Berufsorientierung im Handwerk. Bild: Atelier 211 / fotolia.com
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Handwerk fordert mehr Berufsorientierung

Die Vertreterinnen und Vertreter der Handwerkswirtschaft haben ein Forderungspapier verabschiedet, um bei den politischen Entscheidern Weichenstellungen für eine wirtschaftsorientierte Berufsorientierung anzuregen.
 

Sicherung des Fachkräftebedarfs durch kontinuierliche Berufsorientierung in allen Schulformen
 

Im Zeitalter von Digitalisierung, Transformation, veränderten Anforderungen in der Berufs- und Arbeitswelt, der demografischen Entwicklung und des Klimawandels kommt der beruflichen Bildung eine Schlüsselrolle zu. Sie eröffnet jungen Menschen durch Ausbildung, Weiterbildung und lebenslanges Lernen berufliche Perspektiven und Teilhabe.

Dennoch ist die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung noch nicht im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert. Bildungswege müssen endlich als gleichwertig behandelt werden, egal ob akademisch oder beruflich. Hierzu gehört eine echte ergebnisoffene Berufsberatung – und zwar in allen Schularten.

Noch nie war Berufsorientierung so wichtig wie heute. Auf der einen Seite stehen die Schülerinnen und Schüler, die in der Schule nicht alle ihre Möglichkeiten bei der Berufswahl aufgezeigt bekommen, auf der anderen Seite klagen Betriebe über den immer öfter ungedeckten Bedarf an Fachkräften in allen Branchen – besonders im Handwerk.

Aufgrund der Vielfalt der beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten brauchen junge Menschen eine qualitativ hochwertige und ergebnisoffene Unterstützung bei der Wahl ihrer Berufsweges. Dies bestmöglich zu leisten, liegt im gemeinsamen Interesse von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Die freie Entwicklung von Talenten und Potenzialen der jungen Menschen muss ermöglicht werden. Gleichzeitig ist der gesamtgesellschaftliche Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs zu beachten. Ein gesicherter Fachkräftenachwuchs ist für das Handwerk ein existenzieller Baustein für die Gestaltung der Zukunft.

Der Fachkräftemangel im Handwerk wird mehr und mehr zu einem volkswirtschaftlichen Problem. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen erreicht die Hochschulreife, davon beginnen rund drei Viertel ein Studium, ein Drittel aller Studienanfänger bricht sein Studium ab. Gleichzeitig blieben im Jahr 2021 allein im deutschen Handwerk fast 20.000 Ausbildungsplätze unbesetzt.

Gerade das Handwerk bietet auch für leistungsstarke Schulabsolventen attraktive Berufsperspektiven. Gut ausgebildete Führungskräfte für Betriebsübernahme und -nachfolge werden dringend gebraucht. In den nächsten zehn Jahren braucht allein im Kammerbezirk Leipzig ein Drittel aller Handwerksbetriebe einen Nachfolger. Hier bieten sich Karrieremöglichkeiten, die denen eines Studiums in nichts nachstehen.

Studienaussteigerinnen und -aussteiger, die sich im Anschluss für einen Weg der beruflichen Bildung entscheiden, unterstreichen die Relevanz der beruflichen Orientierung auch an den Gymnasien.

 

Handlungsempfehlungen zur Optimierung der Berufsorientierung
 

  • berufliche Orientierung für duale Ausbildungsberufe während der allgemeinbildenden Schulzeit – individuell, strukturiert, zielorientiert und aufeinander aufbauend
     
  • verbindliche Aus- und Weiterbildung von Lehrern an allgemeinbildenden Schulen zur dualen Berufsausbildung
     
  • Festschreibung von verbindlichen Praktika in dualen Ausbildungsberufen in Betrieben in allen Klassenstufen – insbesondere an Gymnasien
     
  • Flexibilisierung der möglichen Praktikumszeiten an allgemeinbildenden Schulen
     
  • Einrichtung von Wahlpflichtfächern an Gymnasien in einem Berufsfeld der dualen Berufsausbildung, zum Beispiel aus Elektrotechnik, Metalltechnik, Umwelt und Energie oder IT
     
  • regelmäßige Praxistage für alle Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 8 in dualen Ausbildungsberufen in Betrieben, überbetrieblichen Bildungsstätten oder Berufsschulen – beispielsweise einen Schultag pro Woche für zwei Monate
     
  • Förderung von Berufsorientierungspartnerschaften von Schulen/Klassen mit Handwerksbetrieben,
     
  • wissenschaftliche Evaluation bestehender Berufsorientierungsangebote hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Zielgruppengenauigkeit

Anika Dollmeyer

Matthias Forßbohm

Präsident

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Anika Dollmeyer

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Hauptgeschäftsführer

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