogenannten Normaluhren, metallene Außenuhren, die in ganz Leipzig aufgestellt wurden. Die 17 heute noch verbliebenen Exemplare stehen unter Denkmalschutz.
 

Der Handwerksbetrieb zur DDR-Zeit

Günter Werner, heute Senior des Unternehmens, übernahm nach dem frühen Krebstod seines Vaters und seiner bestanden Meisterprüfung 1958 den Betrieb. Doch es sah nicht gut aus für die Eigenständigkeit der Bauschlosserei, denn die Regierung drängte zunehmend auf die Verstaatlichung von Unternehmen und eine Umwandlung in Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH). Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Handwerk-Gewerbetreibende Stadtbezirk Nord und später zuständig für ganz Leipzig, setzte sich Günter Werner maßgeblich für eine Wiedereinführung des Gewerbescheins im Handwerk ein, der Söhnen und Töchtern von Handwerksbetrieben die Übernahme des Familiengeschäfts ermöglichte. „Das lag mir natürlich persönlich am Herzen, schließlich ging es auch um meine eigene Zukunft“, erklärt Günter Werner. Er hielt gar eine Rede vor dem Nationalrat. Der Einsatz hatte Erfolg: Mit dem Ministerratsbeschluss vom 12. Februar 1976 kam es zur Wiedereinführung von Gewerbescheinen für die Nachkommen eines Betriebes und somit zum Erhalt des privaten Handwerks insgesamt.

Wie schon seine Vorfahren war auch Günter Werner außerdem stets in der Handwerksorganisation engagiert. Zur Wende wurde er gemeinsam mit Roland Thier Vizepräsident der Handwerkskammer zu Leipzig. Knapp zwei Jahre später wechselte er die Position und bekleidete anschließend zwölf Jahre lang das Amt des Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschusses. Seit vielen Jahren engagiert sich Günter Werner zudem für die Kooperation mit der Niederschlesischen Handwerkskammer in Breslau. Ziel ist es, polnischen Auszubildenden Zugang zur dualen Berufsausbildung im Bildungs- und Technologiezentrum Borsdorf zu verschaffen. Für seinen Einsatz wurde er mit einer Verdienstmedaille vom Breslauer Handwerkskammerpräsidenten Zbigniew Ładzinski ausgezeichnet.
 

Die Werner Metall- und Stahlbau GmbH heute

Auch die Firma hat sich seit Günter Werners Einstieg vor mehr als 55 Jahren weiterentwickelt. Heute gibt es zwei GmbHs: Sohn Peter Werner leitet die Werner Stahl GmbH, Vater Günter Werner ist Geschäftsführer der Verwaltungsgesellschaft mit einer kleinen Produktion von Gitterrosten. Noch immer geht der Senior, mittlerweile 78 Jahre alt, jeden Morgen um sechs Uhr ins Büro. Dort arbeitet zudem auch Tochter Uta. Die lange Familiengeschichte ist auch auf dem Firmengelände verewigt, praktisch in Metall gegossen. Denn jeder Meister aus der Familie hinterließ hier seine Abschlussarbeit, das so genannte Meisterstück. Sieben dieser handwerklichen Kunstwerke finden sich auf dem Gelände. „Unsere Tradition ist einmalig in Deutschland, so viele Schlossermeister auf einem Haufen“, erzählt Günter Werner stolz.

Zum heutigen Angebot der Firma gehören sämtliche Metall- und Stahlarbeiten, vorrangig Treppen, Roste, Geländer und Balkone. Vor allem in der Sanierung und Wiederherstellung denkmalgeschützter Balkone kennen sich die Werners aus. „Die Leipziger Gründerzeithäuser, das Waldstraßenviertel, das ist einmalig in Deutschland und für uns ein tolles Betätigungsfeld“, schwärmt Peter Werner.
 

Für und mit Leipzig

Einen Platz in der Leipziger Geschichte hat sich auch Peter Werner schon gesichert: Er war Teil einer Initiative, die 1998 am Platz der 1968 gesprengten Universitätskirche St. Pauli eine riesige Stahlinstallation errichtete. „Wir hatten das Jubiläum 30 Jahre Sprengung der Kirche und wollten mit der Stahlkonstruktion daran erinnern. Das Ziel war einfach, die Leipziger entscheiden zu lassen, was wollen wir an diesem Platz wieder haben.“

Gemeinsam mit dem Künstler Axel Guhlmann und der Architektin Jutta Schrödel erstellte die private Initiative nicht nur das Konzept, sondern sammelte auch die notwendigen finanziellen Mittel. Vater Günter Werner sprach zur Gedenkveranstaltung auf dem Augustusplatz, als Zeitzeuge der damaligen Sprengung ebenso wie als Beteiligter am Denkmal. Und auch ein zweites Wahrzeichen Leipzigs profitierte von der Mitarbeit der Werner-Familie: Die Glockenmänner und die drei Glocken auf dem Krochhochhaus wurden 1927 auf der Stahlkonstruktion von Edwin Werner gebaut, auch bei den späteren zwei Sanierungen mischten die Werners mit und erneuerten den Unterbau, dem die Figuren nicht nur ihren Halt, sondern auch ihre Beweglichkeit verdanken.

Günter und Peter Werner sind stolz auf die enge Verbindung zu ihrer Heimatstadt: „Wir haben über die 100 Jahre als Handwerker Einfluss auf Leipzig genommen, das ist schon etwas Besonderes.“ Und die Handwerkerfamilie wird Leipzig auch weiterhin treu bleiben, denn die nächste Generation steht schon in den Startlöchern: Söhne und Enkel Christoph und Sebastian Werner sind ebenfalls Metallbauer und im Unternehmen tätig. Auf die nächsten 100 Jahre!
 

Weitere Informationsquellen

 www.werner-balkone.de

Unternehmen im Fokus

Das Handwerk der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen bildet das Fundament der regionalen Wirtschaft. Verantwortungsvolle und clevere Unternehmer stehen mit ihren Namen für Qualität und Zuverlässigkeit. Um die Bandbreite des Wirtschaftsbereichs zu zeigen, werden unter der Überschrift „Unternehmen im Fokus“ in unregelmäßiger Folge Unternehmen exemplarisch vorgestellt.

Dieser Artikel ist auch im Deutschen Handwerksblatt – Ausgabe der Handwerkskammmer zu Leipzig 02/2016 erschienen.


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