Beratung eines Existenzgründers. Bild: STEFFENMÜLLERFOTOGRAFIE - STEFFEN MÜLLER-KLENK
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Erster Sächsischer Gründerreport veröffentlicht: Gründungsgeschehen in Sachsen zunehmend im Wandel

Gute Arbeitsmarktlage bremst Existenzgründungen - Dienstleistungsbereich Gründungsschwerpunkt - Bedingungen für Gründungskultur verbessern

27. Juli 2012 | Der bundesweite Rückgang bei den Existenzgründungen spiegelt sich auch im Freistaat Sachsen wider. Zu diesem Ergebnis kommt der "Sächsische Gründerreport", den das Sächsische ExistenzgründerNetzwerk (SEN) erstmalig veröffentlichte. Grundlage für diese aktuelle Betrachtung des Gründungsgeschehens im Freistaat bildet die amtliche Gewerbestatistik.

Im gewerblichen Bereich (ohne Freiberufler und Landwirtschaft) erreichte die Zahl der "echten" Existenzgründungen in Sachsen im Jahr 2011 mit 15.378 ihren Tiefststand - das waren acht Prozent weniger als im Vorjahr (2010: 16.716). Der negative Gründungssaldo hält seit 2007 an. "Das Gründungsgeschehen in Sachsen befindet sich zunehmend im Wandel", dieses Fazit zieht Dr. Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig, die aktuell den Ratsvorsitz im SEN innehat. Ein Grund für diesen Rückgang liegt in der positiven Arbeitsmarktentwicklung der vergangenen Jahre. "In konjunkturell schwachen Zeiten wird der Schritt in die Selbständigkeit als Ausweg vor drohender Arbeitslosigkeit häufiger gewagt. Auch die restriktivere Gründungsförderung sowie demografische Faktoren haben eine dämpfende Wirkung auf die Gründungsintensität", so Hofmann.

Den Gründungsschwerpunkt innerhalb der gewerblichen Wirtschaft bildet weiterhin der Bereich der wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Dienstleistungen. Gut vertreten ist auch das Baugewerbe. Handel und Gastgewerbe weisen hingegen in den vergangenen Jahren eine unterdurchschnittliche Entwicklung der Gründungen auf. "Wünschenswert ist eine stärkere Intensität bei innovativen Gründungen vor allem im Technologiebereich, da gerade diese sich nachhaltig positiv auf die Entwicklung einer ganzen Region auswirken", ergänzt der IHK-Hauptgeschäftsführer.

"Während die Neueintragungen im Handwerk im Jahr 2010 gegenüber 2009 um knapp 8,5 Prozent zurückgingen, konnte im Folgejahr 2011 ein leichter Zuwachs von zwei Prozent verzeichnet werden und der Trend hält an", stellt Reinhard Schröter, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Leipzig fest. Im Handwerk ist das Gründungsgeschehen zunehmend von Unternehmensnachfolgen gekennzeichnet. "Eine gute Entwicklung, denn so werden Know-how und Arbeitsplätze erhalten", schätzt Reinhard Schröter ein.

Ausschlaggebender Faktor für eine erfolgreiche Existenzgründung ist die sorgfältige Vorbereitung. Beratung und Begleitung von Existenzgründern ist ein wichtiges Feld der Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern. In Sachsen helfen die Starter-Center der IHKs und Handwerkskammern mit einem vielfältigen Beratungs- und Informationsangebot. Das rückläufige Gründungsgeschehen wird auch in der Abnahme der Gründungsberatungen deutlich. Im Jahr 2011 holten sich gut 9.600 Gründer vertiefende Auskünfte zur Umsetzung ihrer Gründungsidee - 2009 waren es noch über 11.000.

"Da in Sachsen seit Jahren ein negativer Gründungssaldo zu verzeichnen ist, sollte die Politik dem Thema Existenzgründung besondere Aufmerksamkeit widmen", fordert Hofmann im Namen des Netzwerks. "Wir müssen wieder mehr für das Gründertum begeistern und die Rahmenbedingungen so gestalten, dass es sich lohnt, Unternehmer zu sein. Zur Verbesserung der Gründungskultur und Herausbildung einer höheren Gründungsneigung sehen wir zum Beispiel Reserven in der Vermittlung von gründungsbezogenen Inhalten in Schule und Berufsausbildung sowie in der Verankerung entsprechender Qualifizierungsangebote an Hochschulen."
 

Hintergrund: Sächsisches Existenzgründernetzwerk (SEN)

Das SEN ist eine Partnerschaft zwischen den Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern und der Sächsischen Aufbaubank - Förderbank - im Freistaat Sachsen. Seit 2003 engagiert sich das SEN für günstigere Startbedingungen Selbstständiger. Das Netzwerk unterstützt junge Unternehmer und Gründungswillige in der Region bei der Realisierung ihrer Vision. Zielstellung des Netzwerkes für Gründer ist es, wesentliche, leistungsfähige Partner bei der Beratung und Betreuung für Gründer in Sachsen aneinander zu binden, Synergien zu nutzen und Qualitätsstandards sicherzustellen. Dafür bündelt SEN Gründeraktivitäten und bedient sich intensiv bestehender Erfahrungen und Strukturen.

Pressemitteilung vom 27. Juli 2012

Marco Kitzing

Anett Fritzsche

Pressesprecherin

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